Jerry Cotton - 2908 - Die Fackel der Vergeltung
sich bei ihm eingehakt hatten. Die junge Dame am Eingang ließ die drei ohne viele Worte eintreten.
So ging es mehrere Stunden lang. Erst gegen Mitternacht wurde es ruhiger. Wenn wir richtig gezählt hatten, mussten um die Zeit alle Besucher wieder gegangen sein.
»Da, jetzt geht auch die Dame vom Empfang«, meinte Phil.
Kurz darauf verließen noch ein paar junge Frauen das Gebäude.
»Das waren wohl die Kellnerinnen«, sagte ich.
Kurz darauf erschien Mulligatany im Eingang, schaute kurz raus auf die Straße und ging dann wieder ins Gebäude, wobei er die große Tür hinter sich schloss.
»Dann haben die jetzt wohl Feierabend«, sagte Phil.
Er informierte die Agents Dexman und Mulgrew, die nach wie vor auf Posten waren.
Nach Mitternacht wirkte dieser Bereich von Jersey City wie ausgestorben. Nur in wenigen Wohnungen brannte noch Licht, und kaum ein Fußgänger verirrte sich auf die Straße. Ab und zu kam ein Auto vorbeigefahren.
»Ruhige Wohngegend«, meinte Phil, nahm das Fernglas in die Hand und schaute durch. »Da tut sich nichts.«
»Wenn wir den richtigen Verdacht haben, wird das schon noch passieren«, sagte ich.
»Und wenn nicht?«, konterte Phil. »Dann sitzen wir hier umsonst herum, während der Brandstifter fröhlich das nächste Feuer entzündet.«
Phil hatte recht. Wir hatten gute Chancen, dass Mulligatany der Täter war. Einiges sprach dafür. Wir konnten uns aber auch irren. Falls ja, wäre wieder eine Chance verstrichen, den wahren Täter zu fassen.
Die Zeit schien nicht vergehen zu wollen. Ich konnte Phils Abneigung gegen diese schier endlose Warterei verstehen. Es war, als verschwendete man Zeit seines Lebens, von der man ja nur eine begrenzte Menge zur Verfügung hatte.
Es war gegen zwei, als ich plötzlich eine Bewegung beim observierten Gebäude wahrnahm. Die Eingangstür öffnete sich und eine dunkle Gestalt trat heraus. Sie schaute sich um und ging dann von uns aus gesehen nach links, die Straße hinunter.
»Warte hier, ich gehe hinterher«, meinte Phil. »Es wäre zu auffällig, ihn jetzt mit dem Wagen zu verfolgen.«
Ich nickte nur. Phil stieg aus und verfolgte die Gestalt, die bereits aus meinem Gesichtsfeld verschwunden war.
»Verdammt, wo ist er?«, hörte ich Phil kurz darauf über Handyverbindung.
»Hast du ihn verloren?«, fragte ich ungläubig.
»Er kann nicht weit sein, im Moment sehe ich ihn aber nicht«, hörte ich Phils flüsternde Stimme. »Moment mal, da startet jemand einen Wagen – er fährt aus einer Garage, einen halben Block vom alten Fabrikgebäude entfernt. Ja, es ist ein schwarzer Ford Explorer. Ich muss in Deckung gehen, einen Augenblick.«
Phil verstummte. Ich ließ die Scheibe der Seitentür ein wenig herunter und hörte das Geräusch eines näher kommenden Wagens. Dann sah ich ihn. Er fuhr die Straße entlang, von meiner Position aus gesehen von links nach rechts. Sicherheitshalber ging ich in Deckung, um nicht gesehen zu werden.
Als er vorbei war, startete ich den Motor. Phil kam angerannt und stieg ein. Dann fuhr ich los.
Es war nicht schwer, dem Explorer zu folgen, da er nicht sehr schnell fuhr. Offenbar wollte er nicht auffallen.
Phil informierte die Agents Dexman und Mulgrew. Sie blieben vor Ort und observierten weiter. Immerhin bestand die Chance, dass es sich bei der Person, die wir verfolgten, nicht um Mulligatany handelte. Was, wenn es Miss Che-Wang war, die den Explorer fuhr, um uns abzulenken? Unwahrscheinlich, aber möglich.
Wir setzten die Verfolgung fort. Der Wagen fuhr in Richtung Osten, über den Hudson nach Manhattan. Genau, wie wir es erwartet hatten.
Bei dem spärlichen Verkehr um diese Nachtzeit musste ich darauf achten, nicht zu nah aufzufahren, um nicht aufzufallen. Dabei bestand aber gleichzeitig die Gefahr, den Explorer aus den Augen zu verlieren.
»Da, er ist hier rechts abgebogen«, meinte Phil, als wir Manhattan bereits erreicht hatten.
Ich riss das Lenkrad herum. Der Wagen war abgebogen, ohne den Blinker zu setzen.
Es dauerte noch gut fünfzehn Minuten, dann endlich hielt der Explorer an. Ich reagierte sofort und stoppte ebenfalls, etwa einhundert Yards von dem anderen Wagen entfernt.
»Und? Was macht er?«, fragte ich Phil, der durch sein Fernglas schaute.
Phil zögerte einen Augenblick, bevor er antwortete. »Er holt etwas aus dem Wagen, einen Koffer – nein, einen Kanister. Treffer! Wir haben ihn!«
»Endlich!«, sagte ich.
Damit war klar, dass wir die richtige Person hatten. Um sie aber festnehmen und
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