Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Jerusalem: Die Biographie (German Edition)

Titel: Jerusalem: Die Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Sebag Montefiore
Vom Netzwerk:
herein und scherzte mit seinen Komödianten. Gegen Ende des Festbanketts trugen die Komödianten eine verhüllte Gestalt herein und stellten sie auf den Boden. Als sie bei den ersten Tönen einer Symphonie ihre Hüllen abwarf, kam der König nackt zum Vorschein und tanzte.
    Weit südlich von diesem delirischen Gelage setzten Antiochus’ Generäle seine Verfolgungsmaßnahmen um. In Modeïn bei Jerusalem befahlen sie einem alten Priester namens Mattatias, Vater von fünf Söhnen, dem Antiochus zu opfern, um zu beweisen, dass er kein Jude mehr sei, aber er antwortete: »Wenn auch alle Völker dem König Antiochus gehorsam wären und alle von dem Glauben ihrer Väter abfielen und in das Gebot des Königs einwilligten, so wollen doch ich und meine Söhne und Brüder nicht vom Gesetz unsrer Väter abfallen!« Ein anderer Jude trat vor, um das Opfer vorzunehmen, aber Mattatias »entbrannte voll Eifer für das Gesetz«, zog sein Schwert, tötete zuerst den Verräter, anschließend Antiochus’ General und riss den Altar um. »Wer voll Eifer für das Gesetz eintritt und den Bund halten will, der ziehe mit mir«, rief er. Der alte Mann und seine fünf Söhne flohen in die Berge, und extrem fromme Juden, die sogenannten Hasidäer, die Gerechten, schlossen sich ihnen an. Anfangs waren sie so fromm, dass sie den Sabbat sogar im Kampf einhielten (mit verheerenden Folgen): Angeblich versuchten die Griechen, alle Schlachten an Samstagen zu schlagen.
    Kurz darauf starb Mattatias, aber sein dritter Sohn Judas übernahm das Kommando in den Bergen um Jerusalem und schlug nacheinander drei syrische Armeen. Zunächst nahm Antiochus die jüdische Revolte nicht ernst, sondern zog nach Osten, um den Irak und Persien zu erobern, und befahl seinem Vizekönig Lysias, den Aufstand niederzuschlagen. Aber auch ihn besiegte Judas.
    Selbst Antiochus begriff auf seinem Feldzug im fernen Persien, dass Judas’ Siege sein Reich gefährdeten, und beendete den Terror. Den progriechischen Mitgliedern des Sanhedrin, des Hohen Rates, schrieb er, die Juden dürften das Fleisch nach ihren Vorschriften essen und »ihre eigenen Gesetze halten«. Aber es war zu spät. Kurz danach erlitt Antiochus Epiphanes einen epileptischen Anfall und stürzte aus seinem Streitwagen zu Tode. [37] Judas hatte bereits den heroischen Spitznamen erworben, der einer Dynastie ihren Namen geben sollte: Makkabäus, der Hammer.

9
    Die Ankunft der Römer
    66 – 40 v.Chr.
    Pompejus im Allerheiligsten
    Als Königin Salome starb, kam es zum Kampf zwischen ihren Söhnen. Aristobulos II. besiegte Hyrkanus II. bei Jericho. Nachdem die Brüder sich vor den Augen der Jerusalemer im Tempel zur Versöhnung umarmt hatten, wurde Aristobulos König. Hyrkanus zog sich zwar zurück, wurde aber von einem geschickten Außenseiter, Antipater, beraten und kontrolliert. Dem idumäischen Machthaber gehörte die Zukunft. [44] Sein Sohn sollte König Herodes werden. Die talentierte, lasterhafte Familie würde Jerusalem über hundert Jahre lang dominieren und im Wesentlichen den Tempelberg und die Westmauer so gestalten, wie sie noch heute sind.
    Antipater half Hyrkanus, nach Petra zu fliehen, in die nabatäisch-arabische Hauptstadt, die John William Burgon später als »rosarote Stadt, halb so alt wie die Zeit« besingen sollte. König Aretas (arabisch: Harith), der es mit indischem Gewürzhandel zu sagenhaftem Reichtum gebracht hatte und der mit Antipaters arabischer Frau verwandt war, half ihm und Hyrkanus, König Aristobulos zu besiegen, der sich zurück nach Jerusalem flüchtete. Der arabische König jagte ihm hinterher und belagerte den befestigten Tempelberg. Doch alle diese Scharmützel waren bedeutungslos, denn im Norden schlug Pompejus bereits sein Hauptquartier in Damaskus auf. Der Feldherr Gnaeus Pompejus, der mächtigste Mann in Rom, war ein Außenseiter, der ohne offizielles Amt seine Privatarmee in den römischen Bürgerkriegen in Italien, Sizilien und Nordafrika zum Sieg geführt, zwei Triumphe gefeiert und erhebliche Reichtümer angehäuft hatte. Er war ein vorsichtiger Feldherr und hatte ein engelhaftes Gesicht – nichts war angeblich zarter als die Wangen des Pompejus –, aber das täuschte: Nach Darstellung des Geschichtsschreibers Sallust war Pompejus dem Anschein nach ehrlich, im Grunde aber schamlos, und seine frühe Grausamkeit und Gier in den Bürgerkriegen trugen ihm den Spitznamen »der junge Schlächter« ein. Mittlerweile war er in Rom etabliert, aber die Lorbeeren eines

Weitere Kostenlose Bücher