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Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Titel: Jerusalem: Die Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Sebag Montefiore
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verheiratete Astyages seine Tochter mit einem schwachen, wenig bedrohlichen Nachbarn im Osten, dem König von Anschan. Aus dieser Ehe ging ein Erbe hervor, Kurosch, der zu Kyrus dem Großen wurde. Astyages träumte erneut, aus dem fruchtbaren Schoß seiner Tochter wachse ein Weinstock, der ihn überschatte – eine sexualpolitische Version des Märchens »Hans und die Bohnenranke«. Astyages befahl seinem General Harpagus, den kleinen Kyrus zu ermorden, aber der Junge wurde bei einem Hirten versteckt. Als Astyages entdeckte, dass Kyrus nicht tot war, ließ er Harpagus’ Sohn schlachten und kochen und servierte ihn dem Vater als Eintopf. Eine solche Mahlzeit konnte Harpagus nicht ohne weiteres vergessen oder verzeihen.
    Nach dem Tod seines Vaters 559 v.Chr. kehrte Kyrus zurück und übernahm dessen Königreich. Astyages’ pikante Träume, überliefert von dem griechischen Geschichtsschreiber Herodot, der glaubte, die Perser träfen alle Entscheidungen aufgrund dieser Weissagungen, wurden wahr: Mit Harpagus’ Unterstützung besiegte Kyrus seinen Großvater und vereinte Meder und Perser. Belsazars Babylon ließ er südlich liegen und griff einen weiteren Machthaber an, Krösus, den reichen König Lydiens in der Westtürkei. In einem Gewaltmarsch zog Kyrus mit seinen Kamelreitern nach Lydien, um einen Überraschungsangriff auf Krösus’ Hauptstadt zu unternehmen. Beim Geruch der beladenen Kamele scheuten die lydischen Pferde. Anschließend wandte Kyrus sich gegen Babylon.
    Nebukadnezars blau glasierte Metropole öffnete Kyros ihre Tore, und gewieft huldigte er dem vernachlässigten babylonischen Gott Bel-Marduk. Die judäischen Exilanten freuten sich über den Fall Babylons: »… denn der HERR hat’s getan! Jubelt, ihr Tiefen der Erde! Ihre Berge, frohlocket mit Jauchzen, der Wald und alle Bäume darin! Denn der HERR hat Jakob erlöst und ist herrlich in Israel«. Kyrus erbte das babylonische Reich einschließlich Jerusalem; wie er selbst erklärte, brachten »alle Könige, die auf Thronen sitzen, aus allen Weltsektoren … ihren schweren Tribut, und sie … küssten in Babylon meine Füße«.
    Kyrus ging mit einer neuen Einstellung an sein Reich heran. Hatten die Assyrer und Babylonier ihre Imperien auf Gemetzel und Deportation aufgebaut, so bot Kyrus religiöse Toleranz gegen politische Vorherrschaft, um »Völker zu einem Reich zu vereinen«. [25]
    Schon bald erließ der König von Persien ein Dekret, das die Juden erstaunt haben muss: »Der HERR, der Gott des Himmels, hat mir alle Königreiche der Erde gegeben und er hat mir befohlen, ihm sein Haus in Jerusalem in Juda zu bauen. Wer nun unter euch von seinem Volk ist, mit dem sei sein Gott, und er ziehe hinauf nach Jerusalem in Juda und baue das Haus des HEERN, des Gottes Israels.«
    Kyrus schickte die judäischen Exilanten nicht nur zurück in ihre Heimat und garantierte ihnen – als erster Herrscher – ihre Rechte und Gesetze, sondern gab ihnen auch Jerusalem zurück und bot an, den Tempel wiederaufzubauen. Er ernannte Scheschbazar, den Sohn des letzten Königs, zum Statthalter von Jerusalem und gab ihm die Tempelgerätschaften zurück. Kein Wunder, dass ein judäischer Prophet Kyrus als Messias bejubelte: »Mein Hirte! Er soll all meinen Willen vollenden und sagen zu Jerusalem: Werde wieder gebaut!, und zum Tempel: Werde gegründet!«
    Scheschbazar führte 42 360 Exilanten zurück nach Jerusalem in der Provinz Yehud oder Juda. [26] Nach der Pracht Babylons wirkte Jerusalem wie eine Wüste, aber Jesaja schrieb: »Wach auf, wach auf, Zion, zieh an deine Stärke! Schmücke dich herrlich, Jerusalem, du heilige Stadt … Schüttle den Staub ab …, du gefangene Tochter Zion!« Aber die Einheimischen, die in Judäa und vor allem in Samaria geblieben waren, blockierten die Pläne des Kyrus und der heimkehrenden Exilanten.
    Nur neun Jahre nach ihrer Rückkehr aus dem Exil wurde Kyrus in der Blüte seiner Jahre in einer Schlacht in Zentralasien getötet. Es hieß, sein siegreicher Gegner habe seinen Kopf in einen mit Blut gefüllten Weinschlauch gesteckt, um seine Gier nach dem Land anderer zu befriedigen. Kyrus’ Erbe holte seinen Leichnam und setzte ihn in einem goldenen Sarkophag in Pasargadae (im Südiran) bei, wo sich bis heute sein Grab befindet. Der griechische Feldherr Xenophon schrieb, er habe alle anderen Könige vor und nach ihm in den Schatten gestellt. Nun hatte die Stadt Jerusalem ihren Beschützer verloren. [29]
    Darius und Serubbabel: der neue

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