Jerry Cotton - 2924 - Ein eiskalter Deal
Menschenmenge verschwunden. Jetzt erst bemerkten wir eine kleine Ansammlung von Passanten, die den seltsamen Angriff auf uns mitverfolgt hatten.
»FBI. Bitte gehen Sie weiter. Es ist alles in Ordnung«, rief ich den Leuten zu. Phil klopfte sich den Staub aus dem Mantel und blickte zornig in die Richtung, in der die beiden Chinesen verschwunden waren.
»Das war eine Warnung, Partner«, knurrte er. »Die beiden hatten es ganz deutlich auf der Stirn geschrieben: Haltet euch aus unseren Sachen raus. Ich bin sicher, das nächste Mal werden sie uns nicht am helllichten Tag auf einer belebten Straße auflauern, sondern dafür sorgen wollen, dass es weder Zeugen noch Überlebende gibt.«
»Sie haben uns vom Teesalon aus verfolgt, weil sie uns verdächtigen, die junge Frau zu beschatten.«
»Und alles sieht aus wie ein ganz gewöhnlicher Straßenraub«, sinnierte mein Partner.
»Glückwunsch zu deiner schnellen Reaktion«, antwortete ich ihm. »Wenn er dich getroffen hätte, würde das Messer jetzt unter deinen Rippen stecken.«
»Keine schöne Vorstellung«, sagte Phil ernst.
***
Wir beschlossen, George Dukakis noch einmal bezüglich eines Mobiltelefons zu befragen.
»Tut mir leid, Agents. Wir haben ihn heute Morgen gehen lassen. Er kam mit einer Verwarnung davon.« Detective Julia Whithers zuckte bedauernd die Schultern, als wir bei ihr im Polizeirevier auftauchten.
»Es gab bei diesem Überfall keinen nennenswerten Schaden, der Spirituosenhändler hat auf eine Anzeige verzichtet, und die Gefängnisse sind überfüllt mit Menschen, die schlimmere Dinge getan haben. Übrigens hatte ich den Eindruck, dass auch der zuständige Richter leicht überlastet war. Er hat zwei Dutzend derartiger Fälle im Schnellverfahren durchgewunken.«
»Glück für den Griechen. Wir müssen unbedingt noch einmal mit ihm sprechen.«
Julia sah nachdenklich vor sich hin.
»Eigentlich habe ich jetzt frei, mein Partner William Burke und ich hatten heute Nacht eine Sonderschicht eingelegt, er ist schon weg und Sie haben Glück, mich noch zu erwischen.«
»Sagen Sie uns, wo wir Dukakis finden können, das passt schon.«
»Ach, wissen Sie, ich kann sowieso jetzt nicht schlafen, und zu Hause fällt mir womöglich die Decke auf den Kopf. Wenn Sie nichts dagegen haben, begleite ich Sie, sozusagen privat.«
Wir akzeptierten dankbar.
»Das ist Ihr Dienstwagen? Ein Jaguar der Sonderklasse? Alle Achtung. Da steckt wohl ziemlich viel Tuning unter der Karosserie«, sagte Julia beeindruckt, als wir vor unserem Wagen standen.
Danach nahm sie klaglos auf dem engen Notsitz im Jaguar Platz und lotste uns zu einem der Piers am Hudson River. Die brünette Polizistin kannte sich aus in ihrem Revier, das merkte man schnell. Wir stiegen aus und sie führte uns zu einer Stelle, von wo aus man über einen Trampelpfad und durch einen beschädigten Zaun hindurch auf ein kleines Industriegelände direkt am Hudson River kam.
»Hier sollte eine Art Werft entstehen, in der Speedboote gebaut und repariert werden. Die ehemaligen Besitzer sind schon eine Weile draußen, die neuen hat die Finanzkrise erwischt. Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis die alten Gebäude abgerissen werden und neu gebaut werden kann.«
In der Tat fühlten wir uns in ein Endzeitszenario versetzt. Halb abgerissene Gebäude und Bauschutt bildeten einen deprimierenden Hintergrund. Trotz der überall angebrachten Hinweise auf eine Sicherheitsfirma hatten einige Obdachlose das Fleckchen für sich besetzt. Es roch nach Holzfeuer, zwei magere Hunde schnüffelten an einer weggeworfenen Papiertüte.
»Wir suchen den Griechen«, informierte Julia einen Mann, der mit Plastiktüten in den Händen und einem löchrigen Schlafsack um die Schultern an uns vorbeischlurfte.
»Den Griechen? Den werden Sie hier heute nicht finden. Der hat in der Lotterie gewonnen.« Sein meckerndes Lachen ließ einen Blick auf sein mehr als lückenhaftes Gebiss zu. Er schlurfte bereits wieder weiter, da griff Julia nach seiner Schulter.
»Was heißt das? Wo ist er jetzt?«
Der Angesprochene zuckte mit den Schultern.
»Hat etwas gefunden vor ein paar Tagen. Seither scheint er in Geld zu schwimmen. Mehr weiß ich nicht.«
Er schüttelte die Hand der Frau ab und verschwand in einem der Gebäude, die mit ihren zerschlagenen Fensterscheiben und den überall vorhandenen Graffitis bereits jetzt ziemlich heruntergekommen wirkten und das dennoch ein wenig Schutz vor der Kälte gab.
Julia Whithers seufzte.
»Dann hat
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