Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 2915 - Wer tot ist kann nicht sterben

Jerry Cotton - 2915 - Wer tot ist kann nicht sterben

Titel: Jerry Cotton - 2915 - Wer tot ist kann nicht sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
unterdrückte ich einen aufkommenden Hustenreiz. Ich wollte mir aber keine Blöße geben und versuchte daher, ebenso ruhig zu bleiben wie unser Gastgeber. Dann reichte ich die Pfeife an Phil weiter, der offenbar dieselbe Empfindung hatte wie ich. Doch auch er ließ sich nichts anmerken.
    »Heftiger Tobak«, sagte er nur und reichte die Pfeife an Alte Rinde weiter.
    Der schien Derartiges gewöhnt zu sein, denn er nahm mehrere Züge, wobei er keine Miene verzog. Offenbar empfand er den Qualm sogar als angenehm, denn er zeigte ein dezentes Lächeln.
    »Sie ist nicht in dieser Siedlung? Oder nicht im Reservat?«, fragte ich.
    »Weder noch«, antwortete Schlangengeist nach einer kurzen Verzögerung. »Sie war schon immer ein eigensinniges Mädchen. Und ich habe mehrmals versucht, ihr gut zuzureden, aber so ist die Jugend – will immer eigene Erfahrungen machen und gibt nichts auf die der Älteren.«
    »Und wo genau ist sie?«, fragte Phil.
    »Sie zeigte Roter Panther vom Stamm der Arikara viel Zuneigung, die er allerdings nicht erwiderte. Als sie hörte, dass er an die Ostküste, nach New York, gegangen war, wollte sie ihm folgen. Das war vor zehn Tagen. Sie hat uns verlassen und sich seitdem nicht mehr gemeldet.«
    »Also ist sie noch in New York?«, meinte Phil fragend.
    Schlangengeist nickte. »Davon gehe ich aus. Wo sie sich dort aufhält, weiß ich allerdings nicht.«
    »Und sie steht mit niemandem von ihren Verwandten hier in Kontakt? Oder vielleicht mit irgendwelchen Freunden?«, fragte ich.
    »Davon ist mir nichts bekannt«, antwortete unser Gastgeber. »Und jetzt, wo wir gesprochen und die Pfeife geraucht haben, sollten wir etwas essen.«
    Ich überlegte, ob ich diese freundliche Geste ablehnen sollte, doch der Blick, den mir Alte Rinde zuwarf, bewegte mich dazu, es nicht zu tun. Also nahmen wir uns eine halbe Stunde, um etwas, das man am besten als indianische Snacks bezeichnen könnte, zu uns zu nehmen.
    »Das ist richtig gut«, meinte Phil, als er auf einer Art Wurzel, die mit Honig gesüßt war, herumkaute.
    Ich nutzte die Zeit, um Schlangengeist weitere Fragen über Sternentänzerin zu stellen. So erfuhr ich auch, dass sie – wie viele andere Indianer auch – ein Bowie-Messer bei sich führte.
    »Aber falls ihr den Verdacht hegt, dass Sternentänzerin etwas mit dem Tod von Roter Panther zu tun haben könnte, dann bedenkt auch, dass sie so etwas niemals tun würde«, sagte ihr Großvater, nachdem er mir von dem Messer erzählt hatte.
    Offenbar war er um ihre Sicherheit in der Großstadt besorgt. Für ihn war sie noch immer das kleine Mädchen, das er hatte heranwachsen sehen. Dass es sich bei ihr um eine Mörderin handeln könnte, konnte er nicht sehen.
    Anders Phil. Als wir das Haus von Schlangengeist verlassen und mit einigen anderen Bekannten und Verwandten von Sternentänzerin gesprochen hatten, fuhren wir im Pick-up weg und mein Partner ließ seinen Gedanken freien Lauf.
    »Eine verschmähte Frau mit einem Messer – das genügt mir als Motiv«, sagte er. »Und nach dem, was wir hier gehört haben, kann sie mit der Waffe gut umgehen.«
    »Das kann eigentlich jeder Indianer, der hier in der Gegend aufgewachsen ist«, wandte Alte Rinde ein.
    »Aber nicht jeder Indianer hier ist in Roter Panther verliebt gewesen und wurde von ihm zurückgewiesen«, verteidigte Phil seinen Standpunkt.
    »Auf jeden Fall ist sie dringend tatverdächtig«, sagte ich. »Ob sie es wirklich war, werden wir noch herausfinden. Wir sollten herausfinden, ob sie sich noch in New York aufhält. Wenn dem so ist, können wir uns mit ihr beschäftigen, wenn wir wieder dort sind. Vorher haben wir hier noch einige Spuren, denen wir nachgehen können.«
    Phil nickte. »Ja, auf jeden Fall steht noch die Befragung der Leute aus Schneller Bärs Umfeld auf dem Programm. Und wir sollten den hiesigen Mitgliedern vom American Indian Movement einen Besuch abstatten.«
    »Zumindest das«, stimmte ich ihm zu. »Und abhängig von dem, was wir noch herausfinden, können wir die Ermittlungen ausweiten.«
    »Sie wollen also als Nächstes zu den Verwandten von Schneller Bär?«, fragte Alte Rinde.
    »So ist es«, antwortete ich.
    Der Indianer zog seine Mundwinkel nach unten. »Seine Familie trauert natürlich noch. Entsprechend sollten Sie rücksichtsvoll mit ihnen umgehen.«
    »Das werden wir«, versicherte ich ihm.
    ***
    Im Gegensatz zu Roter Panther bestand Schneller Bärs Verwandtschaft aus mehreren Dutzend Personen. Er hatte zwei Brüder, eine

Weitere Kostenlose Bücher