Jerry Cotton - Folge 2942: Das letzte Level ist der Tod (German Edition)
links ab, überquerte die Straße und bog in die East 7th Street ein. Die schmale Straße zog sich, und der Junge wurde langsamer. Sicher suchte er bereits nach einer Möglichkeit, um sich der weiteren Verfolgung zu entziehen, solange der Abstand zu mir noch groß genug war. Aber die Wohnhäuser links und rechts der Straße boten kein Versteck.
Als wir die First Avenue erreichten, war ich bis auf 15 Yards an ihn herangekommen. Ohne nach links und rechts zu schauen, lief er über die Straße. Ich musste warten und zwei Busse passieren lassen, die wegen des heftigen Regens trotz eingeschaltetem Scheibenwischer langsam fuhren. Als sie vorüber waren, hatte ich den Kapuzenmann verloren. Ich entdeckte zwei Fastfood-Lokale auf der gegenüberliegenden Straßenseite. In einem von beiden musste er verschwunden sein.
Ich entschied mich für den Burger-Laden. Im Gastraum war er nicht, auch im ersten Stock Fehlanzeige. Ich nahm die enge Wendeltreppe nach unten, die zu den Toiletten führte. Während ich hinabstieg, holte ich die SIG aus dem Holster.
Der Toilettenraum war leer, zwei Kabinen waren besetzt. Ich postierte mich davor, die Waffe im Anschlag.
»Mit erhobenen Händen rauskommen! FBI!«
Ich zählte leise bis fünf, da wurde die eine Tür geöffnet, und ein völlig verschreckter Mann in den Siebzigern trat zögernd aus der Kabine. Er streckte die Hände so hoch, als wollte er den Putz von der Decke kratzen, und starrte mich durch die dicken Gläser seiner Brille ängstlich an.
»Verschwinden Sie«, sagte ich knapp und deutete mit einer Kopfbewegung Richtung Flur. Der Alte kam meiner Aufforderung eilig nach, wobei es ihn nicht störte, dass er die Toilettenrolle noch in der Hand hielt.
Ich schlug mit der Hand gegen die andere Tür und wiederholte meine Aufforderung. Schließlich wurde auch hier von innen das Drehschloss betätigt. Ein junger Mann trat heraus, über der Jeans trug er ein rot-grün kariertes Oberhemd. Die Jeans war nass, aber das Hemd war trocken. Er sah mich trotzig an.
»Was soll das? Kann man jetzt schon nicht mal mehr in Ruhe sein Geschäft verrichten?«
Aber ein zweites Mal ließ ich mich von dem Kerl nicht auf den Arm nehmen.
»Umdrehen! Hände an die Wand! Beine auseinander!«
Ich tastete ihn nach Waffen ab. Negativ. Dann trat ich rückwärts in die Kabine und vergewisserte mich mit einem kurzen Blick, dass ich den richtigen Mann vor mir hatte. In der Eile hatte er das Kapuzensweatshirt in die Schüssel gestopft. Ich wandte mich wieder dem jungen Mann zu.
»Sie sind vorläufig festgenommen. Alles, was Sie sagen, kann vor Gericht gegen Sie verwendet werden. Selbstverständlich haben Sie das Recht, sich einen Anwalt zu nehmen.«
***
Als Erstes zogen wir uns trockene Sachen an. Ich war nach der Verfolgungsjagd nass bis auf die Knochen, und auch Phil war eine ganze Weile im Regen unterwegs gewesen, bevor er die Suche nach dem Kapuzenmann erfolglos aufgegeben hatte.
Inzwischen wussten wir auch, wer uns ins Netz gegangen war: nicht Matt Crown, wie wir anfangs gedacht hatten, sondern sein ehemaliger Partner Howard Wilkins. Wir hatten ihn ins Vernehmungszimmer bringen lassen und ihm eine Liste mit den Telefonnummern einer Reihe von Pflichtverteidigern überlassen. Aber er beharrte darauf, keinen Rechtsbeistand zu benötigen, da er nichts verbrochen hätte. Wir ließen ihn ein entsprechendes Formular unterschreiben, dann konnte die Vernehmung beginnen.
Zunächst machte er einige Angaben zu seiner Person. Sein Name war Howard Lewis Wilkinson, er war vor 26 Jahren in New York zur Welt gekommen, hatte noch eine Schwester, Sally Charlotte, später waren noch drei Halbgeschwister dazugekommen. Sein Vater war gestorben, als er drei Jahre alt war, daraufhin war seine Mutter mit den beiden Kindern nach Brooklyn gezogen, wo ihre einzige Schwester lebte.
Sie hatten eine Wohnung in der Clymer Street bezogen, dort wohnte seine Mutter immer noch. Vor zehn Jahren hatte sie einen neuen Mann kennengelernt und drei Kinder mit ihm bekommen. Dann hatte er sie sitzen lassen und sich aus dem Staub gemacht.
Nach der Highschool hatte Howard verschiedene Jobs gemacht, um seiner Mutter finanziell unter die Arme zu greifen. In seiner Freizeit hatte er schon immer gerne gespielt, und als er Matt Crown traf, stellten die beiden fest, dass es viel mehr Spaß machte, eigene Computerspiele zu entwickeln, als immer nur die Spiele anderer spielen.
Außerdem konnte man damit eine Menge Geld verdienen. Sie gründeten die
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