Jerusalem: Die Biographie (German Edition)
starken römischen Feldherrn bedurften ständiger Auffrischung. Sein Beiname »Magnus«, der Große, war zumindest teilweise sarkastisch gemeint. Als Junge hatte er Alexander den Großen verehrt, dessen homerisches, heroisches Königtum und die uneroberten Provinzen und Schätze des Ostens sich von nun an für jeden aufstrebenden römischen Oligarchen als unwiderstehlich verlockend erweisen sollten.
Pompejus besiegte 64 v.Chr. das Seleukidenreich endgültig, annektierte Syrien und vermittelte bereitwillig zwischen den kriegführenden Juden. Aus Jerusalem trafen nicht nur Delegationen der beiden verfehdeten Brüder ein, sondern auch der Pharisäer, die Pompejus baten, sie von den Makkabäern zu befreien. Obwohl Pompejus beiden Fürsten befahl, sein Urteil abzuwarten, spielte Aristobulos vorschnell ein falsches Spiel mit ihm, da er die unerbittliche Macht Roms nicht erfasst hatte.
Pompejus fiel über Jerusalem her und nahm Aristobulos gefangen. Aber Gefolgsleute des Makkabäers besetzten den befestigten Tempelberg und rissen die Brücke ab, die ihn mit der Oberstadt verband. Daraufhin schlug Pompejus sein Lager nördlich vom Bethesdateich auf, belagerte den Tempelberg drei Monate lang und nahm ihn mit Katapulten unter Beschuss. Wieder einmal nutzten die Belagerer die jüdische Frömmigkeit aus, stürmten an einem Sabbat und Fasttag den Tempel von Norden und durchschnitten den Priestern, die den Altar bewachten, die Kehle. Manche Juden zündeten ihre eigenen Häuser an, andere warfen sich von den Zinnen. Zwölftausend Jerusalemer starben. Pompejus schleifte die Festungsanlagen, schaffte die Monarchie ab, konfiszierte den größten Teil des Makkabäerreiches und ernannte Hyrkanus zum Hohepriester, der mit seinem Minister Antipater nur noch Judäa regierte.
Pompejus konnte der Versuchung nicht widerstehen, die Gelegenheit zu nutzen und einen Blick in das berühmte Allerheiligste zu werfen. Die Römer waren von östlichen Riten fasziniert, auch wenn sie auf ihre eigenen zahlreichen Götter stolz waren und den primitiven Aberglauben des jüdischen Monotheismus verachteten. Die Griechen spotteten, insgeheim würden die Juden einen Eselskopf anbeten oder Menschen mästen, um sie später zu opfern und zu essen. Pompejus und sein Gefolge betraten das Allerheiligste – ein unsägliches Sakrileg, da selbst der Hohepriester es nur einmal im Jahr betrat. Wahrscheinlich war Pompejus erst der zweite Nichtjude (nach Antiochus IV.), der je in das Heiligtum vordrang. Respektvoll betrachtete er den goldenen Altar und den heiligen Leuchter – und stellte fest, dass der Raum sonst nichts enthielt, keinerlei Götterstatue. Er beherbergte eine intensive Heiligkeit. Pompejus stahl nichts.
Er kehrte unverzüglich nach Rom zurück, um seinen Triumphzug zur Feier seiner Erfolge in Asien zu genießen. Unterdessen hatte Hyrkanus mit Aufständen von Aristobulos und seinen Söhnen zu kämpfen, aber der wahre Herrscher, sein Minister Antipater, besaß das Geschick, die Unterstützung der Römer zu gewinnen, von denen mittlerweile alle Macht ausging. Aber selbst diesen so geschickt lavierenden Politiker stellten die überraschenden Wendungen der römischen Politik vor große Herausforderungen. Pompejus war gezwungen, die Macht in einem Triumvirat mit Crassus und Cäsar zu teilen, und Cäsar machte sich schon bald mit der Eroberung Galliens einen Namen. Als nächster römischer Oligarch, der es im Osten zu Ruhm bringen wollte, traf Crassus 55 v.Chr. in Syrien ein, um mit den Eroberungen seiner Rivalen mitzuhalten. [41]
Cäsar und Kleopatra
Crassus, der in Rom Dives, der Reiche, hieß, war berühmt berüchtigt für seine Habgier und Grausamkeit. Er hatte Opfer auf die Todeslisten des römischen Diktators Sulla eintragen lassen, nur um an ihr Geld zu kommen, und hatte die Niederschlagung des Spartakus-Aufstandes gefeiert, indem er 6000 Sklaven an der Via Appia kreuzigen ließ. Nun plante er einen Feldzug, um das Partherreich zurückzudrängen, das die Perser und Seleukiden im heutigen Irak und Iran abgelöst hatte.
Um seine Invasion zu finanzieren, plünderte Crassus den Tempel in Jerusalem, stahl 2000 Talente, die Pompejus nicht angerührt hatte, und eine »Stange aus reinem Gold« aus dem Allerheiligsten. Aber die Parther schlugen Crassus und seine Armee vernichtend. Der Partherkönig Orad II. schaute sich gerade ein griechisches Theaterstück an, als man Crassus’ Kopf auf die Bühne warf. Er ließ Crassus geschmolzenes Gold in den Mund
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