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Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Titel: Jerusalem: Die Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Sebag Montefiore
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machen, beschloss er, die Stadt zu restaurieren und »das neue Jerusalem« zu bauen, »jenem altberühmten gegenüber«, wie Eusebius, der Bischof von Caesarea und Biograph des Kaisers, schrieb. Er gab den Bau einer Kirche in Auftrag, die Jerusalem als Wiege der Frohen Botschaft gemäß sein sollte. Beschleunigt wurden die Arbeiten allerdings durch die mörderischen Familienprobleme des Kaisers.
    Konstantin der Grosse: Familienmorde
    Kurz nach Konstantins Sieg beschuldigte seine Ehefrau Fausta seinen ältesten Sohn (aus einer früheren Ehe), Crispus Cäsar, eines sexuellen Übergriffs. Nutzte sie Konstantins neue christliche Sittsamkeit aus, indem sie behauptete, Crispus habe sie zu verführen versucht oder vergewaltigt? Oder handelte es sich in Wirklichkeit um eine Affäre, die in die Brüche gegangen war? Crispus wäre weder der erste junge Mann, der eine Affäre mit seiner Stiefmutter hatte, noch der letzte, der sich eine wünschte, aber vielleicht war der Kaiser ohnehin schon eifersüchtig auf die militärischen Erfolge seines Sohnes. Eindeutig hatte Fausta allen Grund, ihn nicht zu mögen, weil er dem Aufstieg ihrer eigenen Söhne im Weg stand.
    Wie auch immer die Wahrheit ausgesehen haben mag, war Konstantin empört über die Unmoral seines Sohnes und befahl seine Hinrichtung. Die christlichen Berater des Kaisers waren entsetzt, und nun schaltete sich die wichtigste Frau in seinem Leben ein, seine Mutter. Helena, eine Gastwirtstochter aus Bithynien, war möglicherweise nie mit Konstantins Vater verheiratet, aber bereits früh zum Christentum konvertiert und mittlerweile Augusta, also Kaiserin aus eigenem Recht.
    Helena überzeugte Konstantin, dass man ihn manipuliert habe. Vielleicht offenbarte sie ihm, dass in Wirklichkeit Fausta versucht hatte, Crispus zu verführen, nicht umgekehrt. Also machte Konstantin einen unverzeihlichen Mord durch einen anderen wieder gut und befahl, seine Frau Fausta wegen Ehebruchs hinzurichten: Sie wurde entweder in kochendem Wasser oder in einem überhitzten Dampfbad getötet, eine besonders unchristliche Lösung für ein äußerst unchristliches Dilemma. Jerusalem sollte allerdings von diesem Doppelmord profitieren, den die peinlich berührten christlichen Lobredner kaum erwähnten. [86]
    Kurze Zeit später ließ Helena sich freie Hand geben, die Stadt Christi zu verschönern, und brach auf nach Jerusalem. [87] Der Glanz dieser Stadt sollte Konstantins Buße sein. [68]
    Helena: die erste Archäologin
    Die siebzigjährige Kaiserin Helena, die auf ihren Münzen mit scharfen Gesichtszügen, geflochtenem Haar und Tiara dargestellt ist, traf mit jugendlicher Energie und großzügigem Budget in Aelia ein und wurde zur Bauherrin der monumentalsten Bauten Jerusalems und zu einer erstaunlich erfolgreichen Archäologin.
    Konstantin wusste, dass die Stelle, an der Jesus gekreuzigt und begraben wurde, unter Hadrians Tempel lag, »in dem sie dem ausschweifenden Dämon Aphrodite einen dunklen Schlupfwinkel erbauten«, wie Eusebius es formulierte. Er hatte Bischof Macarius angewiesen, den Ort zu säubern, den heidnischen Tempel abzureißen, das ursprüngliche Grab auszugraben und dort eine Basilika zu bauen, »herrlicher als alle, die irgendwo sich finden«, deren Mauern, Säulen und Marmorwerk aufs »Kostbarste und Zweckdienlichste« ausgeführt und mit Goldornamenten versehen werden sollten.
    Helena war fest entschlossen, das tatsächliche Grab Jesu zu finden. Der heidnische Tempel musste abgerissen, das Pflaster entfernt, die Erde abgetragen und der heilige Ort lokalisiert werden. Die Bestrebungen der Kaiserin müssen im kleinen Aelia eine fieberhafte, lukrative Suche ausgelöst haben. Ein Jude, vielleicht einer der verbliebenen Judenchristen, förderte Dokumente zutage, die zur Entdeckung der Höhle führten, die zum Grab Jesu erklärt wurde. Helena suchte auch nach der Stelle der Kreuzigung und sogar nach dem Kreuz.
    Kein Archäologe ist je an ihre Erfolge herangekommen. Sie entdeckte drei Holzkreuze, eine Holztafel mit der Aufschrift »Jesus von Nazareth, König der Juden« und die Originalnägel. Aber welches Kreuz war das richtige? Die Kaiserin und der Bischof brachten diese Holzstücke angeblich an das Sterbebett einer Frau. Als man das dritte Stück neben sie legte, öffnete die Kranke plötzlich die Augen, kam wieder zu Kräften und sprang geheilt aus dem Bett. Helena schickte ein Stück des Kreuzes mit den Nägeln ihrem Sohn Konstantin, der es in das Zaumzeug seines Pferdes

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