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Jerry Cotton - 2909 - Rache ist ein einsames Geschaeft

Jerry Cotton - 2909 - Rache ist ein einsames Geschaeft

Titel: Jerry Cotton - 2909 - Rache ist ein einsames Geschaeft Kostenlos Bücher Online Lesen
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empfindlich zog, war die Luft innen stickig und verbraucht. Es roch nach Schweiß und altem Fett. Wir durchquerten die schmale Küche, die verschrammt, aber aufgeräumt war.
    Auf einer Art Couch im Wohnbereich saß zwischen verschlissenen Decken und Kissen eine verlebt aussehende Frau, deren Blick sich nur kurz und apathisch von einem Fernsehbildschirm zu uns und wieder zurückbewegte. Ein Hund undefinierbarer Rasse hockte neben ihr und knurrte dumpf. Hamilton versetzte ihm als Antwort einen Schlag auf den Kopf und das Tier sprang winselnd auf und verzog sich in eine der dunklen Ecken des benachbarten Raumes. Aus dem kam ein junger Mann, den Phil und ich erstaunt ansahen.
    Er hatte das schwarze Haar und die dunklen Augen seines Vaters geerbt. Und die gesunde Attraktivität irgendeines hier nicht anwesenden Verwandten. Der junge Mann sah aus wie ein Männermodel und passte so wenig in diese Umgebung wie mein Jaguar zwischen die zerbeulten Angebote eines drittklassigen Gebrauchtwagenhändlers. Mir fiel ein, dass Mary Hamilton zum Zeitpunkt ihres Verschwindens ebenfalls eine auffällige, bildhübsche 18-Jährige gewesen war.
    »Das ist Hank, unser Sohn«, erklärte Hamilton senior.
    »Wie alt sind Sie, Hank?«, wollte ich wissen.
    »Er ist 27«, antwortete sein Vater.
    »Dann war er also elf oder zwölf, als Mary verschwand.«
    Der Kopf von Mrs Hamilton bewegte sich ruckartig in meine Richtung, kaum dass ich die Worte ausgesprochen hatte.
    »Mary? Haben Sie sie gefunden?« Kenneth Hamilton schloss und öffnete seine Fäuste, als wolle er jemanden damit zermalmen.
    »Wir haben ernst zu nehmende Hinweise, wo sie sein könnte.«
    Hank zog die Augenbrauen nach oben und schaute verunsichert auf seine Mutter, die gerade ein ächzendes Geräusch von sich gegeben hatte.
    »Sie meinen, sie lebt noch?« Ungläubigkeit zeichnete sich auf dem Gesicht des Bruders ab.
    »Leider nein. Ich befürchte, wir werden nur noch ihre sterblichen Überreste finden. Sobald wir mehr wissen, erhalten Sie natürlich Nachricht.« Ich drehte mich zu Mr Hamilton um. »Unser Besuch bei Ihnen hat einen anderen Grund.«
    Wir fragten nach Susanna Parker und Dr. Doris Gillmore. Weder die Namen noch die Fotos der ermordeten Frauen riefen mehr als Kopfschütteln hervor. Nachprüfbare Alibis konnte uns indessen keiner der drei nennen. Mrs Hamilton tat außer dem bescheidenen Versuch, ein ganz normales Hausfrauendasein zu führen, anscheinend nichts anderes, als vor dem Fernseher zu sitzen. Kenneth Hamilton gab an, an den fraglichen Abenden mit ihr zu Hause gewesen zu sein, was seine Frau unaufgeregt bestätigte. Hank jedoch wirkte nervös. Auch er wollte zunächst mit seinen Eltern zusammen hier gewesen sein, geriet aber ins Stottern, als wir etwas konkreter nachfragten. Schließlich fiel ihm ein, dass er an einem der Abende, nämlich am Todestag von Dr. Gillmore, Pizza in West New York ausgefahren und danach dort bei einem Kumpel übernachtet hatte.
    »Einer meiner zwei Jobs«, erklärte Hank, der im Sommer bei jeder sich bietenden Gelegenheit noch gelegentlich auf dem Bau arbeitete.
    ***
    Das zweite von Hines’ Opfern, dessen Leiche nie gefunden worden war, hieß Phoebe Cline. Sie entstammte einer völlig anderen sozialen Schicht als die Hamiltons. Zum Zeitpunkt von Phoebes Verschwinden waren die Clines eine ganz normale Mittelstandsfamilie.
    Der Vater besaß eine Musikalienhandlung in Manhattan, die Mutter gab Klavierunterricht. Ihre Kinder, zwei Mädchen, gingen auf Privatschulen, nahmen Reitunterricht und verbrachten die Sommerferien abwechselnd in Kanada und Frankreich. Doch nichts von dem, was einmal war, hatte noch Bestand. Ein Alibi, das erkannten wir nach kurzer Recherche, würde uns keiner der Clines mehr geben können.
    »Phoebes Mutter gab sich die Schuld am Verschwinden ihrer Tochter und brachte sich um. Der Vater fing nach diesem weiteren Schicksalsschlag an zu trinken und verunglückte im volltrunkenen Zustand tödlich mit seinem Wagen. Phoebes jüngere Schwester, die einzige Überlebende dieser Katastrophe, kam bis zur Volljährigkeit in eine Pflegefamilie. Danach verliert sich ihre Spur.«
    Ich schlug die alte Akte zu und schob sie Phil hinüber, der nur leicht den Kopf schüttelte ob der schweren Schläge, die diese Familie getroffen hatte. Wir saßen in unserem Büro im 23. Stockwerk des Field Office und sahen in die stockdunkle Nacht vor unseren Fenstern hinaus. Phil verschränkte die Arme hinter dem Kopf und dachte kurz nach, dann

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