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Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Titel: Jerusalem: Die Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Sebag Montefiore
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schamanistischen Horden aus dem Fernen Osten, die bereits das größte Weltreich der Geschichte erobert hatten, plünderten 1258 Bagdad, massakrierten 80 000 Einwohner und töteten den Kalifen. Sie eroberten Damaskus, galoppierten nach Gaza und überfielen unterwegs Jerusalem. Um sie zu besiegen, brauchte der Islam einen wild entschlossenen Kämpfer. Der Mann, der sich dieser Herausforderung stellte, war Baibars. [120]

Teil VI
    Mamelucken
Vor dem Ende der Welt müssen alle Prophezeiungen erfüllt sein – und die Heilige Stadt muss der christlichen Kirche zurückgegeben werden.
Christopher Kolumbus, Brief an König Ferdinand und Königin Isabella von Spanien
Dreimal war sie [die Frau aus Bath] zum Heiligen Grab gezogen …
Geoffrey Chaucer, Canterbury-Erzählungen , Prolog, 463
In Jerusalem gibt es keine Stätte, die man wahrhaft heilig nennt.
Ibn Taymiyya, In Support of Pious Visits to Jerusalem
Die Praxis [des Heiligen Feuers] wird immer noch geübt. Da geschehen unter den Augen von Muslimen einige verabscheuungswürdige Dinge.
Mujir al-Din, History of Jerusalem and Hebron
Die Griechen [sind] unsere schlimmsten und abscheulichsten Feinde, die Georgier sind die schlimmsten Ketzer wie die Griechen und ebenso boshaft; die Armenier sind sehr schön, reich und großzügig [und] die Todfeinde der Griechen und Georgier.
Francesco Suriano, Treatise on the Holy Land
Wir sahen die berühmte Stadt unserer Freude und zerrissen unsere Kleider. Jerusalem ist überwiegend verwüstet, zertrümmert und ohne Stadtmauern. Was die Juden angeht, so leben die Ärmsten in Trümmerhaufen, da das Gesetz gilt, dass ein Jude sein zerstörtes Haus nicht wiederaufbauen darf.
Rabbi Obadiah von Bertinoro, Letters

29
    Sklave des Sultans
    1250 – 1339
    Baibars: der Panther
    Baibars, ein blonder, blauäugiger Türke aus Zentralasien, wurde als Kind an einen syrischen Fürsten verkauft. Er war groß und kräftig, besaß aber einen beunruhigenden Makel: einen grauen Star (Katarakt) an seinem rechten Auge, was seinen Besitzer veranlasste, ihn dem Sultan in Kairo zu verkaufen. Salih Ajjub, Saladins Großneffe, kaufte türkische Sklaven »schubweise wie Flughühner« für seine Mameluckenregimenter. Seiner eigenen Familie konnte er nicht trauen, war aber überzeugt, »ein Sklave ist treuer als 300 Söhne«. Wie alle heidnischen Sklavenjungen wurde Baibars zum Islam konvertiert und als Sklavensoldat, Mameluck, ausgebildet. Er konnte hervorragend mit der Armbrust umgehen, erlangte den Beinamen »Armbrustschütze« und kam in das Eliteregiment der Bahrijja, das die Kreuzfahrer besiegte und als Türkische Löwen oder islamische Templer bezeichnet wurde.
    Als Baibars das Vertrauen seines Herrn gewonnen hatte, wurde er aus der Sklaverei entlassen und machte Karriere in der Armee. Die Mamelucken standen loyal zu ihren Herren und noch loyaler zueinander – aber letztlich war keiner dieser verwaisten Krieger jemandem außer sich und Allah etwas schuldig. Nach der Ermordung des Sultans, zu der Baibars erheblich beigetragen hatte, verlor er den ausbrechenden Machtkampf und musste nach Syrien fliehen, wo er sich als Armbrustschütze dem Meistbietenden in den Bürgerkriegen zwischen den Lokalfürsten verdingte. Einmal beteiligte er sich an der Einnahme und Plünderung Jerusalems. Aber die Macht lag in Ägypten, und letzten Endes rief Qutuz, ein General, der gerade den Thron an sich gerissen hatte, Baibars wieder dorthin zurück.
    Als die Mongolen massiv in Syrien einfielen, erhielt Baibars das Kommando über die Vorhut, die umgehend nach Norden zog, um sie zu stoppen. Am 3. September 1260 besiegte Baibars die Mongolenarmee am Goliatsteich (Ain Jalut) bei Nazareth. Die Mongolen würden später wiederkommen und sogar erneut bis Jerusalem vordringen, aber zum ersten Mal hatte jemand sie aufgehalten. Ein Großteil Syriens fiel unter ägyptische Herrschaft, und Baibars wurde als Vater des Sieges und Löwe von Ägypten bejubelt. Er erwartete eine Belohnung – die Herrschaft über Aleppo –, aber Sultan Qutuz verweigerte sie ihm. Eines Tages, als der Sultan auf der Jagd war, erstach Baibars ihn von hinten. Die Junta der Mameluckenemire sprach ihm als dem Sultansmörder die Krone zu.
    Sobald Baibars die Macht übernommen hatte, machte er sich daran, das Kreuzfahrer-Königreich zu zerstören, das als Rumpfstaat noch an der palästinensischen Küste existierte. Auf dem Weg in diesen Krieg traf er 1263 in Jerusalem ein. Da die Mamelucken die Stadt verehrten, sah Baibars

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