Jerry Cotton - Folge 2862 - Cotton, J: Jerry Cotton - Folge 2862
wegen eines Geschäfts? Oder einer Frau?«
Ottenheimer lächelte gezwungen. »Zwist, zwischen uns? Nein, niemals. Und schon gar nicht wegen einer Frau. Aber warten Sie, doch, es gab einmal Streit, natürlich, jetzt erinnere ich mich. Es ist schon so lange her. Levi und Ariel hatten damals zusammengearbeitet, und als ihr Geschäft dann anfing erfolgreich zu werden, hatten sie plötzlich völlig konträre Vorstellungen davon, wohin sich das Unternehmen entwickeln sollte. Daraufhin hat Levi Ariel rausgedrängt. Und ja, Ariel war danach ziemlich sauer – auch auf uns, weil wir ihm nicht geholfen haben. Stimmt, das war ziemlich heftig. Er ist danach verschwunden und ich habe ihn nie wiedergesehen.«
»Halten Sie es für möglich, dass Mister Blumenthal zu einem Mord fähig ist?«, fragte ich ihn ganz direkt.
Er schüttelte den Kopf. »Nein, nein, auf keinen Fall. Ariel war immer einer der sanftmütigsten von uns. Und ganz davon abgesehen: Er ist vor drei Jahren gestorben. Diesen Verdacht können Sie gleich vergessen.«
Ich überlegte. »War er vielleicht verheiratet? Oder hatte er Kinder?«
»Davon ist mir nichts bekannt«, antwortete Ottenheimer. »Wie gesagt, er hat den Kontakt vor über vierzig Jahren abgebrochen. Von seinem Tod habe ich nur erfahren, weil ich eine Einladung zur Beerdigung erhalten habe. Ich war sogar da. Aber Kinder waren da keine. Auch keine Frau. Die Sache mit Levi hat ihn wohl ziemlich mitgenommen.«
Ich stellte ihm noch ein paar Fragen, doch konnte er keine konkreten Namen von Personen nennen, die es auf ihn oder seine alten Freunde abgesehen haben könnten.
»Wir sollten Ihnen und Ihren Freunden auf jeden Fall Polizeischutz zur Verfügung stellen«, sagte ich.
»Wenn Sie meinen«, sagte er. »Ich bin ein alter Mann, habe mein Leben gelebt, alles erreicht, was ich erreichen wollte. Natürlich würde ich gerne weiterleben, aber irgendwann ist für uns alle die Zeit gekommen zu gehen. Bleibt nur zu hoffen, dass uns dann eine bessere Welt erwartet.«
»Wir gehen lieber auf Nummer sicher«, sagte ich zu Phil.
»Ja, das sehe ich auch so«, meinte er. »Ich werde gleich mit Mister High telefonieren und das veranlassen.«
Wir unterhielten uns noch mit Detective Morris und flogen anschließend mit dem Hubschrauber zurück nach Manhattan.
Der Fall hatte eine unerwartete Wende genommen. Und noch immer hatten wir keine Spur, die uns zum Täter führte.
***
Beim Meeting in Mr Highs Büro waren noch weitere Agents anwesend. Mit dem Mord an Adam Lemberger hatte der Fall eine neue Dimension angenommen.
»Wir haben unsere bisherigen Verdächtigen unter die Lupe genommen und bei keinem eine Verbindung zu Lemberger feststellen können«, berichtete Phil. »Entsprechend gehen wir davon aus, dass sie nichts mit den Morden zu tun haben.«
»Mahmood Ketara hat bisher auch nichts gestanden«, fügte Mr High hinzu.
Ich holte tief Luft. »Gemäß aktuellem Erkenntnisstand gehen wir davon aus, dass es sich bei den Zielpersonen um Mitglieder einer Gruppe von Söhnen jüdischer Einwanderer handelt. Neben Levi Abraham Roth und Adam Lemberger zählten zu der Gruppe noch Tal Ottenheimer, Adam Tannhauser, Josef Pollak und Ariel Blumenthal, wobei der Letztgenannte vor drei Jahren gestorben ist. Das ist unser neuer Ansatzpunkt. Wir werden bezüglich dieser Männer Ermittlungen anstellen, die uns hoffentlich zum Täter führen.«
»Und woher haben Sie diese Informationen?«, fragte Mr High.
»Von Tal Ottenheimer«, antwortete Phil. »Er ist vorhin im Anwesen von Lemberger aufgetaucht und hat uns von seinen Freunden erzählt, konnte aber keine Angaben über irgendwelche tatverdächtigen Personen liefern.«
»Haben Sie irgendwelche Vermutungen, was den Täter betrifft?«, fragte Mr High uns.
»Zuerst hatten wir auf Ariel Blumenthal getippt, der die Gruppe vor mehr als vierzig Jahren im Streit verlassen hatte, nachdem es Meinungsverschiedenheiten mit seinem Geschäftspartner Levi Roth gegeben hatte. Aber da Blumenthal vor drei Jahren gestorben ist und laut Aussage von Ottenheimer keine Nachkommen hat, ist das hinfällig«, antwortete ich. »Über die anderen Gruppenmitglieder wissen wir noch nicht viel. Auch nicht über ihre potenziellen Feinde.«
»Dann ist das der nächste Ansatzpunkt«, sagte Mr High. »Gehen Sie dem nach. Ich sorge inzwischen dafür, dass die noch lebenden Mitglieder der Gruppe Personenschutz erhalten.«
»In Ordnung, Sir«, sagte ich.
Danach verließen Phil und ich das Briefing, während
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