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Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Titel: Jerusalem: Die Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Sebag Montefiore
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Menschen außer Kraft gesetzt seien. Als sie Jaffa einnahmen, »hackten seine Soldaten Männer und Frauen in Stücke – es war ein furchtbarer Anblick«, merkte einer der französischen Wissenschaftler erschüttert an, »der Lärm der Schüsse und der Schreie von Frauen und Vätern, die Leichenberge, eine Tochter, die auf dem Leichnam ihrer Mutter vergewaltigt wurde, der Geruch nach Blut, die Rufe der Sieger, die um Beutestücke stritten«. Schließlich ruhten sich die Franzosen »von Blut und Gold gesättigt auf einem Berg von Leichen« aus.
    Bevor er nach Akko weitermarschierte, ordnete Bonaparte kaltblütig die Ermordung von mindestens 2440, wahrscheinlich aber eher 4000 Soldaten des Schlächters an, die zu sechshundert pro Tag getötet wurden. Am 18. März 1799 erreichte er die Stadt Akko, in der immer noch der Schlächter regierte, den Bonaparte geringschätzig als »alten Mann, den ich nicht kenne« bezeichnete. Doch Blaubart leistete mit seinen 4000 Afghanen, Albanern und Mauren erbitterten Widerstand.
    Am 16. April besiegte Napoleon die Kavallerie des Schlächters und ein osmanisches Heer in der Schlacht am Berg Tabor. In Ramla, 40 Kilometer von Jerusalem entfernt, gab er anschließend eine prozionistische »Bekanntmachung an die Juden« heraus, die wahrheitswidrig überschrieben war: »Hauptquartier Jerusalem, 20. April 1799«.
Bonaparte, Oberkommandierender der Streitkräfte der Französischen Republik in Afrika und Asien, an die rechtmäßigen Erben Palästinas – das einzige Volk der Juden, die ihr durch Jahrtausende der Gier nach Eroberung und Tyrannei des Landes eurer Väter beraubt wurdet. Erhebt euch denn freudig, ihr aus der Heimat Vertriebenen, und tretet euer väterliches Erbe an. Das junge Heer hat Jerusalem zu meinem Hauptquartier gemacht und wird es in wenigen Tagen nach Damaskus verlegen, so dass ihr als Herrscher [in Jerusalem] bleiben könnt.
    Im Amtsblatt der französischen Regierung, Le Moniteur , hieß es, Napoleon habe »bereits eine große Zahl von Juden bewaffnet, um das Alte Jerusalem wieder auferstehen zu lassen«, er könne Zion aber erst einnehmen, wenn Akko besiegt sei, [139] und der Schlächter erhielt jetzt Verstärkung durch zwei Verkehrsschiffe der Königlichen Marine, die unter dem Kommando eines englischen Admirals und Abenteurers standen.
    Sir Sidney Smith – »der genialste aller Ritter«
    Sidney Smith, Sohn einer reichen Erbin und eines Abenteurers, »sah gut aus mit seinem gewaltigen Schnurrbart und den durchdringenden schwarzen Augen«. Er war mit 13 Jahren in die Marine eingetreten, hatte gegen die amerikanischen Rebellen gekämpft und dann, im Dienste der schwedischen Marine, gegen Katharina die Große und ihre Russen. Er wurde vom schwedischen König zum Ritter geschlagen und fürderhin von englischen Widersachern als »schwedischer Ritter« verspottet. Nach dem Ende der Französischen Revolution fiel Smith in Frankreich ein, wurde aber gefangengenommen und im berüchtigten Temple inhaftiert. Von dort gelang ihm eine verwegene Flucht, nach der er Bonaparte, der ihm besonders verhasst war, in einer Reihe offener Briefe verhöhnte. Nicht alle waren beeindruckt von Smith: Er sei, schrieb ein Beobachter, »ein Schwärmer, voll rastlosen Tatendrangs, von überspannter Eitelkeit und ohne ein bestimmtes Ziel, außer dem, die Menschheit davon zu überzeugen, dass Sidney Smith der genialste aller Ritter sei«.
    Smith und der Schlächter wurden zu Verbündeten. Als der Engländer das blitzende Damaszenerschwert bewunderte, das der Schlächter stets bei sich trug, brüstete sich dieser: »Dieses Schwert trifft immer sein Ziel. Es hat schon Dutzende von Köpfen abgeschlagen.« Smith verlangte einen Beweis, woraufhin der Schlächter einen Ochsen bringen ließ und ihm mit einem einzigen Hieb den Kopf abschlug. Smith schloss sich mit seinen 88 Männern dem aus vielen Völkern gemischten Heer des Schlächters an. Dreimal griff Bonaparte die Stadt Akko an, und jedes Mal gelang es dem Schlächter, ihn zurückzuschlagen. Als osmanische Verstärkungstruppen heranrückten und die Belagerung sich in den dritten Monat hinschleppte, wurden die französischen Generäle nervös.
    Am 21. Mai 1799, mittlerweile waren 1200 Soldaten tot und 2300 weitere krank oder verwundet, blies Napoleon zum Rückzug nach Ägypten. Doch in Jaffa waren 800 französische Soldaten krank zurückgeblieben. Damit sich der Rückzug durch sie nicht verzögerte, befahl Napoleon seinen Ärzten, sie zu töten. Als sich

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