Jerry Cotton - 2906 - Die Panama-Luege
nicht los, bis wir endlich den Küstenabschnitt erreichten. Die Wagen rollten noch, während wir hinaussprangen.
»Sehen Sie den Schatten dahinten?«, fragte Agent Meola.
Wir rannten nebeneinander über eine Fläche mit Grasbüscheln, als er mich auf etwas draußen auf dem Wasser aufmerksam machte. Wenn ich mich sehr anstrengte, konnte ich die Konturen einer Jacht erkennen.
»Da liegt eine Jacht vor Anker. Sie scheint ganz schön groß zu sein«, antwortete ich.
Offenbar kannte Agent Anders sich besser damit aus, denn er bezeichnete das Boot als einen Kabinenkreuzer.
»Es ist garantiert hochseetüchtig und kann ohne Schwierigkeiten den Weg bis nach Kolumbien bewältigen«, sagte er.
Wir erreichten im gleichen Augenblick den flachen Strandabschnitt und ich schaute zufällig genau auf das Schlauchboot mit vier Personen an Bord. Die Gestalten waren bei der Dunkelheit nicht zu identifizieren.
»Deckung!«
Aus zwei Pistolen wurde gleichzeitig gefeuert und wir mussten uns schleunigst in Deckung bringen. Im Aufblitzen des Mündungsfeuers erkannte ich das bleiche Gesicht von Astrid Toble, womit auch die letzten Zweifel verflogen. Die Entscheidung von Agent Meola war goldrichtig gewesen, und so wie die Dinge lagen, hatten wir eine kleine Chance erhalten.
»Schießt auf das Schlauchboot«, rief ich.
Die modernen Schlauchboote wurden zwar nach einem sogenannten Kammerprinzip gebaut, doch wir mussten lediglich genug dieser Kammern treffen, um es als Transportmittel auszuschalten. Agent Meola und die anderen Kollegen der DEA eröffneten sofort das Feuer, sodass in der nächsten Minute diverse Kugeln in die Wände des Schlauchboots einschlugen. Während weiterhin zwei der Insassen auf uns feuerten, kauerte ein Mann am Heck des Bootes. Er versuchte offenbar, unter Hochdruck den Außenbordmotor zu starten. Ich zielte sehr sorgfältig und schoss schnell hintereinander.
»Gut gemacht, Jerry«, rief Agent Anders.
Es war keine leichte Aufgabe gewesen, den Mann in der Dunkelheit zu treffen. Urplötzlich wurden wir in grelles Licht getaucht. Geblendet kniff ich die Lider zusammen.
»Die Besatzung der Jacht versucht uns mit den Scheinwerfern zu blenden«, rief Agent Meola.
Bei mir funktionierte es auf jeden Fall ziemlich gut, denn im Augenblick sah ich nur bunte Sterne und nicht mehr die Gangster im Schlauchboot. Dennoch arbeitete ich mich vorsichtig weiter vor und schoss regelmäßig auf die nur schwer zu erkennenden Gestalten. Irgendwann krachte ein letzter Schuss und dann stellte sich überraschend Ruhe ein.
»Was ist passiert?«, fragte ich verblüfft.
»Das kann ich auch nicht genau sagen. Vielleicht schwimmen die Gangster zur Jacht hinaus, um uns zu entkommen«, erwiderte Agent Anders.
In einem weiten Halbkreis näherten wir uns dem fahruntüchtigen Boot. Wir mussten jederzeit mit erneuter Gegenwehr rechnen, doch die blieb aus. Als ich die reglose Gestalt im Boot ausmachte, ahnte ich Böses. Da immer noch mehrere Scheinwerfer von der Jacht her den Strand hell ausleuchteten, war der schmale Körperbau gut zu erkennen. Ich drehte die Frau auf den Rücken und stieß einen leisen Fluch aus. Agent Meola trat neben mich.
»Anscheinend wurde die Frau des Botschafters zu einer Belastung. Moreno und eine zweite Person schwimmen zur Jacht hinüber«, sagte er.
Seine Kollegen hatten das Schießen eingestellt, da sie auf diese Distanz bestenfalls auf einen Glückstreffer setzen konnten. Unsere letzte Hoffnung blieb der Kollege der DEA mit seinem schnellen Boot.
***
Bei meiner Ankunft in Washington D.C. fühlte ich mich wie gerädert. Die wenigen Stunden Schlaf im Flugzeug genügten nicht, um die Anstrengungen der letzten Tage vergessen zu machen. Als ich ins Büro meines Partners kam, erwartete Phil mich mit frischem Kaffee und vielen Fragen.
»Die Flucht von Moreno hätte klappen können. Durch unser Auftauchen an dem Strandabschnitt verzögerte sich aber die Abfahrt der Jacht so erheblich, dass das Boot der DEA noch rechtzeitig am Ort des Geschehens eintraf«, sagte ich.
Bei dem Feuergefecht am Strand hatten wir lediglich den Bootsführer des Dhingis ausschalten können. Carlos Moreno hatte mit eigener Hand seine Geliebte erschossen, um zusammen mit der Killerin schwimmend zu fliehen.
»Die nette Gabriela Vasquez war also in Wirklichkeit eine eiskalte Killerin«, staunte Phil.
Mein Partner kramte die Erinnerungen an den Tag hervor, an dem wir Botschafter Toble in der Wohnung der schönen Gabriela abgeholt hatten. Wir
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