Jerry Cotton - 2920 - Die Reichen und die Leichen
von seinem Arm, wobei er eine erstaunliche Kraft demonstrierte. Der Mann war gefährlicher, als sein Äußeres glauben machte.
»Nicht so misstrauisch, Agent Cotton. Sergio liefert nur erstklassige Tipps«, sagte er.
Phil stieß vor Überraschung einen leisen Ausruf aus. Sergio war einer seiner Informanten, der sich bislang total bedeckt gehalten hatte. Tatsächlich zählten seine Hinweise zu den besonders zuverlässigen, und das änderte die Situation natürlich vollständig.
»Allright, Sergio. Sie haben unsere Aufmerksamkeit«, erwiderte ich.
Nach seinen Angaben hatten Tonio Sanchez und Ralph Timber zurzeit einen neuen Job.
»Es muss mit dem Auftrag zusammenhängen. Vielleicht ein weiterer Hit«, sagte er.
Sergio hatte bereits nach Phil gesucht, um die brisanten Informationen weiterzuleiten. Angeblich gehörten die gesuchten Gangster zu einer Gruppe von fünf Männern, die auch für den Mordanschlag auf Enzo Basile verantwortlich waren.
»Weißt du mehr? Wo soll der Job erledigt werden? Wer ist das Ziel?«, bohrte Phil nach.
Sergio nannte eine Adresse in Lower Manhattan. Nach seinem Wissen waren die Gangster auf dem Weg zu dem Gelände einer Baufirma.
»Dort werden alle möglichen Baustoffe und Maschinen gelagert. Mehr weiß ich leider auch nicht«, sagte er.
***
Noch während der Fahrt zu der angegebenen Adresse überprüfte Phil die Angaben des Informanten. Die Baufirma unterhielt dort tatsächlich ein Lager.
»Gar keine schlechte Wahl für einen Hinterhalt«, murmelte er.
»Hinterhalt? Denkst du denn, dass uns Sergio in eine Falle locken will?«, fragte ich.
Phil schaute mich überrascht an.
»Nein, er doch nicht. Ich könnte mir aber vorstellen, dass Sanchez und Timber jemanden auf dem Gelände ermorden. Die Entsorgung einer Leiche wäre relativ unauffällig möglich«, erwiderte er.
Wir verließen eine halbe Stunde später die Chamber Street und entdeckten das Lager der Baufirma. Es gab zwei Zufahrten, die jedoch beide durch ein verschlossenes Tor versperrt waren.
»Die Bauarbeiter haben bestimmt die erforderlichen Schlüssel dabei«, sagte Phil.
Als ich einen Stellplatz für Trucks entdeckte, parkte ich den roten Flitzer. Die Aufbauten verbargen den Jaguar vor neugierigen Blicken, sodass Phil und ich uns zu Fuß auf den Weg machen konnten.
»Wir könnten die Firma anrufen und uns jemanden mit dem Schlüssel schicken lassen«, schlug Phil vor.
Das würde mindestens nochmals eine halbe Stunde oder länger dauern, und in der Zwischenzeit drohte ein weiterer Mord. Sergio hatte seine Vermutung deutlich ausgesprochen und daher wollte ich kein Risiko eingehen.
»Wir fordern Streifenwagen an, um die Zufahrten zu blockieren. Sobald die Kollegen eintreffen, schauen wir uns auf dem Gelände um«, widersprach ich.
Unsere Anforderung um Unterstützung wurde zwar aufgenommen, doch die Cops sollten erst in etwa fünfzehn Minuten eintreffen.
»Sagen Sie den Officers, dass Agent Decker und ich uns auf dem Gelände umsehen. Sie sollen beim Eintreffen mit uns in Verbindung treten«, ordnete ich an.
Der Cop in der Leitstelle nahm unsere Mobilfunknummern auf, damit die Officers uns erreichen konnten.
»Wir können unmöglich fünfzehn Minuten hier herumstehen und warten«, sagte ich.
Phil teilte meine Unruhe und daher zückte er sein Etui, um das Vorhängeschloss zu knacken. Innerhalb weniger Sekunden gelang es ihm und wir konnten endlich das Gelände der Baufirma betreten. Vorsichtig näherten wir uns einer Halle, die sich als Ort für einen Hinterhalt sehr gut anbot. Ich schob mich gerade an einem Schaufelbagger vorbei, als mehrere Stimmen an mein Ohr drangen.
»Das sind mehr als nur zwei Männer«, raunte ich Phil zu.
Mein Partner nickte zustimmend und deutete dann mit Gesten an, dass er einen Bogen um die abgestellten Fahrzeuge schlagen wollte. Auf diese Weise konnten wir die Gangster in die Zange nehmen.
»Ich rücke in fünf Minuten weiter vor«, erwiderte ich.
Die Zeit musste ihm reichen, um eine Position zu finden. Mit wachsender Ungeduld stand ich neben dem mannshohen Rad des Baggers und schaute immer wieder auf meine Armbanduhr. Als die fünf Minuten verstrichen waren, schob ich mich weiter voran. Neben der riesigen Schaufel, die der Fahrer abgesenkt hatte, verharrte ich. Vorsichtig lugte ich um den Rand und sah nicht mehr als das zur Seite geschobene Eingangstor der Halle.
»Ich muss näher ran«, sagte ich mir.
Mit der SIG in der Hand überquerte ich die freie Fläche und drückte mich
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