Jerusalem: Die Biographie (German Edition)
Leistungen wurden weit übertrieben; sein Feldzug endete beinahe in einer Katastrophe, und er verlor ein Drittel seines Heeres. Die Überlebenden rettete Kleopatra mit Proviantlieferungen. Von diesem Schlag erholte sich Antonius’ Ruf in Rom nie wieder vollständig.
König Herodes feierte seine Eroberung Jerusalems, indem er von den 71 Ratsherren des Sanhedrin 45 hinrichten ließ. Die Festung Baris nördlich vom Tempel ließ er schleifen und baute an ihrer Stelle eine rechteckige Burganlage mit vier Ecktürmen, die er nach seinem Schutzherrn Burg Antonia nannte und die mächtig genug war, die Stadt zu dominieren. Obwohl von der Burg Antonia nur noch Reste der Haustein-Grundmauern übrig sind, weiß man, wie sie vermutlich ausgesehen hat, da viele Festungen des Herodes erhalten geblieben sind: Jede seiner Höhenburgen war so angelegt, dass sie unbezwingbare Sicherheit mit unvergleichlichem Luxus verband. [47] Aber er fühlte sich nie sicher und musste nun sein Königreich gegen die Intrigen zweier Königinnen verteidigen, die seiner eigenen Frau Mariamne – und Kleopatras. [45]
Herodes und Kleopatra
Herodes mochte zwar gefürchtet sein, fürchtete aber selbst die Makkabäer, und die gefährlichste Vertreterin dieser Dynastie lag in seinem Bett. Der König war mittlerweile 36 Jahre alt und hatte sich in Mariamne verliebt, die kultiviert, keusch und hochmütig war. Aber ihre Mutter Alexandra, das fleischgewordene Klischee einer bösen Schwiegermutter, fädelte umgehend eine Verschwörung mit Kleopatra ein, um Herodes zu vernichten. Die Makkabäerfrauen waren stolz auf ihre Abstammung, und Alexandra missfiel, dass ihre Tochter den Bastard Herodes geheiratet hatte. Allerdings erkannte sie nicht, dass der psychotische Herodes selbst nach den barbarischen Maßstäben der Politik im 1. Jahrhundert vor Christus ihr mehr als gewachsen war.
Da der verstümmelte alte Hyrkanus im Tempel keinen Priesterdienst mehr leisten konnte, wollte Alexandra, dass ihr halbwüchsiger Sohn Jonathan, Mariamnes jüngerer Bruder, Hohepriester wurde. Als halbarabischer idumäischer Emporkömmling kam Herodes für dieses bedeutende Amt nicht in Frage. Jonathan war nicht nur der rechtmäßige Thronprätendent, sondern auch einnehmend schön, und das in einer Epoche, in der man das äußere Erscheinungsbild für einen Ausdruck göttlicher Gunst hielt. Wohin er auch ging, wurde er umschwärmt. Herodes fürchtete den Teenager und löste das Problem, indem er einen obskuren babylonischen Juden zum Hohepriester ernannte. Daraufhin appellierte Alexandra heimlich an Kleopatra. Antonius hatte ihr Königreich um Gebiete im Libanon, auf Kreta und in Nordafrika erweitert und ihr eines der wertvollsten Besitztümer des Herodes gegeben, die Balsam- und Dattelhaine von Jericho. [48] Herodes pachtete sie zwar von ihr zurück, aber es war offenkundig, dass sie Judäa, das Land ihrer Ahnen, haben wollte.
Mariamne und ihre Mutter lockten Antonius, der wie die meisten Männer seiner Zeit gleichermaßen für männliche wie weibliche Schönheit empfänglich war, mit dem schönen Jonathan wie mit einem Leckerbissen, indem sie ihm ein Porträt des Jungen schickten. Kleopatra versprach, seinen Thronanspruch zu unterstützen. Als Antonius den Jungen zu sich rief, war Herodes zutiefst beunruhigt, weigerte sich, ihn gehen zu lassen, und stellte seine Schwiegermutter unter strenge Bewachung. Da Kleopatra ihr und ihrem Sohn Asyl anbot, ließ Alexandra zwei Särge anfertigen, um sie aus dem Palast zu schmuggeln.
Schließlich konnte sich Herodes der Popularität der Makkabäer und den Bitten seiner Frau nicht länger entziehen und ernannte Jonathan am Laubhüttenfest zum Hohepriester. Als Jonathan in seinen prachtvollen Gewändern und dem königlich-priesterlichen Kopfschmuck an den Altar schritt, bejubelte die Menge ihn lautstark. Nun löste Herodes das Problem auf seine Weise: Er lud den Hohepriester in seinen prunkvollen Palast in Jericho ein und gab sich beunruhigend freundlich. Da der Abend schwül war, ermunterte er Jonathan zu schwimmen. In den Badeteichen drückten Herodes’ Gefolgsleute den Jungen unter Wasser, und am nächsten Morgen fand man seine Leiche im Teich treibend. Mariamne und ihre Mutter waren zutiefst bekümmert und empört; Jerusalem trauerte. Bei Jonathans Beisetzung brach selbst Herodes in Tränen aus.
Alexandra berichtete Kleopatra von dem Mord, deren Mitgefühl allerdings rein politische Gründe hatte – sie selbst hatte mindestens zwei,
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