Jerry Cotton - Folge 2942: Das letzte Level ist der Tod (German Edition)
ausgehen, dass Shi Quiang alles tun würde, um seinen Sohn zu rächen. Mit etwas Glück wäre es Matt Crown selbst gewesen, der unter den Trümmern seines Hauses begraben wurde, und nicht sein Bruder.«
»Und was war das andere?«
»Ganz einfach: Er hat Matt Crown aus der Deckung geholt. Wer den heißen Atem der Triaden im Nacken spürt, ist permanent auf der Flucht. Und wer auf der Flucht ist, macht Fehler. Früher oder später würde Matt Crown ein Fehler unterlaufen, dann wäre Howard Wilkins da und würde mit seinem Ex-Kompagnon abrechnen.«
***
Kurze Zeit später erreichten wir die Nassau Avenue. Der Lieferwagen der SRD wartete bereits vor der Tür. Der Bodyguard des Capitan wollte uns nicht vorlassen, aber als er den Durchsuchungsbeschluss sah, wurde er plötzlich ganz kleinlaut.
Wir überraschten Ciprian Petrescu beim Mittagessen. Er trug nur eine Boxershorts und hatte sich einen leichten Morgenmantel aus roter Georgette-Seide über die Schultern geworfen. Außer ihm saßen noch drei junge Frauen am Tisch, die kaum mehr am Leib hatten als der Capitan .
»Was fällt Ihnen ein, mich in meiner Wohnung zu belästigen!«, plusterte er sich auf, was in seinem Aufzug reichlich lächerlich wirkte. »Sie rühren hier nichts an, bis mein Anwalt da ist! Sonst bekommen Sie eine Dienstaufsichtsbeschwerde, die sich gewaschen hat!«
Er kannte nicht nur seine Rechte, er überschätzte sie auch. Phil reichte ihm das Schreiben des Staatsanwalts, das uns ermächtigte, jeden Krümel in dieser Wohnung umzudrehen, egal ob ein Anwalt anwesend war oder nicht.
»Wir sind nicht wegen Ihnen hier, sondern wegen Howard Wilkins«, klärte ich ihn auf. »Wo ist sein Zimmer?«
Der Rumäne spielte den Ahnungslosen, aber er spielte ihn schlecht.
»Wer ist Howard Wilkins? Ich kenne niemanden, der so heißt.«
»Wie Sie meinen, dann schauen wir uns einfach mal ein bisschen um.«
Jetzt war der Capitan doch ein wenig nervös. Er folgte uns auf den Flur. »Wer ist der Kerl? Wer behauptet, dass er bei mir wohnt? Ich werde doch noch wissen, wer sich in meiner Wohnung aufhält …«
Er wurde unterbrochen durch den Ruf eines SRD-Kollegen.
»Ich hab hier was!«
Der Flur machte eine Biegung und lief dann noch mal zehn Meter weiter. Am Ende stand ein wuchtiger Schrank, in dem alle möglichen Werkzeuge, Schläuche, Reifen und Metallteile aufbewahrt wurden. Die Rückwand konnte man zur Seite schieben, dahinter öffnete sich ein etwa dreißig Quadratmeter großer Raum.
Wir streiften uns Handschuhe und die Schutzanzüge der Spurensicherung über und betraten das Zimmer. Es war spartanisch eingerichtet. Eine schmale Pritsche links an der Wand, daneben ein aufgeklappter Tapeziertisch, darauf drei Laptops, tonnenweise Papier und kleine elektronische Bauteile, USB-Sticks, verschiedene Tastaturen, Kabelstränge. Auf dem Boden gebrauchte Kleidungsstücke, mehrere Paare Sneakers, Bücher, Fachzeitschriften, Zeichnungen, leere Pizzaschachteln, noch mehr Kabelstränge. Keine Fenster.
»Sieht ganz so aus, als wäre hier gearbeitet worden«, stellte ich fest.
Phil hielt die Skizze eines Wesens hoch, das entfernt aussah wie die Kreuzung zwischen einer Echse und einer neugeborenen Giraffe. »Würde mich nicht wundern, wenn dieses Monster demnächst als schwer bewaffneter Gegner in einem Computerspiel auftaucht.«
Während wir uns in dem Raum umsahen, war Ciprian Petrescu an der Schranköffnung stehen geblieben und schüttelte immer wieder ungläubig den Kopf, demonstrativ fassungslos über die wundersame Vergrößerung seiner Wohnung.
Ich blätterte ziellos durch die Papiere auf dem improvisierten Schreibtisch, ohne genau zu wissen, wonach ich suchte. Plötzlich fiel etwas heraus und segelte langsam auf den Boden.
Ich hob es auf und betrachtete es verblüfft.
Kein Zweifel, es handelte sich um eine echte Schwanenfeder.
Eingesprüht mit einer hoch deckenden, lichtechten, goldglänzenden Lackfarbe.
***
Eine Weile leugnete Howard Wilkins noch verbissen, einen Mann namens Ciprian Petrescu zu kennen, geschweige denn, bei ihm zu wohnen. Auch mit der goldenen Schwanenfeder wollte er nichts zu tun haben. Als wir ihn jedoch über die nahezu unbegrenzten Möglichkeiten der modernen Spurensicherung aufklärten, mit deren Hilfe es ein Leichtes sein würde, seine DNA sowohl in dem Raum als auch auf der Feder nachzuweisen, knickte er nach einer Stunde schließlich ein.
»Also gut, ich habe den Chinesen umgelegt. Ist mir nicht leichtgefallen. Ich hab noch nie
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