Jerusalem
der Christen gegen die leichte Reiterei der Bogenschützen, die ständig in Bewegung waren und einen unerschöpflichen Vorrat an Pfeilen zu haben schienen.
Immer wieder sammelten sich die gewappneten Panzerritter, bildeten Gruppen und bewaffneten sich mit neuen Lanzen. Tatikios' Armbrustschützen und die Schützen mit den normannischen Bogen verbargen sich außerhalb der gegnerischen Pfeilwolken und verteidigten die Eingänge des Lagers. Nacheinander sammelten sich bei den Fahnen der Heerführer deren Gefolge und jeder, der noch kämpfen konnte. Eustachius von Boulogne und Bruder Balduin schlugen sich zu Bohemund durch und retteten Balduin von Rethel und Peter von Stenay, die von rasend kämpfenden Sarazenen eingeschlossen waren. Jeder Mann kämpfte und dachte mehr ans Sterben als an Gefangenschaft und Sklaverei mit Ungläubigen als Herren in der Fremde, selbst General Tatikios' erbarmungslose Söldner und Manuel Butumites Späherreiter. Die Trompetensignale von der anderen Seite des Lagers rissen ab, und aus den Staubwolken schoben sich, zwischen den Zehntausenden rasender Kämpfer, flatternde Fahnen, blitzende Helme und ein Wald aus Lanzen hervor.
Endlich! Wie ein hufdröhnendes Gewitter erschien ein neues Heer auf dem Kampfplatz. Adhemar de Monteil, Bischof von Le Puy, gefolgt von seinen Brüdern François-Lambert, Wilhelm-Hugo und Bischof Wilhelm von Orange brach von einer Hügelflanke im Rücken der Sarazenen ungehindert zum Schlachtfeld durch. Die Seldschuken merkten, dass sich etwas zu verändern begann, aber sie sahen erst nach und nach - zu spät, wie es schien -, dass sich ein frisches Heer näherte, ein drittes, von dem niemand etwas geahnt hatte. Einige von ihnen zögerten, andere griffen in leere Köcher, ein kleiner Teil wandte sich unschlüssig zur Flucht. Die Rufe » Allāhu akbar!« wurden leiser und schwiegen bald.
Unaufhaltsam näherten sich die knatternden Fahnen. An einer ganz anderen Stelle bebte der Boden unter Tausenden donnernder Pferdehufe. Ein gewaltiger Schrei schien den Staub zu spalten:
»Deus lo vult!«
Die ersten Gruppen Seldschuken spornten ihre abgehetzten Pferde und flüchteten zwischen den drei massierten Heeren aus dem Schlachtfeld. Als die Reiter, die neben ihnen kämpften, die Fliehenden sahen, ließen sie die Bogen und die Schwerter sinken und schlossen sich ihnen an. Das polternde Klirren des dritten Christenheeres wurde lauter als ein Gewitter, das sich unsichtbar über dem Schlachtfeld entlud. Hunderte, dann Tausende Seldschuken schlossen sich den Fliehenden an; viele Hunderte galoppierten halbblind im Staub mitten ins christliche Heer hinein und wurden niedergehauen. Ein gewaltiger Strom Reiter, die um ihr Leben fürchteten, brandete gegen den Hügel, auf dem Sultan Kilidsch Arslan seine Zelte aufgebaut hatte. Auch der achtzehnjährige Sultan und sein prächtiges Gefolge, zusammen mit Danischmend Ghazi, der mit ihm ein Bündnis eingegangen war, schwangen sich in die Sättel und schlossen sich den Flüchtenden an, die an ihrem eigenen, gut versteckten Feldlager vorbei nach Süden galoppierten, über Straßen und Tierpfade, ohne innezuhalten.
Das Heer des Bischofs schwenkte herum und nahm die Verfolgung auf. Die Söldner, die auf leichten Pferden kämpften, schlossen sich an. Inzwischen waren die letzten Seldschuken vom Schlachtfeld geflohen und führten ihre Verfolger in gestrecktem Galopp zu den Prunkzelten des Sultans und zum Tal, in dem die leeren Zelte des Lagers standen.
In der achten Stunde nach dem ersten Aufeinanderprallen, einige Zeit nach Mittag, war der ätzende Staub vor dem warmen Wind nach Südwest gezogen und hatte sich auf alles und jeden in der Talebene gelegt. Mehr als ein Drittel aller Berittenen, darunter Berengers Reiter, verfolgten die Seldschuken, plünderten die prachtvollen Sultanszelte und bemächtigten sich der Beute.
Alle übrigen Männer legten die Waffen ab, tranken wie die Verdursteten und kühlten Köpfe und Gesichter. Unzählige Verwundungen wurden verbunden, viele Brüche geschient, die Knechte versorgten die Pferde, die ebenso erschöpft und voller Wunden waren wie ihre Reiter; einigen Tieren mussten die Kehlen durchgeschnitten werden. Die Gnade Gottes, sagten die Priester und Mönche, habe den Sieg herbeigeführt. Über den Feuern begann Wasser zu kochen, und in weitem Umkreis des Lagers trugen Knechte und Priester die toten und am schwersten Verwundeten zusammen und sammelten Waffen und Kriegsgerät.
Am Ufer eines Baches, wo
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