Jerusalem: Die Biographie (German Edition)
Saladins Reich unter seiner Krone vereinen. Was Friedrich anging, so verbannte Patriarch Gerold den Exkommunizierten aus Jerusalem, und die Templer warfen ihm vor, dass er den Tempelberg nicht zurückgewonnen hatte.
Am Samstag, dem 17. März, empfing Shams al-Din, der Kadi von Nablus und Vertreter des Sultans, Friedrich und seine Eskorte aus arabischer Leibwache, Pagen, deutschen und italienischen Soldaten, Rittern des Deutschen Ordens und zwei englischen Bischöfen am Jaffator und überreichte ihm die Schlüssel von Jerusalem.
Die Straßen waren menschenleer, viele Muslime hatten die Stadt verlassen, die orthodoxen Syrer waren verstimmt über das erneute Auftauchen der Lateiner – und Friedrich blieb nicht viel Zeit: Der Bischof von Cäsarea war unterwegs, um den Bann des Patriarchen durchzusetzen und die Stadt dem Interdikt zu unterstellen. [116]
Die Krönung Friedrichs II .: das deutsche Jerusalem
Nachdem Friedrich die Nacht im Palast des Großmeisters der Hospitaliter verbracht hatte, hielt er eine besondere Messe in der Grabeskirche, an der kein hoher Kleriker teilnahm, nur seine deutschen Soldaten. Er legte seine Kaiserkrone auf den Altar und setzte sie sich selbst in einer Kronzeremonie wieder auf, die ihn als höchsten universalen Monarchen der Christenheit ausweisen sollte. Dem englischen König Heinrich III. erklärte er, er habe als katholischer Kaiser die Krone getragen, die der Allmächtige ihm verliehen habe, als er ihn gnädig im Haus seines Dieners David hoch über die Fürsten der Welt erhoben habe. Friedrich war niemand, der seine eigene Bedeutung unterschätzte: Seine gespenstische, prachtvolle Inszenierung war die Krönung eines geweihten Königs, eines mystischen Kaisers des Jüngsten Tages, in der Kirche, die er als Tempel König Davids sah.
Anschließend machte er einen Rundgang über den Tempelberg, bewunderte den Felsendom und die al-Aqsa-Moschee, lobte ihren schönen Mihrab und stieg auf Nur al-Dins Minbar. Als er einen Priester bemerkte, der mit einem Neuen Testament in der Hand die Moschee betreten wollte, stieß er ihn weg und schrie ihn an: »Was suchst du hier? Bei Gott, kommt einer von euch noch einmal ohne Erlaubnis her, reiße ich ihm die Augen aus!«
Die muslimischen Wärter wussten nicht, was sie von diesem rotblonden Außenseiter halten sollten. Einer von ihnen überlegte taktlos:·»als Sklave hätte er keine zweihundert dirham eingebracht«. An diesem Abend fiel Friedrich auf, dass die Muezzine nicht zum Gebet riefen. »Qadi, warum haben die Muezzine nicht wie sonst zum Gebet gerufen?«, fragte er den Vertreter des Sultans.
»Dieser niedrige Sklave hat es ihnen verboten aus Rücksicht und Achtung vor Eurer Majestät«, antwortete der Kadi.
»Das hast du falsch gemacht«, erwiderte der Kaiser, »ich habe vor allem in Jerusalem übernachtet, um dem Gebetsruf der Muslime und ihrem Lob Gottes in der Nacht zu lauschen.«
Auch wenn seine Gegner diese Haltung als Islamophilie auslegten, war Friedrich wohl eher bestrebt, dafür zu sorgen, dass sein einzigartiges Abkommen funktionierte. Als die Muezzine zum Mittagsgebet riefen, warfen sich »alle seine Pagen und Diener mit ihrem Meister« zum Gebet nieder.
An diesem Morgen traf der Bischof von Cäsarea mit seinem Interdikt ein. Der Kaiser ließ seine Garnison im Davidsturm zurück und begab sich nach Akko, wo Barone und Templer ihm mit undankbarer Feindseligkeit begegneten. Da er nun in Italien vom Papst angegriffen wurde, wollte der Kaiser in aller Stille die Heimreise antreten, aber im Morgengrauen des 1. Mai bewarf ihn der Pöbel von Akko mit Schlachtabfällen aus der Fleischergasse. Auf der Heimfahrt nach Brindisi schrieb Friedrich für seine »Blume Syriens«: »Nie litt ich so als jenen Augenblick,/Da hinter meinem Schiff versank die Küste./Ich glaubte fest, dass ich nun sterben müsste,/Trieb in den Hafen ich’s nicht gleich zurück.« [117]
Friedrich hatte sich nicht lange in Jerusalem aufgehalten und sollte nie wieder zurückkehren, aber offiziell blieb er zehn Jahre lang Herrscher über die Heilige Stadt. Den Davidsturm und den Königspalast übergab er dem Deutschen Orden. Ihren Großmeister, Herbert von Salza, und Bischof Peter von Winchester wies er an, den Turm instand zu setzen (ein Teil dieser Arbeiten ist bis heute zu sehen) und das Stephanstor (heute Damaskustor) zu befestigen. Die Franken bekamen ihre Kirchen und ihren früheren Besitz zurück. Die Juden wurden erneut verbannt. Ohne Stadtmauern war
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