Jerry Cotton - 2917 - Heisse Ware und kaltes Blei
Kontrolle über sich verloren und zu hart zugeschlagen«, sagte der Arzt.
Er deutete mit einem Kugelschreiber auf die Vertiefung an der linken Kopfseite oberhalb des Ohres. Culver betrachtete die Wunde und konnte sich ausrechnen, welche Antwort er in Bezug auf die mögliche Tatwaffe erhalten würde. Er fragte natürlich trotzdem.
»Alles deutet auf einen stumpfen Gegenstand hin. Mehr kann ich erst nach der Obduktion sagen«, antwortete der Mediziner.
»Seit wann ist sie tot?«, fragte Culver.
Auch hierzu gab es nur eine sehr vorsichtige Schätzung, die bis kurz nach der Entdeckung des verwüsteten Hotelzimmers bis zur zurückliegenden Nacht reichte.
»Danke. Die Ergebnisse gehen ans FBI«, sagte der Detective.
Er übersah geflissentlich die Verwunderung beim Officer, der nur wenige Yards entfernt stand und vermutlich auf weitere Anweisungen wartete.
»Das kann unmöglich ein Zufall sein«, murmelte Culver.
Der Detective schlenderte in einem weiten Bogen um den BMW herum und dachte über die Tatsache nach, dass man den Leichnam im Wagen von Hanlan gefunden hatte. Mit einem Seufzen zog Culver sein Mobiltelefon aus der Jackentasche und wählte die Nummer von Agent Cotton. Er würde versuchen, die besondere Rolle des Rechtsanwalts herauszustreichen, und hoffte, vielleicht beim FBI auf Gehör zu stoßen.
»Wenn nicht, muss ich eben allein weitermachen«, sagte er sich.
***
Am Nachmittag ließ Mr High sich über den Stand der Ermittlungen informieren. Er berichtete zuerst über den Zustand von Agent Donnovan, der ins Mercy Hospital eingeliefert worden war.
»Sein Schultergelenk wurde durch das Projektil zerschmettert. Es werden mehrere Operationen erforderlich sein, um den Schaden zu beheben«, erklärte der Chef.
Der Kollege würde viele Monate keinen Dienst mehr versehen können. Agent Don Harper brannte zwar darauf, sich an den Ermittlungen gegen die Schützen zu beteiligen, doch Mr High hatte es abgelehnt.
»Jetzt kommen wir zu Ihnen, Jerry. Berichten Sie bitte«, forderte er mich auf.
Nachdem ich den gewünschten Überblick gegeben hatte, grübelte unser Chef einige Sekunden darüber nach. Dann hob er den Kopf und schaute June und Blair an.
»Sie übernehmen die Fahndung nach Stan Barlow und finden heraus, welche Kooperation mit Gotchev besteht«, sagte er.
Die Kollegen bestätigten die Anweisung mit einem Nicken.
»Sie und Phil verfolgen weiterhin die Suche nach Madeleine Forman. Außerdem muss die Verbindung zu dem früheren Raubüberfall aufgedeckt werden, bei dem die Rohdiamanten entwendet wurden«, sagte Mr High an uns gewandt.
Damit war die Besprechung aufgehoben und jeder kehrte an seinen Schreibtisch zurück. Ich hatte mich gerade erst in die ersten Seiten der Ermittlung zum Raubüberfall eingelesen, als mich der Anruf von Detective Culver erreichte.
»Sie haben den Leichnam von Madeleine Forman gefunden?«, fragte ich.
Als Phil das hörte, erhob er sich sofort und schlüpfte in seine Winterjacke. Ich ließ mir die Adresse der ehemaligen Spedition in Queens geben und sagte dem Detective, dass wir zu ihm kommen würden.
»Culver ist selbst vor Ort?«, fragte Phil.
Erst durch seine Nachfrage wurde ich selbst stutzig.
»Ja. Wieso er aber am Fundort ist, wird er uns sicherlich erklären können«, erwiderte ich.
Der Verkehr auf New Yorks Straßen rollte mittlerweile fast wie gewohnt, nachdem die Autofahrer sich auf die veränderte Situation eingestellt hatten. Als wir von einem Cop durch die Absperrung gewunken wurden, fiel mein Blick auf einen teuren BMW.
»Wer entsorgt einen Leichnam im Kofferraum eines Luxuswagens, den er dann an so einem Ort abstellt?«, staunte ich.
»Vielleicht stand gerade kein anderes Fahrzeug zur Verfügung«, antwortete Phil.
Meine Überraschung wurde trotzdem nicht geringer. Für mich roch es nach einer Inszenierung. Wollte vielleicht jemand, dass wir den Leichnam genau in diesem Wagen fanden? Der Gedanke blitzte in meinem Kopf auf und verschwand dann gleich wieder.
»Detective?«
Culver stand neben einem Kriminaltechniker und betrachtete einen Gegenstand mit großem Interesse.
»Agent Cotton, Agent Decker. Das ging schneller als erwartet«, erwiderte er.
Mit einem Nicken entließ er den Techniker und führte uns dann zum Kofferraum des BMW, dessen Deckel hochgeklappt war.
»Ein Obdachloser hat sich darüber gewundert, dass jemand sein Luxusgefährt hier abgestellt hat. Angeblich ging der Kofferraumdeckel von ganz allein auf, und da entdeckte er die
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