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Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Titel: Jerusalem: Die Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Sebag Montefiore
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Tempel
    Das Schicksal von Kyrus’ Reich, das bereits größer war als jedes andere zuvor, entschied sich in der Nähe von Jerusalem. Auf Kyrus folgte sein Sohn Kambyses II. (Kambudschiya), der 525 v.Chr. durch Gaza und über den Sinai zog, um Ägypten zu erobern. Währenddessen übernahm sein Bruder im fernen Persien durch einen Putsch die Macht. Um seinen Thron zu retten, machte Kambyses sich auf den Heimweg, starb aber auf rätselhafte Weise in der Nähe von Gaza. Dort kamen sieben hochrangige Verschwörer zu Pferde zusammen, um die Machtübernahme im Reich zu planen. Da sie noch nicht über die Kandidatur entschieden hatten, vereinbarten sie, »wessen Pferd bei Aufgang der Sonne zuerst wiehert, der soll König werden«. Als erstes wieherte das Pferd des Darius, Sohn eines Adelsgeschlechts und Kambyses’ Lanzenträger. Herodot behauptet, Darius habe den Ausgang manipuliert, indem er seinem Pferdeknecht befahl, seine Finger in die Scheide einer Stute zu stecken. Im entscheidenden Moment habe der Knecht Darius’ Hengst an seinen Fingern schnuppern lassen. So schrieb Herodot den Aufstieg eines östlichen Despoten schadenfroh einem sexuellen Trick zu.
    Unterstützt von seinen sechs Mitverschwörern ritt Darius nach Osten, eroberte erfolgreich das gesamte persische Reich zurück und unterdrückte Aufstände in praktisch jeder Provinz. Der Bürgerkrieg brachte jedoch die Arbeiten am Haus Gottes in Jerusalem bis zum zweiten Amtsjahr des Darius zum Stillstand. Um 520 v.Chr. machten sich Prinz Serubbabel, der Enkel des letzten Königs von Juda, und sein Priester Jeschua, der Sohn des letzten Priesters des alten Tempels, von Babylonien auf, um Jerusalem zu retten.
    Serubbabel weihte den Altar auf dem Tempelberg ein, beauftragte Handwerker und kaufte phönizisches Zedernholz, um den Tempel wiederaufzubauen. Vor Aufregung über das wachsende Bauwerk und ermutigt durch die Unordnung im Reich konnten die Juden nicht umhin, messianische Träume eines neuen Königreichs zu hegen: »Zur selben Zeit spricht der HERR Zeboath, will ich dich, Serubbabel …, meinen Knecht, nehmen, spricht der HERR, und dich wie einen Siegelring halten«, schrieb der Prophet Haggai als Hinweis auf den Siegelring Davids, den Serubbabels Großvater verloren hatte. Führende Juden kamen mit Gold und Silber aus Babylon und bejubelten Serubbabel (das heißt: Samen Babylons) als den »Spross«, von dem es hieß: »und er wird herrlich geschmückt sein und wird sitzen und herrschen auf dem Thron«.
    Die Einheimischen in der Stadt und nördlich in Samaria wollten sich nun an dieser heiligen Aufgabe beteiligen und boten Serubbabel ihre Hilfe an, aber die Heimkehrer praktizierten ein neues Judentum. Sie sahen die Einheimischen als halbe Heiden und verachteten sie als Am Ha-Aretz, »Bewohner des Landes«. Alarmiert über das wiederaufblühende Leben in Jerusalem – oder weil er von Einheimischen bestochen war –, verfügte der persische Statthalter den Baustopp.
    Innerhalb von drei Jahren hatte Darius alle Herausforderungen bestanden und ging als einer der geschicktesten Herrscher der Antike daraus hervor. Er errichtete ein tolerantes Weltreich, das von Thrakien und Ägypten bis an den Hindukusch reichte und damit das erste war, das sich über drei Kontinente erstreckte. [27] Der neue Großkönig erwies sich als seltene Kombination aus Eroberer und Administrator. Sein Abbild, das zu Ehren seines Sieges in Fels gehauen wurde, zeigt Darius – Darayavaush – als klassischen Arier mit hoher Stirn, gerader Nase und einer Größe von 1,78 Metern. Er hat eine goldene, mit ovalen Edelsteinen besetzte Kriegskrone auf dem Kopf, einen fransigen Pony, einen gezwirbelten Schnurrbart, das Haar zu einem Knoten gebunden und den rechteckig geschnittenen Bart in vier Lockenreihen gelegt, die sich mit glatten Strähnen abwechseln. Majestätisch trägt er eine lange Robe über Hose und Schuhen und einen mit Entenkopf verzierten Bogen.
    An diesen ehrfurchtgebietenden Herrscher appellierte Serubbabel unter Verweis auf das Dekret des Kyrus. Darius ließ die königlichen Schriftrollen prüfen, fand das Dekret und befahl: »Lasst sie arbeiten am Hause Gottes, damit der Statthalter der Juden und ihre Ältesten das Haus Gottes an seiner früheren Stelle wiederaufbauen … Ich, Darius, habe diesen Befehl gegeben, damit er sorgfältig befolgt wird.« Als er 518 v.Chr. westwärts marschierte, um die Ordnung in Ägypten wiederherzustellen, kam er wahrscheinlich auch durch Judäa, um die

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