Jerry Cotton - 2909 - Rache ist ein einsames Geschaeft
Scheidung musste ich irgendwie Geld verdienen. Ein Job in der Öffentlichkeit, womöglich mit Publikumsverkehr, kam für mich nicht in Frage. Da besann ich mich auf meine Fähigkeiten und bot diese Kolumne an. Natürlich unter einem Pseudonym. Sie ist inzwischen sehr erfolgreich.« Die letzten Worte sprach sie mit spürbarem Stolz aus. »Aber deswegen sind Sie doch nicht hier, Agents, oder? Also – was gibt es?« Die Frau, die uns jetzt gegenübersaß, hatte sich verändert. Aufrecht saß sie da, ihr direkter Blick verlangte eine klare Antwort.
»Miss Culver, Sie und Ihre Töchter sind eventuell in Gefahr.«
Ihre Hand fuhr zum Hals und ihre Augen weiteten sich.
»Frank …«, hauchte sie, während Angst und Schmerz aus ihrem Blick sprachen.
»Nein. Miss Culver, Ihr Ex-Mann bedroht Sie nicht. Ehrlich gesagt ist er sogar derjenige, der versucht, Sie zu schützen. Er hat uns mitgeteilt, dass jemand ihm eine unmissverständliche Warnung hat zukommen lassen. Dieser Jemand bedroht Sie. Wir nehmen diese Drohungen inzwischen sehr ernst und würden Sie alle drei gerne in einer geschützten Umgebung wissen, weil Sie hier in Ihrer Wohnung nicht mehr sicher sind. Das FBI hat bereits für ein sicheres Apartment gesorgt. Deswegen sind wir hier: um Sie und Ihre Tochter Betty von hier wegzubringen.«
Ich machte eine Pause, um zu sehen, wie das Gesagte auf Marge Culver wirkte. Verwirrt sah sie zu mir und Phil herüber.
»Aber wer sollte uns denn bedrohen? Wir haben mit all den schrecklichen Dingen, die mein Ex-Mann getan hat, nichts zu tun!«
»Es geht nicht um Sie.« Phil beugte sich nach vorn und berührte Marge Culver kurz am Arm. »Derjenige, der diese Drohungen ausgesprochen hat, will Ihrem Ex-Mann damit schaden. Will ihn leiden sehen. Rache nehmen für etwas, was ihm einmal angetan wurde. Dieser Unbekannte weiß, dass Sie und Ihre beiden Töchter Ihrem Ex-Mann sehr viel bedeuten. Daher hat er ihn wissen lassen, dass Sie in Gefahr sind.«
Marge Culver lächelte ein trauriges Lächeln.
»Frank ist auf Rikers Island, er wird die Gefängnisinsel nie wieder verlassen, wie sollte das möglich sein?«
»Mistress Culver, sagen Ihnen die Namen Susanna Parker und Dr. Doris Gillmore etwas?«, fragte Phil.
»Aber ja, Agent Decker. Susanna ist eine ehemalige Nachbarin. Und Dr. Gillmore ist eine Psychologin. Sie leitete eine Selbsthilfegruppe für traumatisierte Frauen.«
Etwas in unserer Mimik musste ihr Angst gemacht haben, denn plötzlich griff sie sich an den Hals.
»Warum fragen Sie nach den beiden Frauen?« Jetzt flüsterte Hines’ Ex-Frau nur noch.
»Mistress Culver, beide Frauen sind ermordet worden. Und zwar auf genau dieselbe Weise, in der Ihr damaliger Mann seine Opfer getötet hat. An Armen und Beinen gefesselt, erstickt unter einer Plastiktüte, erst danach die Kehle durchgeschnitten. Dass die Opfer erstickt wurden, darüber hat die Presse nicht berichtet, weil außer den ermittelnden Behörden niemand Kenntnis davon hat. Aber jemand, vermutlich der Täter selbst, hat es geschafft, Ihrem Ex-Mann eine entsprechende Nachricht in seine Zelle zu schmuggeln. Mit einer deutlichen Warnung, dass Sie und Ihre Töchter die nächsten Opfer sein könnten.«
Während ich sprach, weiteten sich Marge Culvers Augen in Panik.
»Sie sehen also, Mistress Culver, wir müssen Sie in Sicherheit bringen. Rufen Sie Betty an, sagen Sie ihr nichts, nur, sie soll sich krankmelden. Wir lassen sie durch eine FBI-Mitarbeiterin abholen. Packen Sie in der Zwischenzeit ein paar Sachen für sich und Ihre Tochter ein. Machen Sie kein Aufheben und sprechen Sie mit niemandem. Sobald Betty hier ist, werden Sie beide in ein bewachtes Apartment gebracht.«
Marge Culver schluckte ein paar Mal heftig.
»Clarice«, sagte sie hilflos.
»Clarice ist die ältere Ihrer beiden Töchter, diejenige, die nicht hier wohnt?«, vergewisserte ich mich.
Marge Culver bejahte nervös. »Sie hat eine eigene Wohnung. Aber sie ist … ich weiß nicht, wo sie ist. Sie hat jemanden kennengelernt, wollte das vergangene Wochenende in Atlantic City verbringen. Seither habe ich nichts mehr von ihr gehört.«
Alarmiert blickten Phil und ich uns an.
»Wie heißt der Mann?«, fragte ich.
»Clarice hat keinen Namen genannt. Sie ist immer sehr zurückhaltend, was diese Dinge anbelangt.«
Wir erfuhren, dass Clarice Culver mit ihrer Mutter vor zwei Jahren zurück nach New York gezogen war, sich aber bald ein eigenes Apartment im Meatpacking District genommen hatte.
»Rufen
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