Jerry Cotton - 2908 - Die Fackel der Vergeltung
eigentlich«, meinte er. »Aber der Täter hat es so eingesetzt, dass es sich relativ schnell ausbreitet. Er hat einen Kanister oder etwas in der Art verwendet und einen simplen Zeitzünder. Das Benzin wurde gezündet, der Kanister fing an zu brennen und das Benzin floss heraus und verteilte sich hier im Raum, gelangte unter der Tür durch in den Flur und breitete sich von dort weiter aus. Ich habe die Art der Vorgehensweise und die verwendeten Bauteile in den Computer eingegeben und er hat den Feuerteufel von Boston als möglichen Täter ausgespuckt. Das trifft übrigens auch auf das Feuer von gestern zu, das eine kleine Lagerhalle dem Erdboden gleichgemacht hat. Der Sachschaden dort hielt sich allerdings in Grenzen und es wurde niemand verletzt.«
»Besteht die Chance, den Täter über die verwendeten Bauteile zu identifizieren?«, fragte ich.
McLintock schüttelte den Kopf. »Nein, da sehe ich schwarz. Ich gehe allerdings davon aus, dass es sich um jemanden handelt, der einfach nur Feuer legen will, keinen ›Künstler‹, wenn Sie so wollen, der experimentiert und sich weiterentwickelt. Sonst hätte er im Laufe der Zeit sicherlich andere Brandbeschleuniger ausprobiert, wie etwa ein Gemisch aus Benzin und Kerosin oder ein Termitgemisch. Aber hier haben wir es einfach mit Benzin zu tun, was leicht zu beschaffen und einfach zu handhaben ist.«
»Und wie viel Benzin hat er eingesetzt?«, fragte Phil.
»Wahrscheinlich etwa drei bis vier Gallonen«, antwortete McLintock.
»Das entspricht rund zwanzig Pfund, die ein Mann relativ leicht tragen kann«, meinte Phil. »Aber ein Kanister von dieser Größe ist auch nicht unauffällig. Wir sollten die Leute, die sich in den letzten Tagen im Gebäude aufgehalten haben, befragen. Vielleicht ist jemandem etwas aufgefallen.«
Ich nickte zustimmend. Wir schauten uns weiter im Bereich des Brandherds um und McLintock wies uns auf einige weniger offensichtliche Merkmale des Brandes hin.
»Wir sollten noch einen Blick auf die Leiche werfen«, meinte Phil.
»Ja, ich begleite Sie nach oben«, meinte McLintock und ging los, ohne eine Reaktion von uns abzuwarten.
Wir benutzten die Treppe. Dort waren ebenfalls die Spuren des Feuers zu sehen, wobei sie weiter oben weniger deutlich zutage traten.
»Hier hat es nicht gebrannt, nicht wahr?«, fragte ich den Brandexperten, als wir den vierten Stock fast erreicht hatten.
Er schüttelte den Kopf. »Nein, das Feuer hat sich nur bis zum ersten Stockwerk ausgebreitet, dann konnten meine Kollegen es eindämmen. Das Problem waren Baumaterialien, die im Erdgeschoss gelagert wurden. Da waren viele Kunststoffe dabei. Das gab eine Menge Rauch, der sich über die Flure, Lüftungsschächte und das Treppenhaus überall verteilt hat. Eines der Hauptprobleme dabei war, dass die vorgeschriebenen feuerfesten Türen zum Treppenhaus noch nicht eingesetzt worden waren.«
»Also ist der Nachtwächter erstickt und nicht verbrannt«, folgerte ich.
»So sieht es aus«, meinte Dr. Drakenhart, die im vierten Stockwerk, das wir gerade erreicht hatten, stand.
Wir begrüßten uns kurz.
»Es sind keine Brandwunden oder äußeren Anzeichen von starker Hitzeeinwirkung bei der Leiche zu erkennen«, erklärte die Forensikerin weiter. »Interessant ist die Tatsache, dass der Mann keine Schuhe anhatte. Die haben wir etwas weiter in einem Raum neben einem Sofa gefunden. Dort stand auch eine leere Flasche Bier.«
»Hat er ein Nickerchen gemacht?«, fragte Phil.
»Das wäre der naheliegende Schluss«, meinte Dr. Drakenhart. »Offenbar hat er seinen Job nicht allzu ernst genommen und ist vom Feuer beziehungsweise dem Rauch überrascht worden.«
»Und es gibt keine Zeichen von Gewalteinwirkung?«, fragte ich nach.
Sie schüttelte den Kopf. »Nicht, soweit wir bisher wissen. Aber mit Sicherheit kann ich das erst nach Abschluss der Untersuchung sagen. Mein aktueller Befund lautet, dass er erstickt ist.«
»Das passt zu der Annahme, dass es sich um den Feuerteufel von Boston handelt, der noch nie jemanden getötet hat«, meinte Phil. »Wir sollten die Tatsache, dass es diesmal anders gelaufen ist, an die Medien weitergeben. Vielleicht hält ihn das davon ab weiterzumachen.«
»Das sollte kein Problem sein, das ist für die ja ein gefundenes Fressen«, meinte McLintock. »Wobei ich meine Zweifel habe, dass das den Täter aufhalten wird.«
»Es ist eine Chance«, sagte ich. »Und die werden wir auf jeden Fall nutzen, um weiteren Schaden zu verhindern. Besser wäre es
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