Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Titel: Jerusalem: Die Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Sebag Montefiore
Vom Netzwerk:
verkündete Montgomery vor Vertretern beider Seiten, »meine Aufgabe ist es, für Recht und Ordnung zu sorgen. Und ich beabsichtige, genau das zu tun.« Er erklärte den Aufstand für »endgültig niedergeschlagen«. Fünfhundert Juden und 150 Briten hatten ihr Leben gelassen, aber den höchsten Preis für den Aufstand zahlte die arabische Gesellschaft, die sich bis heute nicht von den Folgen erholt hat: Ein Zehntel aller männlichen Palästinenser zwischen 20 und 60 Jahren war tot, verwundet oder aus dem Land vertrieben, 164 Personen wurden zum Tode verurteilt, 50 000 verhaftet und 5000 Wohnhäuser zerstört. Viele der Opfer waren von ihren eigenen arabischen Landsleuten ermordet worden. Für die Briten kam das Ende des Aufstands gerade zur rechten Zeit: Bald würden ihre Truppen in Europa gebraucht werden. »Ich werde Palästina mit Bedauern verlassen«, meinte Montgomery, »denn der Krieg hier draußen hat mir Spaß gemacht.«
    Premierminister Neville Chamberlain, dessen Vater den Juden eine Heimstätte in Uganda angeboten hatte, beschloss, die Balfour-Deklaration in ihr Gegenteil zu verkehren. Den Juden blieb im Falle eines Krieges gar nichts anderes übrig, als die Briten zu unterstützen. Die Araber hatten dagegen die Wahl. »Wenn wir eine Seite verärgern müssen«, erklärte Chamberlain, »dann lasst uns lieber die Juden verärgern als die Araber.« In diesem Sinne bat er beide Parteien und die Vertreter der arabischen Staaten zu einer Konferenz nach London.
    Die Araber wählten den Mufti zu ihrem Chefdelegierten; da aber die Briten es ablehnten, mit ihm zu verhandeln, führte sein Cousin Jamal al-Husseini die eine Delegation an, während die gemäßigte Gruppe von Nashsashibi geleitet wurde. Die Husseinis stiegen im Dorchester, die Nashashibis im Carlton ab. Die Zionisten waren durch Weizmann und Ben-Gurion vertreten. Chamberlain musste die Konferenz, die am 7. Februar 1939 im St. James’ Palace stattfand, zweimal eröffnen, weil sich Araber und Zionisten weigerten, direkt miteinander zu verhandeln.
    Chamberlain hoffte, die Zionisten dazu bringen zu können, dass sie freiwillig auf weitere Einwanderungen verzichteten, aber vergebens. Am 15. März wurde die Sinnlosigkeit seiner Appeasement-Politik offenkundig, als Hitler die Rest-Tschechei besetzte. Zwei Tage später legte der Kolonialminister Malcolm Macdonald ein Weißbuch vor, dessen Kernpunkte waren: Beschränkung jüdischer Landkäufe und Begrenzung der Einwanderungen auf 15 000 Personen für fünf Jahre, danach Vetorecht für die Araber, Unabhängigkeit Palästinas innerhalb von zehn Jahren, kein jüdischer Staat. Es war das beste Angebot, das den Arabern im 20. Jahrhundert je unterbreitet werden sollte, aber der Mufti stellte wieder einmal seine ganze politische Unfähigkeit und größenwahnsinnige Sturheit unter Beweis, indem er es von seinem libanesischen Exil aus zurückwies.
    Ben-Gurion bereitete die Haganah auf einen Krieg gegen die Briten vor, in Jerusalem kam es zu Krawallen unter den Juden. Am 2. Juni bombardierte die Irgun den Markt vor dem Jaffator und tötete neun Araber. Am Abend des 8. Juni, dem letzten Tag seines Aufenthalts in Jerusalem während einer Rundreise durch den Nahen Osten, hörte John F. Kennedy, Sohn des US-Botschafters in London, 14 Explosionen, die in der gesamten Heiligen Stadt die Lichter ausgehen ließen. Viele teilten inzwischen General Montgomerys Ansicht, dass »die Juden die Araber ermorden werden und die Araber die Juden« und dass dies »aller Wahrscheinlichkeit nach die nächsten 50 Jahre auch so bleiben wird«. [179]
    Der Mufti und Hitler: Weltkrieg in Jerusalem
    Deutschland hatte Frankreich besetzt, die Wehrmacht stand vor den Toren Moskaus, und Hitler hatte angefangen, seine »Endlösung« – den Mord an sechs Millionen Juden – in die Tat umzusetzen. [261] Der Mufti sah die Stunde gekommen, sich mit den Nationalsozialisten gegen die gemeinsamen Feinde, die Briten und die Juden, zu verbünden. Der Mufti hatte vom Irak aus die arabischen Angriffe auf die Briten gelenkt, musste aber nach einer Reihe weiterer Niederlagen, die auf sein Konto gingen, in den Iran flüchten, und begab sich von hier aus, von den Briten verfolgt, auf eine abenteuerliche Reise, die ihn am Ende nach Italien führte. Benito Mussolini empfing ihn am 27. Oktober 1941 im römischen Palazzo Venezia, wo er seine Unterstützung für die Gründung eines palästinensischen Staates versprach. »Wenn die Juden einen eigenen Staat wollen«,

Weitere Kostenlose Bücher