Jerusalem: Die Biographie (German Edition)
Westmauer ist immer zugänglich: Die Juden beten. Die Grabeskirche ist geöffnet: Die Christen beten in mehreren Sprachen. Über Jerusalem geht die Sonne auf, die Strahlen lassen die hellen herodianischen Steine der Westmauer fast schneeweiß leuchten – genau wie Josephus es vor zweitausend Jahren beschrieben hat – und treffen auf das herrliche Gold des Felsendoms, das in der Sonne funkelt. Die göttliche Esplanade, wo Himmel und Erde sich treffen und Gott dem Menschen begegnet, ist noch ein Reich, das sich menschlicher Kartographie entzieht. Das können nur die Sonnenstrahlen leisten, und endlich fällt das Licht auf das erlesenste, mysteriöseste Bauwerk Jerusalems. Sobald es im Sonnenlicht glänzt, verdient es seinen Namen. Aber das Goldene Tor bleibt verschlossen, bis der Jüngste Tag anbricht. [188]
Karten und Stammbäume
Bildteile
Bildteil I
Der Tempelberg - hebräisch: Har haBayit, arabisch Haram al-Sharif, in der Bibel Berg Moriah genannt - ist das Herzstück Jerusalems. Die Westmauer, das größte Heiligtum des Judentums, gehört zur herodianischen Stützmauer der Tempelplattform, auf der die islamischen Heiligtümer, der Felsendom und die al-Aqsa-Moschee stehen. Für viele ist dieses 14 Hektar große Gelände nach wie vor der Mittelpunkt der Welt.
Archäologen entdeckten 1994 diese Stele in Tel Dan; darauf brüstet sich Hasaël, König von Aram-Syrien, mit seinem Sieg über Judäa, das »Haus Davids«, und bestätigt damit die Existenz Davids.
Die Stätte, an der Salomos Tempel stand, wurde so häufig verwüstet und geplündert, dass kaum etwas übrig geblieben ist bis auf diesen elfenbeinernen Granatapfel mit der Inschrift »dem Haus der Heiligkeit«. Vermutlich diente es bei religiösen Prozessionen im ersten Tempel als Knauf eines Stabes.
König Hiskia befestigte Jerusalem 701 v.Chr. gegen die anrückende assyrische Armee. Reste seiner sogenannten breiten Mauer sind im heutigen jüdischen Viertel zu sehen.
Zur gleichen Zeit begannen seine Ingenieure mit zwei Mannschaften, den 33 Meter langen Siloatunnel zu graben, um die Wasserversorgung der Stadt zu sichern: Als die beiden Trupps sich in der Mitte trafen, feierten sie den Erfolg mit dieser Inschrift, die ein Schüler 1891 entdeckte.
Bevor Sanherib, der Herrscher des mächtigen, raubgierigen Assyrerreichs, gegen Jerusalem zog, stürmte er Hiskias zweite Stadt, Lachisch. Das Flachrelief in seinem Palast in Ninive zeigt die blutige Belagerung und die Bestrafung der Einwohner. In dieser Szene werden judäische Familien nach Assyrien geführt.
König Darius, hier auf einem Relief aus seinem Palast in Persepolis, war der eigentliche Begründer des Persischen Reichs, das Jerusalem über zwei Jahrhunderte hinweg beherrrschte. Er erlaubte den jüdischen Priestern die Selbstverwaltung und gab sogar eine judäische Münze mit der Prägung »Yehud« heraus (siehe folgende Abbildung).
Nach dem Tod Alexander des Großen rangen zwei griechische Familien um die Macht in seinem Reich. Ptolemäus I. Soter entführte Alexanders Leichnam, gründete ein Königreich in Ägypten und stürmte Jerusalem. Nach einem Jahrhundert ptolemäischer Herrschaft rissen ihre Rivalen, die Seleukiden, Jerusalem an sich.
Der extravagante König Antiochus IV. entweihte den Tempel in Jerusalem und versuchte, das Judentum auszulöschen. Damit löste er eine Revolte durch Judas den Makkabäer aus, dessen Familie das neue jüdische Königreich schuf und bis zur Ankunft der Römer regierte.
Judas der Makkabäer (ein auf Phantasie beruhender Stich aus dem Mittelalter).
Der römische Machthaber im Nahen Osten, Marcus Antonius (rechts), unterstützte einen neuen Herrscher in Judäa, Herodes, aber seine Geliebte, die letzte Ptolemäerkönigin Kleopatra (links) erhob ebenfalls Anspruch auf Jerusalem.
Herodes der Große war halb jüdischer, halb arabischer Abstammung, skrupellos, mörderisch und brillant. Er eroberte Jerusalem, baute den Tempel wieder auf (hier als Modell rekonstruiert) und gestaltete die Stadt prachtvoller denn je.
Das Ossuarium mit der Aufschrift »Simon der Erbauer des Heiligtums« enthielt vermutlich die Gebeine des Tempelbaumeisters.
Im Tempel warnte die griechische Inschrift Nichtjuden unter Androhung der Todesstrafe, die Innenhöfe nicht zu betreten.
Die Süd- und Westmauer des Tempelbergs, einschließlich der Klagemauer, stammt größtenteils aus der Zeit Herodes des Großen. An der uneinnehmbaren Südostecke befand sich die Zinne, auf der Satan Jesus in
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