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Jerusalem

Titel: Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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Gestrüpp und das Öl und Pech, das die Verteidiger übrig gelassen hatten, zu großen Scheiterhaufen aufgetürmt.
    Viel Wasser und Sand war nötig, um die Gassen, Treppen, die Böden und viele Wände vom Blut zu reinigen. Tagelang schufteten gefangene Muslime und Juden, aber auch Pilger, in schonungsloser Sonnengrelle. Die Scheiterhaufen brannten Tag und Nacht. In der fettigen Asche stocherten und siebten die Pilger, denn sie suchten geschmolzenes Gold, das die Muslime am oder im Körper getragen hatten; sie fanden sehr wenig oder gar nichts.
    Ein Gerücht machte die Runde. Die einen jubelten darüber, viele erschraken, als man die Getöteten zu zählen versuchte - man nannte sechzig- oder gar siebzigtausend Tote.
 
    Berengers Schar war satt, hatte den Durst gelöscht, ihre Kleidung gegen die Stücke ausgetauscht, die sie in den Vorratszimmern gefunden hatten. Truhen standen in jedem Raum, waren in Mauernischen versteckt und unter Bodenbrettern; eine jede wurde geöffnet oder aufgebrochen. Die Bewohner des Hauses waren ungewöhnlich reich gewesen.
    Berenger verteilte die Beute zu gleichen Teilen, stellte ein Drittel der Pferde und Saumtiere in den Stall eines anderen Hauses und achtete darauf, dass jeder Kundschafter den Bart schor, das Haar kürzte und ohne Läuse und Flöhe war. Die Haussklaven, froh, ihr Leben noch zu besitzen, schleppten Badewasser in die Zuber der Kellergewölbe. Alle Vorratsspeicher der Stadt waren gefüllt, und es herrschte kein Mangel an Wasser.
    Als die Fürsten sich einig waren, dass die Stadt gereinigt war und die Gefangenen alle Knochenreste der Verbrannten verscharrt hatten, überließ man die erschöpften Gefangenen Tancred, der sie als Sklaven verkaufte; dreißig Goldstücke war jeder Überlebende wert.
    Am 20. Tag des Heumonds rief Berenger seine Schar und die Sklaven im Innenhof zusammen.
    »Wir haben unseren Auftrag ausgeführt«, begann Berenger ruhig und musterte jeden Einzelnen. Thybold saß neben Chersala und hörte schweigend zu. »Das bedeutet, dass wir nach Konstantinopel zurückreiten sollten, denn dort erhalten wir unseren Sold. Aber - Konstantinopel ist weit. Rutgar, Thybold, Cherso«, er setzte ein schiefes Grinsen auf, »und ich, wir wollen den grausigen Weg durch Wüsten und über Gebirge kein zweites Mal nehmen. Was haltet ihr von Jaffa oder einem anderen Hafen?«
    Alle Kundschafter waren an einem der vergangenen Tage einzeln durch die Stadt und zum alten Lager geritten. Was sie in Antiochia erlebt hatten, war hier mit zweifacher Wut und dreifacher Grausamkeit geschehen. Jeder Muslim, der von der Einnahme Jerusalems erfuhr, würde die Christen hassen und ebensolche Grausamkeit zeigen, wenn er im Kampf siegte. Der ohnehin schwierige und entbehrungsreiche Weg über Land wäre damit noch gefährlicher geworden.
    Sie hatten sich mit den Sklaven verständigt. Sie würden zur Beute der Kundschafter erklärt und mitgenommen werden, und man würde sie irgendwo zwischen Jerusalem und Akkon entlassen, wo sie Aufnahme bei anderen Muslimen fanden. Die Dankbarkeit der Sklaven war grenzenlos; jetzt halfen sie beim Abbau des Kundschafterlagers.
    »Warum nicht in Schiffen?« - »Nach Zypern und dann an den Bosporos!« - »Mit unserem vielen Gold können wir die Kapitäne bezahlen.« - »Als Söldner des Basileus werden uns weder Christen noch Muslime angreifen - hoffentlich.«
    »Inschallah!« Berenger unterbrach das Stimmengewirr und fuhr über sein kurzes Haar. »Es wird schwerer, als es sich anhört. Fünfundzwanzig Reiter sind für jeden Wegelagerer einen Überfall wert.«
    »Hast du schon mit den Fürsten geredet?«, wollte Hadmar wissen.
    Berenger schüttelte den Kopf. »Nicht, bevor ich nicht mit euch alles besprochen habe. Und mit Rutgar. Er will, dass ich mit ihm in seine Heimat reite. Ihr wisst, wo das ist.«
    »Ich habe es oft genug erzählt«, warf Thybold ein. »Viel zu weit weg.«
    »Nicht so weit wie die Normandie oder Flandern«, meinte Berenger. »Viele Ritter werden nach Frankreich zurückreisen. Wir sollten uns ihnen anschließen.«
    »Wann sollen wir aufbrechen?«
    »Vielleicht in einer Woche? In zehn Tagen? Was hält uns hier?«, antwortete Rutgar. Die Beute hatte sie reich gemacht. Er könnte zwei Burgen bauen, wenn er die Münzen, Ringe, Ketten und edelsteingeschmückten Schwerter und Dolche zusammenrechnete. Er antwortete sich selbst: »Eigentlich nichts. Ein böser Traum ist vorbei.«
    »Kein Traum, Rutgar«, brummte Berenger.
    Thybold nickte schwer. »Alles

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