Jerry Cotton - 2924 - Ein eiskalter Deal
leicht bei diesen Worten.
»Gut. Was sagt Ihr Freund dazu, dass Sie für ein Catering arbeiten?«
Einen Moment lang herrschte Stille nach diesen Worten. Dann hob sie die Augen. »Mein … Freund? Wie kommen Sie darauf, dass ich …«. Sie brach ab und starrte uns erst verständnislos, dann erschrocken an.
»Sie sind nicht wegen dieser Mordsache hier, oder?« Die Worte wirkten wie ausgespuckt.
»Doch. Wir suchen den Mörder Ihrer Arbeitgeberin. In diesem Zusammenhang sind wir auf Sie gestoßen. Zufällig wissen wir, mit wem Sie zurzeit zusammen sind. Ist das ein Problem?«
Gu Yi-Me zog langsam ihre Handtasche an sich. Ein teures Stück, die Nummer 35 einer auf hundert Exemplare limitierten Auflage, wie man einem kleinen, goldenen Anhänger am Henkel entnehmen konnte. Keine Tasche, die sich ein kleines TV-Soap-Sternchen ohne Engagement leisten konnte.
Die junge Frau atmete stoßweise ein und wieder aus.
»Bitte, Agents. Lassen Sie mich gehen. Sie wissen ja gar nicht, was unser Gespräch auslösen kann.« Sie hatte sich schon erhoben und stand im Gang, da wanderte ihr Blick zur Tür. Das, was sie hinter meinem Rücken dort sah, musste ihr eine derartige Angst eingejagt haben, dass sie davonlief, ohne sich zu verabschieden. Ich wollte mich umdrehen, aber Phil, der neben mir saß und zur Tür blicken konnte, schüttelte fast unmerklich den Kopf.
»Ein Landsmann von ihr. Groß, bullig, über und über tätowiert«, informierte er mich halblaut, wobei er gleichzeitig seinen Tee schlürfte, als seien wir beide nur zwei unbeteiligte und ganz normale Gäste.
»Aber wir müssen ihr hinterher!«
»Bloß nicht. Er hat sie nicht mit uns am Tisch gesehen, er kam erst, als sie schon im Gang stand, sie wird ihm weismachen können, sie habe alleine einen Tee getrunken. Das Mädel hat gewaltige Angst.«
»Sie ist in Gefahr, Phil.«
»Das ist sie. Aber nicht durch ihr Treffen mit uns. Wer sich mit dem Teufel einlässt, muss in seinem Takt tanzen. Diese Mädchen glauben alle, sie seien etwas Besonderes, weil sie Schmuck und teure Klamotten geschenkt bekommen. Aber wehe, sie tanzen aus der Reihe. Da kann der Sugar-Daddy sehr schnell sein wahres Gesicht zeigen.«
»Eines wissen wir jetzt: Sie weiß genau, mit wem sie es zu tun hat. Sie ist nicht so naiv zu glauben, Zhang Yan sei ein ganz normaler und seriöser Geschäftsmann.«
***
Wir verließen den Teesalon circa zehn Minuten später. Weder von Gu Yi-Me noch von ihrem tätowierten Schatten war etwas zu sehen. Unser Jaguar stand in der Nähe des Rockefeller Center. An diesem Tag war der Himmel hellblau und klar, aber der freundliche Eindruck trog, es wehte ein schneidend kalter Wind durch die Straßen.
Wir gingen mit schnellen Schritten auf das Parkhaus zu, als plötzlich neben Phil aus einem Hauseingang jemand hervorsprang. Ein Messer blitzte. Der Fremde hielt es locker, er wollte einen von unten geführten Stich unter die Rippen meines Partners platzieren. Wenn Phil nicht so blitzschnell reagiert hätte, wäre Blut geflossen.
Doch er hatte den Kerl sofort gesehen und parierte den Angriff mit dem Unterarm. Indem er mit einem heftigen Hieb den rechten Arm des Chinesen wegschlug und ihm gleichzeitig mit einer kraftvoll ausgeführten Bewegung der Rechten das Kinn nach hinten drückte, wehrte er den Angreifer weiter ab. Der verlor seinen festen Stand und taumelte ein paar Schritte nach hinten weg. Phil setzte nach und riss gleichzeitig die SIG aus dem Halfter.
»Messer fallen lassen. Hände nach oben«, schrie er. Doch der Kerl war nicht alleine. Denn noch während mein Partner mit dem Messermann rang, war ein zweiter Typ aufgetaucht, der sich auf mich warf und mir einen Handkantenschlag ans Ohr versetzte. Es war, als habe man einen Gong zu laut geschlagen.
Fast taub und mit Sternchen vor Augen fuhr ich zu dem Kerl herum. Er ging in die Knie und grinste, bevor er erneut auf mich zusprang. Dieses Mal war es sein Fuß, der meinem Gesicht so nahe kam, dass ich jedes Detail der Profilsohle erkennen konnte.
Ich federte nach hinten weg und machte mich darauf gefasst, gleich in einen Nahkampf verwickelt zu werden, da drehte der Kerl ab, sprang Phil direkt in den Rücken und dann war der Spuk schon wieder vorbei. Die beiden Chinesen drehten sich einfach um und rannten davon.
Phil war bei der Attacke die Pistole aus der Hand gerutscht und er sprang sofort auf, um sie zu greifen. Wir beide waren viel zu verblüfft, um unseren Angreifern sofort zu folgen. Schnell waren sie in der
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