Jerry Cotton - 2913 - Die beste Waffe
Wohnung in New York hatte er unter fast konspirativen Begleitumständen angemietet – unter dem Namen John Smith. Er hat offenbar versucht, in dieser Wohnung einen Teil seines Vermögens zu verbergen.«
»Wie soll das funktionieren?«, wunderte sich Phil.
»Kells hatte immer Angst davor, dass die allgemeine Verschwörung dafür sorgt, dass unser gesamtes Regierungssystem und die öffentliche Ordnung zusammenbrechen. Darum hat er offenbar einen Teil seines Vermögens immer in Goldbarren angelegt. Und die hat man dann hier in seiner New Yorker Wohnung tatsächlich gefunden.«
»Aber wenn er so viel Gold hatte, hätte er da seinen Konkurs nicht abwenden können?«
»Man hat letztlich nur Gold im Wert von hunderttausend Dollar gefunden. Das hätte seine Firma nicht retten können. Kells bekam eine Anklage wegen Konkursbetrugs an den Hals, hat sich aber mit seinen Gläubigern außergerichtlich geeinigt, sodass er noch mal davongekommen ist.«
»Interessante Story, Jerry. Aber wie hilft uns das jetzt weiter?«
»Zumindest hilft uns das, ihn zu finden«, war ich überzeugt. »Hier steht nämlich nirgends, dass dieser Mietvertrag jemals aufgelöst wurde. Aber das lässt sich feststellen.«
***
Etwas später saßen wir bereits im Jaguar und waren unterwegs zur Adresse eines gewissen John Smith, dem ein Apartment in Brooklyn vermietet worden war. Aber hinter dem Namen John Smith verbarg sich niemand anders als Norman Kells.
Das Apartment lag im 15. Stock eines grauen Wohnblocks. Die Fassade war auf Erdgeschosshöhe mit Graffiti verunziert. Immerhin funktionierte der Aufzug.
»Wie konnte sich Kells diese Wohnung nach seinem geschäftlichen Aus leisten?«, fragte Phil, als wir im Lift nach oben fuhren.
»Vielleicht haben ihm Leute geholfen, die seine radikalen Ansichten teilen und ihn unterstützen wollten«, vermutete ich. »Wir haben ja gesehen, wie engagiert er sich an gewissen Kampagnen beteiligt hat.«
»Meinst du die Waffenlobby?«
»Zum Beispiel.«
Phil machte eine wegwerfende Handbewegung. »Wer sagt dir, dass Kells mit seinen Einzelanfertigungen nicht hervorragend verdient hat, Jerry?«
Wir standen schließlich vor der Wohnungstür.
Ich betätigte die Klingel. Eine Sprechanlage knarzte zuerst, bevor sich eine Stimme meldete. »Wer ist da?«
»Jerry Cotton, FBI. Wir möchten Ihnen ein paar Fragen stellen.«
Es knackte in der Sprechanlage. Auf eine Antwort warteten wir zunächst vergeblich. Man hörte jedoch den Atem unseres Gegenübers. Dann krachte es plötzlich. Ein Schuss fiel im Inneren der Wohnung und stanzte ein faustgroßes Loch in die Tür.
Die Kugel fuhr dicht an mir vorbei und blieb im Putz auf der anderen Seite des Flures stecken. Ein weiterer Schuss aus derselben offenbar großkalibrigen Waffe folgte, dazwischen das ratschende Geräusch, das beim Durchladen einer Pump-Gun entsteht. Phil und ich hatten uns links und rechts der Tür in Deckung begeben.
»Mister Kells, wir wollen nur mit Ihnen reden! Aber wenn Sie es darauf anlegen, dann wird ein SWAT-Team kommen, und die ganze Geschichte nimmt vielleicht ein schlimmes Ende. Noch ist weder jemand getötet noch verletzt worden. Und es liegt in Ihrer Hand, wie es jetzt weitergeht.«
Die Antwort bestand aus einer Salve von zwei Dutzend Pistolenschüssen. Ich hörte das am Klang. Offenbar hielt Kells in jeder Hand eine Waffe. Die Tür war mittlerweile so löchrig wie ein Schweizer Käse.
»Verschwindet!«, rief er. »Ich werde mich der Schweinebande von Verschwörern nicht ausliefern!«
»Sie sind der genialste Konstrukteur von Handfeuerwaffen seit Samuel Colt«, sagte ich. »Vielleicht interessiert es Sie, dass jemand mit Ihrem Scharfschützengewehr zwei Menschen umgebracht hat.« Mal sehen, wie er reagiert, dachte ich.
Vielleicht konnte man aus seiner Reaktion sogar Rückschlüsse darauf ziehen, ob er selbst der Killer war, den wir suchten – oder vielleicht doch eher einer seiner Kunden.
»Wie?«, fragte er.
Dadurch, dass ich ihn nicht als Verdächtigen angesprochen hatte, vermied ich es, ihn weiter in die Enge zu treiben. Und das zeigte offenbar eine gewisse Wirkung.
Ich wiederholte noch mal, was ich gesagt hatte. Entweder war er wirklich so überrascht, wie er tat, und hatte nichts von den Morden mitbekommen, oder er war durch jahrelange Gewehrtests auf dem Schießstand schwerhörig geworden.
Dass er für den Angriff auf zwei FBI-Agenten und die erheblichen Sachbeschädigungen, die er angerichtet hatte, sowie den Verstoß gegen das
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