Jerusalem: Die Biographie (German Edition)
seinem Lieblingsgericht, die Morde in Auftrag, denen innerhalb von zwei Jahren viele seiner integersten und gemäßigteren Landsleute zum Opfer fielen. Neun Tage nach der Veröffentlichung des Peel-Berichts rief der Mufti den deutschen Generalkonsul an, um ihm seine Sympathie für den Nationalsozialismus und den Wunsch nach Zusammenarbeit mitzuteilen. Als die Briten am nächsten Tag versuchten, ihn zu verhaften, flüchtete er sich in die al-Aqsa-Moschee.
Die Briten wagten nicht, das Heiligtum zu stürmen. Stattdessen belagerten sie den Mann, dem sie vorwarfen, den Aufstand organisiert zu haben, auf dem Tempelberg. Aber nicht alle arabischen Gruppierungen unterwarfen sich seiner Führung: Auch Qassams Dschihadisten brachten mit großem Eifer jeden Araber um, den sie der Zusammenarbeit mit den britischen Behörden verdächtigten. Unter den Arabern war ein blutiger Bürgerkrieg ausgebrochen. Das war die Zeit, in der, wie man sagte, der Mufti viele Familien zum Weinen brachte. Ragheb Nashashibi, der den Aufstand ursprünglich unterstützt hatte, kritisierte jetzt die Terrorstrategie des Muftis und stellte sich gegen diesen. Daraufhin wurde seine Villa mit Maschinengewehrsalven überzogen, wobei ein Cousin Nashashibis getötet wurde. Als sein Neffe Fakhri Bey Nashashibi dem Mufti zerstörerischen Egoismus vorwarf, ließ dieser einen Hinrichtungsbefehl für ihn in der Zeitung veröffentlichen: Er wurde später in Bagdad ermordet. Nashashibi bewaffnete seine Gefolgsleute, die unter dem Namen »Nashashibi-Einheiten« oder »Friedenskorps« bekannt wurden und gegen die Anhänger des Muftis kämpften. Die Kopfbedeckung wurde zum Erkennungszeichen der Revolte: Husseinis Anhänger trugen die karierte Kufiya, Nashashibis Leute den Tarbusch der Gemäßigten. Der Mufti gab Rebellenbriefmarken heraus und berief Rebellengerichte ein, vor die Verräter gestellt wurden.
In Jerusalem wurden die Aufständischen von einem 31-jährigen Kommandeur der Armee des Heiligen Krieges, Abd al-Kadir Husseini, angeführt. Er war der Sohn des verstorbenen Musa Kazem Husseini (sein Kriegsname war Abu Musa) und hatte eine hervorragende Ausbildung in der anglikanischen Bischof-Gobat-Schule auf dem Zionsberg genossen. Seine Dissertation an der Kairoer Universität hatte er als Plattform genutzt, um den britischen Verrat und die zionistische Verschwörung zu brandmarken. Nachdem er aus Ägypten ausgewiesen worden war, übernahm er den Vorsitz in der palästinensisch-arabischen Partei des Muftis, gab deren Zeitung heraus und gründete, unter dem Deckmantel einer Pfadfinderorganisation, seine eigene paramilitärische Kampfgruppe namens Grüne Hand, die zum bewaffneten rechten Flügel der Partei wurde.
Zu Hause gab er den eleganten Herrn mit Menjoubärtchen und englischem Maßanzug, aber in seinem Element fühlte er sich, wenn er sich reitend, schießend, tobend ins Kampfgetümmel werfen konnte. Oft »demütigte er die Kolonialtruppen um Jerusalem«, wie Wasif Jawhariyyeh, der Oud-Spieler, bemerkte. 1936 wurde er in der Nähe von Hebron im Kampf gegen britische Panzer verwundet, aber nachdem er seine Verletzungen in Deutschland hatte behandeln lassen, kehrte er in sein Hauptquartier in Ein Kerem, dem Geburtsort von Johannes dem Täufer, zurück und nahm den Kampf wieder auf. In Jerusalem war er der Drahtzieher hinter einem Attentat auf einen britischen Polizeichef. Während eines Tieffliegerangriffs erneut verwundet, wurde er von seinen Bewunderern als arabischer Ritter gefeiert, der auf ein Leben in Luxus verzichtete, um an der Seite der Bauern gegen ungläubige Eindringlinge zu kämpfen – seine palästinensischen Gegner sahen in ihm dagegen einen der schlimmsten Kriegsherren des Mufti, dessen Schergen die Dörfer terrorisierten, die die Husseinis nicht unterstützten.
Am 26. September 1937 wurde der Distriktkommissar für Galiläa, Lewis Andrews, ermordet. Am 12. flüchtete der Mufti, als Frau verkleidet, aus Jerusalem; ein unwürdiger Abgang, der seinem Ansehen in Palästina beträchtlichen Schaden zufügte. Von seinem libanesischen Exil aus dirigierte er Kampfhandlungen in einem Krieg, der sich immer weiter aufschaukelte. Unerbittlich erzwang er Gehorsam gegenüber seiner Person und seinem kompromisslosen politischen Kurs.
Die Briten hatten Mühe, Palästina zu halten: Oft verloren sie die Kontrolle über Nablus, Hebron und Teile von Galiläa – für kurze Phasen manchmal sogar über Jerusalem. Sie gründeten daher zur Unterstützung ihrer
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