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Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Titel: Jerusalem: Die Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Sebag Montefiore
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allzu aufgeregten Juden Jerusalems zu beruhigen. Möglicherweise ließ er Serubbabel hinrichten, denn er verschwand ohne weitere Erklärung – der letzte Nachkomme Davids.
    Im März 515 v.Chr. weihten die Priester den Zweiten Tempel mit einem Freudenfest ein, opferten hundert Stiere, zweihundert Widder, vierhundert Lämmer und zwölf Ziegenböcke (um die Sünden der zwölf Stämme Israels zu tilgen). So feierten die Judäer ihr erstes Passahfest seit dem Exil. Aber als die alten Männer, die sich noch an Salomos Tempel erinnerten, dieses bescheidene Bauwerk sahen, brachen sie in Tränen aus. Die Stadt blieb winzig und verlassen. [30]
    Mehr als fünfzig Jahre später war ein Jude namens Nehemia Mundschenk von Darius’ Enkel, König Artaxerxes. Ihn baten die Jerusalemer um Hilfe: »Die Entronnenen, die zurückgekehrt sind aus der Gefangenschaft, sind dort im Lande in großem Unglück«. Nehemia war bestürzt: Da »setzte ich mich nieder und weinte und trug Leid tagelang«. Als er Artaxerxes das nächste Mal in der persischen Hauptstadt Susa bediente, fragte der König: »»Warum siehst du so traurig drein?« Der Höfling antwortete: »Der König lebe ewig! Sollte ich nicht traurig dreinsehen? Die Stadt, in der meine Väter begraben sind, liegt wüst … Gefällt es dem König …, so solltest du mich nach Juda reisen lassen, in die Stadt, wo meine Väter begraben sind, damit ich sie wieder aufbaue.« Voller Furcht wartete Nehemia auf die Antwort.
    Nehemia: Der Niedergang der Perser
    Der Großkönig ernannte Nehemia zum Statthalter und bewilligte ihm Baumaterial und eine Militäreskorte. Die Samaritaner nördlich von Jerusalem hatten jedoch einen eigenen angestammten Statthalter, Sanballat, der diesem geheimniskrämerischen Höfling aus dem fernen Susa und den Plänen der Heimkehrer misstraute. Aus Furcht vor einem Mordanschlag inspizierte Nehemia nachts Jerusalems zerstörte Stadtmauern und verbrannte Stadttore. In seinen Memoiren, der einzigen politischen Biographie der Bibel, schildert Nehemia, wie Sanballat und seine Gefährten sie »verspotteten und verhöhnten«, als sie von dem geplanten Wiederaufbau der Stadtmauern erfuhren, bis er ihnen seine Ernennung zum Statthalter mitteilte. Grundbesitzer und Priester erhielten den Auftrag, jeweils einen Mauerabschnitt wiederaufzubauen. Als Sanballats Schlägertrupps angriffen, stellte Nehemia Wachen auf, und die Mauer wurde »in zweiundfünfzig Tagen fertig«. Sie umschloss nur die Davidsstadt, den Tempelberg und eine kleine Festung nördlich vom Tempel.
    Nun war Jerusalem »weit und groß, aber wenig Volk darinnen«, wie Nehemia schrieb. Er überredete die Juden, die außerhalb der Stadt wohnten, zu losen: Jeder Zehnte sollte sich in Jerusalem niederlassen. Nach zwölf Jahren reiste Nehemia nach Persien, um dem König Bericht zu erstatten. Als er nach Jerusalem zurückkehrte, stellte er fest, dass die Juden Mischehen mit Einheimischen eingingen. Er vertrieb die Eindringlinge, verbot Mischehen und setzte sein neues, reines Judentum durch.
    Als die Perserkönige die Kontrolle über die jüdischen Provinzen verloren, entwickelten die Juden einen eigenen, halbwegs unabhängigen Kleinstaat Yehud. Er lag um den Tempel herum, finanzierte sich durch wachsende Pilgerzahlen, wurde nach der Thora von einer Dynastie von Hohepriestern regiert, die angeblich von König Davids Priester Zadok abstammten. Wieder einmal entwickelte sich der Tempelschatz zu einer begehrten Beute. Einer der Hohepriester wurde im Tempel von seinem habgierigen Bruder Jesus (aramäisch für Joschua) ermordet, ein Sakrileg, das dem persischen Statthalter einen Vorwand lieferte, in Jerusalem einzumarschieren und das Gold der Stadt zu plündern. [31]
    Während die persischen Höflinge mit ihren mörderischen Intrigen beschäftigt waren, bildete König Philipp II. von Makedonien eine hervorragende Armee aus, eroberte die griechischen Stadtstaaten und bereitete sich auf einen heiligen Krieg gegen Persien vor, um die Invasionen des Darius und seines Sohnes Xerxes zu rächen. Als Philipp ermordet wurde, folgte ihm sein 25-jähriger Sohn Alexander auf den Thron und führte den Angriff auf Persien, der die Griechen nach Jerusalem bringen sollte.

7
    Die Makedonier
    336 – 166 v.Chr.
    Alexander der Grosse
    Nachdem sein Vater 336 v.Chr. ermordet worden war, besiegte Alexander den Perserkönig Darius III. zweimal innerhalb von drei Jahren. Darius zog sich daraufhin nach Osten zurück. Zunächst verfolgte Alexander ihn

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