Jerry Cotton - 2905 - Ein Steckbrief fur den Tod
kommen wir noch zu sprechen. Sie wollten uns aber sagen, worin Ihre Mithilfe bestand.«
»Ich koordinierte die Lieferungen der erbeuteten Ware und zahlte den Einbrechern ihren Anteil aus. Anfangs hatte ich Angst vor diesen Typen. Aber andererseits schmeichelte es mir, dass Bill mir so sehr vertraute. Immerhin gingen ja viele tausend Dollar Bargeld durch meine Finger.«
Es war zweifellos ein Erfolg für das FBI, einen Großhehler aus dem Verkehr gezogen zu haben. Aber dadurch kamen unsere Ermittlungen im Mordfall Redmond auch nicht voran. Ich zeigte Pamela Swanson ein Foto des Opfers.
»Haben Sie diesen Mann schon einmal gesehen? Oder hat Bill Grant Ihnen gegenüber jemals den Namen Alex Redmond erwähnt?«
»Auf Ihrem Durchsuchungsbefehl für die Geschäftsräume stand ja, dass Sie im Mordfall Redmond ermitteln. Da habe ich den Namen zum ersten Mal mitbekommen, das müssen Sie mir glauben. Und das ist – oder war – Redmond? Ich habe ihn noch niemals gesehen. Bill hat seinen Namen auch niemals erwähnt, jedenfalls erinnere ich mich nicht daran.«
Das umfassende Geständnis der Chefsekretärin war zumindest ein Teilerfolg für uns. Aber die Verbindung zwischen Alex Redmond und Bill Grant kannten wir immer noch nicht.
***
Der Mordverdächtige schwieg beharrlich, während unsere Ermittlungen weiterliefen. Unsere Computerspezialisten konnten innerhalb weniger Stunden die passwortgeschützten Dateien in Grants Computer knacken. Die Liste von Einbrechern, mit denen er krumme Geschäfte machte, war für das NYPD wertvoller als für uns.
June Clark und Blair Duvall halfen Phil und mir dabei, sämtliche Angestellten von Grants Autohaus zu vernehmen. Aber offenbar hatte der Chef nur seine Sekretärin in seine geheime Geschäftemacherei eingeweiht. Das kam mir auch plausibel vor. Je mehr Mitwisser es gab, desto größer war die Gefahr einer Entdeckung. Außerdem hatte Grant offenbar Pamela Swanson psychisch von sich abhängig gemacht.
Beim Haftprüfungstermin ordnete der Richter Untersuchungshaft für Grant an, eine Kaution durfte nicht gestellt werden. Inzwischen ließ sich der Mörder von Lawrence Prescott vertreten, einem bekannten Strafverteidiger. Er war es auch, der mich eine Woche nach Grants Verhaftung in meinem Office anrief.
»Agent Cotton, mein Mandant ist nun zu einem Gespräch mit Ihnen und Agent Decker bereit. Allerdings erwartet er dafür ein Entgegenkommen von Ihrer Seite.«
Natürlich wusste auch der Rechtsanwalt, dass wir als FBI-Agents nicht über einen sogenannten Deal entscheiden durften. Also gab ich Paul Murphy von der Bezirksstaatsanwaltschaft Bescheid. Wir fuhren gemeinsam mit ihm nach Rikers.
»Sie haben mir ja berichtet, dass der Angeklagte bisher sehr verstockt war, Agent Cotton. Wie erklären Sie sich seinen plötzlichen Sinneswandel?«
»Wir haben damit begonnen, sein Hehler-Imperium zu zerlegen. Grant lebt in Rikers und nicht auf dem Mond. Zahlreiche Informationen und Gerüchte dringen auch hinter die Gefängnismauern. Grant wird mitbekommen haben, dass er erledigt ist. Früher oder später werden wir einen Zeugen finden, der uns die Verbindung zwischen dem Mörder und seinem Opfer erklären kann. Bevor es so weit kommt, tritt er offenbar die Flucht nach vorn an. Ein umfassendes Geständnis macht sich vor der Jury immer besser als ein Angeklagter, der die erdrückende Beweislast leugnet.«
»Bisher haben wir nur einige Haare von Grant in der Frauenperücke gefunden, das ist in meinen Augen noch keine erdrückende Beweislast«, meinte der Staatsanwalt. »Daher bin ich nicht unglücklich darüber, wenn der Angeklagte nun diese Tat endlich zugibt.«
Es wurmte mich, aber ich musste Paul Murphy innerlich recht geben. Bisher stand die Anklage gegen Grant auf äußerst wackligen Füßen. Im Grunde hatte der Täter uns durch seine abrupte Flucht einen Gefallen getan. Was wäre gewesen, wenn er in seinem Büro die Nerven behalten und einfach alles geleugnet hätte? Ich brach diesen Gedankengang ab.
Grant trug jetzt einen orangefarbenen Gefangenenoverall und war vom Wachpersonal in einen Besucherraum geschafft worden, wo er uns in Gegenwart seines Anwalts Lawrence Prescott erwartete.
»Mein Mandant wird Ihnen alles erzählen, was er über den Tod von Alex Redmond weiß«, sagte der Jurist zur Begrüßung. »Im Gegenzug erwarten wir ein Entgegenkommen der Staatsanwaltschaft.«
»Lassen Sie uns hören, was Sie zu gestehen haben«, forderte Paul Murphy. »Dann werde ich mir ein Urteil
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