Jerry Cotton - 2908 - Die Fackel der Vergeltung
die andere Seite, die Leben, die man rettet, die guten Dinge, die man bewirken kann. Und das ist es eigentlich, was die Faszination dieses Jobs ausmacht.«
»Ja, Sie haben recht, es sind die guten Dinge, die man bewirken kann, die einen bei der Stange halten«, stimmte McLintock zu.
Als wir vor Mr Highs Büro ankamen, begrüßte Helen uns. Unser Chef erwartete uns und McLintock bereits. Wir hatten ihn während der Fahrt darüber informiert, dass wir nicht alleine kommen würden.
»Und wo wollen Sie ansetzen?«, fragte Mr High, nachdem wir ihn über unsere vorliegenden Erkenntnisse aufgeklärt hatten.
»Zuerst wollen wir die existierenden Fallakten durchgehen«, antwortete ich. »Die Informationen, die die Ermittler in Boston und Washington zusammengetragen haben, könnten für uns von Interesse sein. Vielleicht existieren Übereinstimmungen, zum Beispiel dass die in Brand gesetzten Gebäude bei den gleichen Gesellschaften versichert waren. Oder es handelt sich um ähnliche Baujahre, Baustile oder etwas in dieser Art. Dann könnten wir zum einen dem Täter näherkommen und zum anderen den Kreis der möglichen Ziele eingrenzen.«
»Ja, denn wenn es sich tatsächlich um den Feuerteufel von Boston handelt, ist damit zu rechnen, dass er noch fünf weitere Gebäude in Brand setzt«, sagte McLintock.
»Das muss auf jeden Fall verhindert werden«, sagte Mr High ernst. »Auch wenn die Verbrechensrate in New York leicht zurückgegangen ist, geschehen hier immer noch zu viele Straftaten. Ein Brandstifter, der in großem Stil Gebäude zerstört und Menschenleben gefährdet, könnte andere dazu verleiten, das Gleiche zu tun. Dann hätten wir ein ziemliches Problem. Demonstrieren wir der Bevölkerung und potenziellen Trittbrettfahrern also, dass wir der Sache gewachsen sind, indem wir den Täter fassen.«
»Das werden wir«, sagte ich selbstsicher.
Natürlich hatte ich aufgrund der guten Bilanz unserer letzten Fälle allen Grund dazu, mir sicher zu sein. Allerdings hatten wir bisher nicht viel in der Hand. Keine Zeugen, kein Motiv und keinen Kreis von Verdächtigen.
Wir baten Mr High um Unterstützung bei der Auswertung des Videomaterials, das Phil beschlagnahmt hatte. Er sagte dies zu. Anschließend verließen wir sein Büro.
»Ihr Chef scheint ein Mann mit viel Erfahrung und äußerst kompetent zu sein«, bemerkte McLintock auf dem Weg zu unserem Büro.
»Ja, das ist er«, antwortete ich ernst.
»Die Akten sind unterwegs, per Blitzkurier«, meinte Phil, nachdem er telefoniert hatte.
»Dann nutzen wir die Zeit am besten, indem Sie uns ein wenig über Brandstifter und Pyromanen im Allgemeinen und den vorliegenden im Speziellen erzählen«, sagte ich zu McLintock.
Der setzte sich. »Gerne, ist ja mein Spezialgebiet. Wobei ich, wie gesagt, selten mit echten Pyromanen zu tun hatte. Die meisten Täter waren weniger am Feuer an sich als an dem Schaden und der Entschädigung durch die Versicherung interessiert.«
»Daher werden wir das bei diesem Fall natürlich auch prüfen«, sagte ich. »Aber wenn es in diesem Fall nicht um Versicherungsbetrug geht, könnte es dann nicht sein, dass der Täter in der Vergangenheit ein Trauma durch Feuer davongetragen hat? Das könnte ihn doch zu einem Pyromanen gemacht haben, nicht wahr?«
McLintock nickte. »Prinzipiell schon. Ein Pyromane liebt das Feuer, findet es selbst und manchmal auch seine Zerstörungskraft faszinierend. Daher ist davon auszugehen, dass die meisten Pyromanen den Brand beobachten. Das kann direkt sein oder aber auch über technische Hilfsmittel wie Video. Und die meisten bevorzugen offene Brände. Die können klein anfangen, sich aber zu enormen Bränden ausweiten.«
»Wir haben ja beim letzten Brand ein paar Fotos und Videoaufnahmen der Schaulustigen gemacht«, meinte Phil. »Vielleicht war der Täter ja immer noch beziehungsweise wieder vor Ort. Wenn wir das bei eventuellen weiteren Bränden wiederholen, erhalten wir vielleicht einen Treffer, jemanden, der wiederholt auftaucht.«
»Das wäre eine weitere Chance, den Täter zu fassen«, sagte ich. »Was mich nur wundert, ist, dass er so kontrolliert zuschlägt – nur einmal im Jahr, eine Woche lang. Ist das nicht etwas untypisch? Der Zwang, Feuer zu legen, müsste doch permanent vorhanden sein, oder nicht?«
McLintock winkte ab. »Da müssen Sie mich nicht fragen, von Psychologie habe ich wenig Ahnung. Aber ich denke, dass Sie recht haben. Das Timing ist ungewöhnlich.«
»Vielleicht ist der Kerl während
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