Jerry Cotton - 2906 - Die Panama-Luege
Wucht auf den Wagen nieder, doch die Scheinwerfer leuchteten ausreichend weit und die Scheibenwischer gewannen den Kampf mit den Wassermassen.
»Entweder wartet der Botschafter auf eine SMS oder sein Akku ist fast leer«, sagte Phil.
Immerhin konnte uns so der Techniker zu einem Wohnviertel am Rande von Yaviza führen, in dem sich offenbar der Botschafter versteckt hielt. Schließlich ließ der Regen nach und wurde zu einem typischen Landregen, aber die vielen Schlaglöcher in der unbefestigten Nebenstraße ließen trotzdem eine zügigere Fahrweise nicht zu.
»Es muss das zweistöckige Holzhaus dort drüben sein«, sagte Phil.
Ich hielt den Jeep an und schaltete Motor sowie Scheinwerfer aus. Dann senkte ich die Seitenscheibe ein kleines Stück und lauschte. Außer dem Regen und gelegentlichen Vogelrufen war nichts zu hören. Das Haus lag völlig im Dunkeln, sodass ich nicht einmal sagen konnte, ob der Botschafter sich überhaupt darin aufhielt.
»Wir scheinen die Einzigen hier zu sein. Lass uns nachsehen, ob wir Botschafter Toble finden«, sagte ich schließlich.
Mein Partner nickte zustimmend und stieß bereits die Beifahrertür auf. Ich folgte seinem Beispiel und musste zunächst um eine mit Regenwasser gefüllte Pfütze herumgehen. Alle meine Sinne waren aufs Äußerste angespannt, da ich mit einer Falle rechnete. Mein Instinkt warnte mich. Doch wovor eigentlich?
»Jerry?«
Mein Partner hatte die drei Stufen zur Veranda erklommen und versuchsweise die Hand auf die Türklinke gelegt. Der Knauf ließ sich ohne Widerstand drehen und gewährte uns den ungehinderten Zutritt ins Haus. Mein Blick wanderte über die Fenster, hinter denen ich weiterhin keinen Lichtschein ausmachen konnte. Täuschte mein Instinkt sich?
»Ich gehe ums Haus. Gib mir drei Minuten«, sagte ich.
Phil nickte verstehend und gab die Eingangstür frei, um sich daneben an die Wand zu stellen. Von dieser Position aus konnte er auf die Geräusche aus dem Haus achten, aber auch die Straße im Blick behalten. Das Grundstück, auf dem die marode Holzvilla stand, befand sich in einem verwahrlosten Zustand. Der Boden wurde von Unkraut überwuchert und überall stieß ich auf Wohlstandsschrott, der hier einfach abgelegt worden war. Was hatte der Botschafter hier zu suchen?
Als ich an der Hintertür rüttelte, fand ich sie ebenfalls unverschlossen vor. Der Zustand von Haus und Grundstück ließ vermuten, dass hier schon länger niemand mehr wohnte. Mit der Glock im Anschlag schob ich mich ins Innere und blieb gleich darauf erneut stehen, um zu lauschen. Nichts!
Vielleicht wurde ihm lediglich sein Mobiltelefon gestohlen und wir jagten einem Gespenst hinterher. Daran hatten wir bislang noch überhaupt nicht gedacht. Ich schob mich vorsichtig durch die Küche des Hauses, trat auf den Flur und schaute zuerst in Richtung der offen stehenden Eingangstür. Dann wanderte mein Blick durch das mit Möbeln vollgestellte Wohnzimmer, um an einer Holztreppe zum Obergeschoss hängen zu bleiben.
»Phil? Alles ruhig hier«, rief ich leise.
Wäre da nicht mein Instinkt gewesen, hätte ich langsam an einen Fehlschlag geglaubt. Ich konnte jedoch das ungute Gefühl nicht abstreifen, dass uns jemand belauerte. Der Botschafter? Mein Partner war in den Flur gekommen und deutete die Stufen hinauf. Während Phil sich vorsichtig nach oben vortastete, deckte ich seinen Rücken. Dabei drückte ich auch die Haustür ins Schloss, die gleich darauf einen Splitterregen auf den Flur ergoss. Erst danach erreichte der Klang des Schnellfeuergewehrs meine Ohren und ich jagte die Stufen nach oben.
»Ich kann vier Männer ausmachen, die von der Straße her auf das Haus vorrücken«, rief Phil.
Ganze Salven aus automatischen Waffen wurden auf das morsche Holz abgefeuert. Die Einschläge der Projektile ließen das Haus erzittern und die Verständigung mit meinem Partner wurde immer schwieriger.
»Ich überprüfe die Rückseite«, rief ich.
In Windeseile war ich in einem spartanisch ausgestatteten Badezimmer und starrte hinunter in den verwahrlosten Garten.
»Hier sind wenigstens drei weitere Männer«, warnte ich Phil.
In diesem Augenblick verfluchte ich unsere Nachlässigkeit in Bezug auf die Ausrüstung. Phil und ich hatten es nicht einmal für erforderlich gehalten, die Schutzwesten anzulegen. Jetzt hätten wir auch die Schnellfeuergewehre bestens gebrauchen können. Für langes Hadern blieb keine Zeit, denn die Schützen zogen den Kreis ums Haus immer enger. Wenn Phil und ich
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