Jerry Cotton - 2913 - Die beste Waffe
Rahmen einzelne Waffen auf Anfrage gefertigt und verkauft. Genauere Informationen darüber entziehen sich aufgrund der liberalen Waffengesetze von Virginia leider unserer Kenntnis.«
»Was ist mit den Kollegen vom Field Office in Richmond?«, fragte Mr High.
»Wir erwarten, dass sie sich melden, sobald sie mit Kells gesprochen haben. Schließlich brauchen wir eine Liste der Leute, die sich bei ihm solche Spezialgewehre besorgt haben. Und da er gepfefferte Preise genommen hat, müsste die Anzahl überschaubar sein.«
»Und vermutlich finden wir dort den Täter«, glaubte Mr High. »Ich habe heute Morgen schon mit einer Kollegin vom Field Office Richmond telefoniert. Sie ist heute unterwegs nach Lynchburg, um diesen Norman Kells einer Befragung zu unterziehen.«
»Wie heißt der Ort?«, fragte ich, weil ich dachte, ich hätte mich verhört.
»Lynchburg, Virginia«, meldete sich Walter zu Wort. »Dort befindet sich die Farm, auf der Norman Kells in den letzten Jahren zurückgezogen gelebt hat.«
»Was für ein passender Name«, meinte Phil.
»Es wäre nicht verwunderlich, wenn die Waffen, die Kells verkauft hat, bei Leuten aus dem Umkreis des organisierten Verbrechens gelandet sind«, mischte sich Steve ein. Der flachsblonde Italo-Amerikaner war Mr Highs Stellvertreter bei uns im Field Office.
»Insofern wäre es tatsächlich wichtig, zu erfahren, wer die Käufer waren. Allerdings verstehe ich eins nicht: Dieses Kells-Gewehr mag ja eine Wunderwaffe sein, aber wenn ich ein professioneller Killer wäre, würde ich zusehen, dass ich mir doch nicht ausgerechnet so ein exotisches Modell besorge, sondern am besten eine Allerweltskanone, von der es Millionen auf der Welt gibt! Das Risiko ist doch viel zu groß!«
»Tja, alles hängt vom Motiv des Täters ab«, meinte Walt. »Wenn es ein Profi ist, der unauffällig für das organisierte Verbrechen Leute ausknipsen soll, dann ist es in der Tat nicht gerade schlau, sich einer so seltenen Waffe zu bedienen. Davon abgesehen sind die Verbindungen zur Unterwelt bei den beiden Opfern zumindest bei McNally nicht zwingend. Und irgendwelche Verbindungen der beiden Opfer zueinander konnten bisher auch nicht ermittelt werden. Bis auf die Tatsache, dass sie mutmaßlich durch denselben Täter umgebracht wurden.«
»Worauf wollen Sie hinaus, Walt?«, fragte Mr High.
Walt wandte sich Phil und mir zu. »Euch habe ich ja bereits einen Ausschnitt von Norman Kells’ Auftritten gezeigt. Wenn dieser Kells tatsächlich so irre ist, beweisen zu wollen, welche Qualitäten sein Gewehr hat, dann ergibt alles andere einen Sinn.«
Walt führte uns mit Hilfe seines Beamers eine andere Sequenz aus dem Online-Interview vor, nachdem Mr High ihn dazu aufforderte. Die ziemlich kruden Statements wiederholten sich immer wieder. Und auch Ausschnitte aus anderen Internetauftritten wirkten wie Wiederholungen dessen, was wir schon gesehen hatten.
Es lief immer wieder auf dieselben Punkte hinaus. Danach war Kells Opfer einer Verschwörung geworden, die letztlich zu seinem wirtschaftlichen Ruin geführt hatte. Walt erläuterte uns allerdings, dass die wahren Ursachen wohl eher darin zu suchen waren, dass der Stückpreis eines Gewehrs einfach zu hoch wurde.
»All die aufwendigen Features dieser Waffe haben eben ihren Preis«, meinte Steve.
Mr High ließ seine Hände in den weiten Taschen seiner Flanellhose verschwinden. Er sah sich nachdenklich das erstarrte Gesicht von Norman Kells an, das noch in der Projektion des Beamers zu sehen war. Der Hass funkelte einem förmlich aus den Augen entgegen.
»Ein Killer, der nur beweisen will, was für ein genialer Waffenkonstrukteur er doch ist?« Mr High zuckte mit den Schultern. »Wir hatten schon Mörder, die wesentlich verrückter waren. Sobald die Kollegen aus Virginia ihren Besuch auf Kells’ Farm hinter sich gebracht haben, wissen wir mehr.«
In diesem Augenblick klingelte eines der Telefone auf Mr Highs Schreibtisch. Unser Chef ging hin, nahm das Gespräch entgegen und teilte uns wenig später mit, dass das Ergebnis der ballistischen Tests jetzt zur Verfügung stand. »Die Waffe, durch die McNally starb, war definitiv dieselbe wie die, die auch im Battery Park benutzt wurde.«
Alles andere hätte uns in diesem Moment wohl auch sehr gewundert. Ich wandte mich an Walt. »Bist du schon dazu gekommen, dir die Aufzeichnungen von der Überwachungskamera anzusehen?«
»War gestern zu spät, Jerry. Aber das steht gleich als Nächstes auf meiner
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