Jerry Cotton - 2915 - Wer tot ist kann nicht sterben
Schwester, viele Cousinen und Cousins, Tanten, Onkel, und auch seine Eltern lebten noch.
Schon als wir die kleine Siedlung erreicht hatten, war klar, dass wir es hier mit trauernden Menschen zu tun hatten. Das zeigten die Gesichter derjenigen, die wir sahen, ganz klar.
Und als wir von Brennender Busch, dem Vater von Schneller Bär, in sein Haus gebeten wurden, verstärkte sich dieser Eindruck noch. Am deutlichsten war die Trauer der Frauen zu spüren. Und es war still, niemand sagte ein Wort.
Nachdem wir uns gesetzt hatten, ergriff ich das Wort und sagte unserem Gastgeber: »Wir wissen, dass Sie einen großen Verlust erlitten haben, und möchten Ihnen unser Beileid aussprechen.«
Er schaute mich mit seinen dunklen Augen an, wirkte einen Moment wie versteinert und nickte dann. »Ja, es ist ein großer Verlust, der unsere Herzen mit Trauer erfüllt.«
Dann schwieg er. Auch ich hielt es für besser, nichts zu sagen und abzuwarten, bis einer der Indianer das Wort ergriff.
Eine junge Squaw brachte uns etwas zu trinken – Wasser. Es schmeckte frisch und natürlich. Wahrscheinlich stammte es von einem Brunnen in der Gegend.
»Wir haben oft mit Schneller Bär hier gesessen, uns unterhalten und gelacht«, sagte Brennender Busch. »Unseren Sohn, unseren Bruder haben wir verloren – aber die Erinnerungen an ihn bleiben. Der Schmerz ist tief und wird nie ganz vergehen. Aber wir werden ihm zu Ehren weiterleben und uns an ihn erinnern.«
Die Anwesenden nickten schweigend und auch ich konnte nicht anders, als ebenfalls zu nicken.
»Wann wird unser Sohn wieder zu uns zurückkehren?«, fragte mich unser Gastgeber.
»So bald wie möglich«, sagte ich. »Wir hoffen, unsere Ermittlungen in den nächsten Tagen abschließen zu können. Dann wird er nach hier überführt werden.«
»Das ist gut«, sagte Brennender Busch und sah zufrieden aus. »Vielen Dank für eure Anteilnahme. Was können wir tun, um euch die Arbeit zu erleichtern?«
»Wir versuchen herauszufinden, was Roter Panther und Schneller Bär in New York wollten«, sagte ich und war froh, dass Brennender Busch das Thema angesprochen hatte. »Haben sie mit jemandem hier darüber gesprochen?«
»Was Roter Panther dort wollte, weiß ich nicht«, antwortete er. »Auch hat er meinem Sohn nichts darüber gesagt, nur dass es wichtig wäre und er etwas herausgefunden hätte, das er überprüfen wollte. Das ist alles. Schneller Bär folgte ihm, als er sich mehrere Tage nicht gemeldet hatte. Die beiden kannten sich seit frühester Kindheit und waren im Blute verbunden.«
Ich bat ihn um die Erlaubnis, mit anderen Personen in der Siedlung sprechen zu dürfen. Er hatte keine Einwände. Allerdings erfuhren wir dabei nichts Neues. Es dämmerte bereits, als wir die kleine Siedlung verließen.
»Bald wird es dunkel sein«, sagte Alte Rinde. »Wir sollten zu mir fahren und die Ermittlungen morgen fortsetzen.«
»Da haben Sie recht«, sagte ich.
Es war mir auch lieber, die Ermittlungen bei Tageslicht fortzusetzen, da wir uns auf unbekanntem Terrain befanden. Und falls wir dem Mörder näherkamen, wollte ich zumindest die Chance haben, ihn zu sehen, und ihm nicht die Möglichkeit bieten, uns in der Dunkelheit aufzulauern.
»Ja, ein bisschen Schlaf kann nicht schaden«, meinte Phil. »Die frische Luft hat mich müde gemacht.«
Wir fuhren zurück zum Haus von Alte Rinde, bekamen noch etwas zu essen und informierten anschließend Mr High über das, was wir im Laufe des Tages in Erfahrung gebracht hatten. Er wollte eine Fahndung nach Sternentänzerin herausgeben. Anschließend zogen wir uns in unser Zimmer zurück.
Ich war gespannt, was uns der nächste Tag an Überraschungen bescheren würde.
***
Die erste Überraschung hatte nichts mit dem Fall zu tun. Als Phil und ich zum Frühstück kamen, saßen dort neben der Familie von Alte Rinde zwei bildschöne junge Indianerinnen. Sie machten einen zurückhaltenden Eindruck, aber am Gesichtsausdruck von Schöner Regenbogen war klar zu erkennen, was los war. Sie hatte die beiden eingeladen, um uns kennenzulernen.
Die beiden jungen Frauen waren wirklich bezaubernd: beide zierlich, mit dunklen, fast schwarzen Haaren und von makelloser Schönheit. Der Mann in mir fühlte sich sofort zu ihnen hingezogen. Aber der G-man wusste, dass es nicht professionell wäre, sich in irgendeiner Form mit ihnen einzulassen. Ich wusste, dass Phil das genauso sah. Also versuchten wir höflich und nett zu sein, aber gleichzeitig um ein Date
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