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Jerry Cotton - 2909 - Rache ist ein einsames Geschaeft

Jerry Cotton - 2909 - Rache ist ein einsames Geschaeft

Titel: Jerry Cotton - 2909 - Rache ist ein einsames Geschaeft Kostenlos Bücher Online Lesen
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blieb an der Tür stehen und lauschte, das Ohr an die Tür gelegt. Ein leises Scharren kam von innen, jemand stöhnte, dann klirrte etwas metallisch. Dem erfahrenen Agent stellten sich buchstäblich die Nackenhaare auf. Alles an der Situation sprach von Gefahr. Vorsichtig drehte er sich wieder zu der anderen Apartmenttür um. Die beiden Wohnungen lagen genau nebeneinander.
    Der FBI-Mann zögerte nicht und öffnete die Tür leise und völlig problemlos mit einem entsprechenden Werkzeug. Der Riegel schnappte zurück und Blair zog seine Dienstwaffe. Vorsichtig schob er mit dem Fuß die Apartmenttür auf. Das Zimmer dahinter war leer, ebenso wie die kleine Küche und das Bad.
    Es gab keinen Balkon, aber die tief gezogenen Fenster mit den hüfthohen Metallgittern davor würden einen Blick in die danebenliegende Wohnung erlauben, wenn er so etwas wie einen Spiegel hätte. Blair drehte sich um und lief ins Bad. Dort war ein überdimensionaler, runder Kosmetikspiegel an einem Scherengitter befestigt. Mit einem Messer aus der Küche schraubte er es ab. Dann verhakte er den Kunststoffstiel eines Besens in dem Gitter.
    Er öffnete das Fenster und schob den Besenstiel langsam hinaus, bis er über den daran befestigten Spiegel in das Apartment nebenan blicken konnte. Was er sah, versetzte ihn in höchste Alarmbereitschaft.
    Einer der FBI-Agents hing, mit seinen Handschellen gefesselt und überdies geknebelt, an einem Heizungsrohr. Von Marge, Betty und dem zweiten Bewacher war nichts zu sehen. Im ganzen Zimmer herrschte ein absolutes Durcheinander. Umgeworfene Möbelstücke und zerbrochene Lampen zeugten von einem Kampf.
    Blair zog sich sofort zurück und rief in der Zentrale an. »Ich brauche umgehend Verstärkung. Und informiert Jerry und Phil. Jemand ist ins Apartment eingedrungen.« Dann ging er wieder auf den Gang hinaus. Er würde nicht auf die Verstärkung warten. Nach allem, was er über die Täterin wusste, kam es jetzt auf jede Minute an.
    ***
    Betty Culver zitterte so sehr, dass ihre Zähne laut klappernd aufeinanderschlugen. Ihre Mutter Marge lag, an Armen und Beinen gefesselt, neben ihr. Sie war bewusstlos und atmete kaum noch.
    »Deborah Ann, bitte!«, flehte sie. Sie kannte die dunkelhaarige Frau als Anwältin ihrer Mutter und Bekannte ihrer Schwester Clarice. Aber noch nie hatte sie die Frau als derartig aggressiv und bedrohlich empfunden. Es hatte ganz harmlos angefangen. Deborah Ann war an der Tür erschienen und hatte dem FBI-Agent, der sie und ihre Mutter bewachte, gesagt, Agent Cotton hätte sie geschickt.
    »Er hat mir die Adresse gegeben, damit ich mit meiner Klientin, Marge Culver, sprechen kann.«
    Und ihre Mutter hatte das auch noch bestätigt. Sie schien heilfroh gewesen zu sein, Deborah Ann zu sehen.
    »Wo ist Clarice? Haben Sie etwas herausgefunden?«, hatte sie gefragt. Deborah Ann hatte genickt und sie beide gebeten, ins Schlafzimmer zu gehen, während sie draußen noch etwas mit dem Agent klären wollte. Gleich darauf hatten sie etwas zu Bruch gehen hören und kurz darauf aufgeregte Stimmen und einen dumpfen Knall. Sie konnten nicht eingreifen, denn Deborah Ann musste beim Hinausgehen die Schlafzimmertür verschlossen haben.
    Inzwischen wusste Betty, dass die Anwältin nacheinander die beiden Agents überrumpelt und ausgeschaltet hatte. Sie hatte ihnen, fast beiläufig, ein Elektroschockgerät gezeigt, mit dem sie den ersten Agenten betäubt hatte. Danach hatte sie den zweiten Agenten herübergelockt und ihn mit der Pistole seines Kollegen bedroht. Der Schuss hatte wohl ihm gegolten, und Betty hätte schreien können vor Angst bei der Vorstellung, dass alle sie in Sicherheit wähnten und da draußen niemand mehr war, der ihnen beistehen konnte.
    »Warum machst du das?«, wollte sie wissen. Deborah Ann, die mit Plastiktüten und Paketklebeband herumhantierte, schaute kalt zu ihr herüber.
    »Dein Vater hat meine ganze Familie zerstört. Dadurch, dass er meine Schwester getötet hat, ist alles zerbrochen, was mir je etwas bedeutet hat.«
    »Aber das ist doch schon so lange her.« Betty weinte jetzt, sie konnte nichts dagegen tun, die Tränen liefen ihr einfach so übers Gesicht.
    »Manche Dinge geraten nie in Vergessenheit. Ich habe Rechtswissenschaften studiert, bin Anwältin geworden, weil ich geglaubt habe, wenn ich anderen Menschen helfen kann, hilft mir das selbst. Aber dann bin ich wieder mit deinem Vater in Verbindung gekommen. Indirekt, weil einer meiner Klienten ebenfalls in Rikers einsitzt.

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