Jerry Cotton - Folge 2942: Das letzte Level ist der Tod (German Edition)
einen Menschen getötet. Aber es musste sein.«
Ich sah ihn fragend an.
»Seit einem Jahr suche ich Matt Crown. Ich hab schon alles Mögliche versucht, nichts hat funktioniert. Also habe ich Hu Dong als Köder benutzt.«
»Darum auch der goldene Vogel, eine Figur aus dem neuen Spiel von X-Games. Sie wollten, dass der Verdacht auf Matt Crown fällt. Dann wäre dessen Leben keinen Pfifferling mehr wert gewesen.«
Howard Wilkins nickte. Es schien, als sei durch das Geständnis eine Last von seinen Schultern abgefallen.
»In dem Punkt ist auf die Triaden Verlass. Wenn sie jemanden einmal ins Visier nehmen, lassen sie nicht locker, bis er unter der Erde liegt.«
Phil stützte die Hände auf den Tisch und fixierte den jungen Mann.
»Waren Sie deswegen heute Vormittag bei der Präsentation? Weil Sie gehofft haben, Matt Crown würde dort auftauchen?«
»Wäre das denn nicht das Normale gewesen?«, antwortete er mit einer Gegenfrage. »Schließlich ist er der Chef der Firma. Da kann er sich doch nicht vor so einem wichtigen Auftritt drücken.«
Offensichtlich konnte er.
Ich nahm die CD aus dem Recorder und gab sie einem Kollegen, damit er das Geständnis aufsetzen konnte, das Howard Wilkins dann unterschreiben musste.
»Aber mit dem anderen Mord hab ich nichts zu tun«, stellte er entschieden klar. »Wann soll das gewesen sein? Vorgestern?«
Ich nickte. »Eine junge Frau wurde gestern früh tot im Central Park gefunden. Sie war Mitarbeiterin bei X-Games. «
»Wie hieß sie?«
»Cynthia Hicks. Wir hatten uns am Tag davor noch mit ihr unterhalten . «
Howard Wilkins sah meinen Kollegen fassungslos an.
»Cyn? Die Schwester von Colin?«
Phil nickte. »Kannten Sie sie?«
Howard Wilkins schluckte. Seine Stimme klang plötzlich belegt. »Cyn und ich waren sogar mal befreundet. Aber das ist schon ’ne ganze Weile her.«
Phil und ich sahen uns überrascht an.
»Hatten Sie zuletzt noch Kontakt zu Cynthia?«, wollte ich wissen.
»Nur sporadisch. Ab und zu sind wir uns auf Facebook begegnet, oder wir haben kurz telefoniert.«
»War sie in einer neuen Beziehung?«
»Wenn, dann hat sie mir nichts davon erzählt.«
»Können Sie uns sonst etwas über sie erzählen? Womit hat sie sich beschäftigt, wenn sie nicht gearbeitet hat? Mit wem hat sie sich getroffen? Hatte sie Freunde? Wie war der Kontakt zur Familie?«
Howard Wilkins schien meine Fragen überhaupt nicht zu hören. Er wirkte plötzlich verschlossen, in sich gekehrt, mit irgendetwas beschäftigt, das seine ganze Aufmerksamkeit erforderte.
»Mister Wilkins?«
Sein Blick ging durch mich hindurch, er war auf einen Punkt gerichtet, der weit außerhalb dieses Raumes lag.
»Wir wissen nicht viel über das Leben, das Cynthia Hicks geführt hat«, erklärte Phil. »Alles, was Sie uns darüber sagen, könnte wichtig sein und uns helfen, ihren Mörder zu fassen.«
Langsam kehrte Howard Wilkins zurück in die Wirklichkeit. Sein Blick war plötzlich klar und entschlossen.
»Cyn hatte kein Leben. Nicht das, was Sie oder ich unter Leben verstehen. Wenn sie nicht gearbeitet hat, tauchte sie in virtuelle Welten ab. Cyn war eine begnadete Spielerin. Sie war süchtig. Aber sie war glücklich.«
Phil warf mir einen vielsagenden Blick zu. In diese Richtung waren auch unsere Überlegungen gegangen, aber sie hatten bisher zu keinem Ergebnis geführt.
»In den letzten Wochen hat sie sich intensiv mit der Testversion von Wings of Hell beschäftigt. Vor einer Woche hat sie mir eine kurze Nachricht geschickt. Sie war völlig begeistert von dem Spiel.«
Den Eindruck hatten wir bei unserem Besuch in der Firma auch gehabt.
»Wusste sie, dass die Idee des Spiels von Ihnen stammte?«
Über das Gesicht von Howard Wilkins huschte ein trauriger Schatten.
»Klar. Zu der Zeit, als ich das Spiel entwickelt und mit Matt besprochen habe, waren wir zusammen. Ein paar kleinere Ideen stammten sogar von Cyn.«
Er beugte sich vor. Seine Miene war ernst und konzentriert.
»Ich habe mir die letzte Version des Spiels besorgt. Sie entspricht im Großen und Ganzen der Ursprungsfassung. Bis auf das letzte Level, da hat Matt ein paar Besonderheiten eingebaut.«
Howard Wilkins sah angespannt von einem zum anderen.
»Kennt jemand von Ihnen sich mit solchen Spielen aus?«
»Nicht wirklich«, winkte mein Partner ab. »Nach meiner Begeisterung für Super Mario ist mein Interesse an dieser Art von Zeitvertreib schlagartig erloschen.«
Auch ich musste passen.
»Aber wir haben einen Kollegen, der
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