Jerusalem: Die Biographie (German Edition)
idumäisch-jüdischen Konvertiten in zweiter Generation und einer arabischen Mutter (daher der Name Phasael, Faisal, seines Bruders) war Herodes ein Kosmopolit, der den Römer, den Griechen und den Juden spielen konnte. Allerdings verziehen ihm die Juden diese gemischte Abstammung nie vollständig. Er wuchs in einer reichen, aber wachsamen und skrupellosen Familie auf, erlebte die Vernichtung seiner engsten Verwandten und erfuhr, wie zerbrechlich Macht und wie einfach Terror waren. Schon in jungen Jahren setzte er den Tod als politisches Instrument ein: Paranoid, überempfindlich, nahezu hysterisch setzte dieser junge Mann »von großer Wildheit«, aber auch Empfindsamkeit alles daran, um jeden Preis zu überleben und zu dominieren.
Nachdem Cäsar 44 v.Chr. ermordet wurde, kam Cassius (einer seiner Mörder) nach Syrien, um dort die Herrschaft zu übernehmen. Herodes’ Vater, Antipater, wechselte die Seiten. Aber schließlich holten ihn die wetterwendischen Intrigen ein, und er wurde von einem Rivalen vergiftet, dem es gelang, Jerusalem zu besetzen – bis Herodes ihn ermorden ließ. Kurze Zeit später wurden Cassius und sein Mordkumpan Brutus bei Philippi geschlagen. Die Sieger waren Cäsars 22-jähriger Großneffe und Adoptivsohn Oktavian und der draufgängerische Feldherr Marcus Antonius. Sie teilten das Reich unter sich auf, wobei Antonius den Osten bekam. Als Antonius nach Syrien weiterzog, eilten ihm zwei junge Potentaten mit radikal gegensätzlichen Interessen entgegen. Einer wollte das jüdische Königreich wiederherstellen, die andere wollte es in das Reich ihrer Vorfahren integrieren. [43]
Antonius und Kleopatra
Kleopatra begegnete Antonius auf dem Höhepunkt ihres Königinnentums und ihres Charismas, als Spross der Ptolemäer, der renommiertesten Dynastie der damals bekannten Welt, und als Isis-Aphrodite auf dem Weg zu ihrem Dionysos, der ihr die Provinzen ihrer Vorväter geben konnte.
Für beide war es eine schicksalhafte Begegnung. Antonius war 14 Jahre älter als sie, aber in der Blüte seiner Jahre: trinkfest, stiernackig und muskulös. Er war geblendet von Kleopatra, begierig nach der hellenistischen Kultur und dem verschwenderischen Prunk des Ostens und sah sich als Erbe Alexanders, als Nachkomme des Herkules – und natürlich des Dionysos. Außerdem war er für seinen geplanten Feldzug gegen die Parther auf Geld und Proviant aus Ägypten angewiesen. Sie brauchten sich also gegenseitig, und oft ist Notwendigkeit die Mutter der Romantik. Antonius und Kleopatra feierten ihre Allianz und Affäre, indem sie Kleopatras Schwester ermordeten (ihren Bruder hatte sie bereits getötet).
Auch Herodes war in aller Eile zu Antonius geritten. Als junger Kavalleriekommandeur in Ägypten hatte Herodes’ Vater den jungen General ausgebildet. Daher ernannte er Herodes und seinen Bruder zu den eigentlichen Herrschern von Judäa, während der Hohepriester Hyrkanus als Galionsfigur diente. Herodes feierte seine wachsende Macht mit einer königlichen Verlobung. Seine Verlobte, Mariamne, war eine Makkabäerprinzessin und Enkelin zweier Könige und hatte laut Josephus einen Körper, der ebenso schön war wie ihr Gesicht. Die Beziehung der beiden, die in Jerusalem lebten, sollte sich als leidenschaftlich destruktiv erweisen.
Antonius folgte Kleopatra, die inzwischen von ihm mit Zwillingen schwanger war, in ihre Hauptstadt Alexandria. Doch als Herodes’ Aufstieg gerade gesichert schien, marschierten die Parther in Syrien ein. Der Makkabäerfürst Antigonos, ein Neffe des Hyrkanus, bot den Parthern 1000 Talente und einen Harem mit 500 Mädchen im Tausch gegen Jerusalem.
Pakorus: der Partherschuss
Die jüdische Stadt erhob sich gegen die römischen Marionetten Herodes und Phasael und belagerte sie in der Königsburg gegenüber vom Tempel. Den Aufstand konnten die beiden Brüder niederschlagen, anders sah es bei den Parthern aus. Jerusalem war voller Pilger – es war gerade Wochenfest –, als Anhänger der Makkabäer dem Partherprinzen Pakorus und seinem Schützling Antigonos die Tore öffneten. [45] Jerusalem feierte die Rückkehr der Makkabäer.
Die Parther gaben sich als ehrliche Mittler zwischen Herodes und Antigonos, lockten aber in Wahrheit Herodes’ Bruder Phasael in eine Falle. Herodes war in Lebensgefahr, als die Parther die Stadt plünderten und die Macht an Antigonos als König von Judäa und Hohepriester übergaben. [46] Seinem Onkel Hyrkanus ließ er die Ohren abschneiden, da er als Verstümmelter
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