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Jesses Maria - Hochzeitstag

Jesses Maria - Hochzeitstag

Titel: Jesses Maria - Hochzeitstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Berling
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wenn ich mit Manni im Bett lag und …, es wäre gar nicht Manni, sondern Herr Jürgens, der da auf mir … Das hat mir über manche lange Minute hinweggeholfen.
    Da ist die Platte, die Manni mir geschenkt hat. Udo Jürgens ganz in Weiß auf blauem Cover. Weißer Smoking, weißes Hemd, weiße Fliege, schwarzes Haar. Sehr sexy. Sehr schick.
    Wieso habe ich denn jemals gedacht, Manni hätte Ähnlichkeit mit diesem schönen Mann? Das ist eine Beleidigung für Herrn Jürgens. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der je in Mannis Lieblingsoutfit - Jogginganzug aus blauer Ballonseide- rumlaufen würde. Herr Jürgens ist immer picobello, auch heute noch, mit über siebzig. Und Herr Jürgens kennt das Leben. Der gibt echte Weisheiten in seinen Liedern preis.
    Merci Chéri, wie lange habe ich das nicht mehr gehört! Warte mal, ich müsste noch eine Packung Kirschpralinen in der Schlickerschublade haben, und ein halbes Fläschchen Schlehenfeuer ist auch noch da. Ich mache es mir jetzt im Bett gemütlich. Essen, trinken, die alten Platten von Herrn Jürgens hören und einfach mal die Gedanken schweifen lassen. Das ist auch eine Art, Silberhochzeit zu feiern, wenn man seit Jahren geschieden ist.
    Es ist nicht so, dass ich ihm nachtrauere, das nicht.
    Soll er doch glücklich werden mit seiner Bettina. Ich würde ihn nicht zurücknehmen, wenn er sich von ihr trennen würde. Das wird er nicht tun, denn er hat ja das Kind. In seinem Alter ist er noch mal Vater geworden. Man stelle sich vor, ich sei in seinem Alter noch mal schwanger geworden.
    Mein Lebtag werde ich nicht vergessen, wie ich mich fühlte, als er mir damals beichtete, dass er mit Bettina Meier aus der Lohnbuchhaltung poussierte.
    Meine Rache war intelligent und effektiv. Ich bin zur Zeitung gegangen. Ich sehe den Burschen in der Anzeigenannahme noch vor mir: „Wollen Sie das wirklich so veröffentlichen, Frau Jesse?“
    Er rutschte auf seinem Bürostuhl hin und her und fummelte an seiner Brille rum. Er stammelte: „Ich meine, vielleicht ist das den Beteiligten nicht recht, wenn sie ihren Namen in derZeitung lesen, unter diesen, sagen wir mal, Umständen!“
    Ich war total souverän: „Machen Sie sich mal keine Sorgen junger Mann, das ist eine Glückwunschanzeige, dagegen kann keiner was haben, oder?“
    „Ja, aber …“
    „Zeigen Sie mir bitte noch mal den Entwurf!“
    Er räusperte sich und drehte seinen Computerbildschirm zu mir. Ich war zufrieden. Das Format war gut, groß genug, nicht zu übersehen. Alles fett gedruckt, prima. Da stand:
Dem erfolgreichen Kollegen-Fortpflanzungsduo Manfred Jesse und Bettina Meier herzlichen Glückwunsch zum außerehelichen „Firmen-Unfall“!!!
Es gratulieren: Die Ehefrau des Befruchters und die ehelichen Söhne.
    Ich war sehr zufrieden und beruhigte den jungen Mann: „Nee, lassen sie alles so, das ist genau so, wie ich es will. Und es erscheint morgen, darauf kann ich mich verlassen?“
    Er atmete tief ein und sagte: „Ja, Frau Jesse, morgen, Samstag, in der Gesamtausgabe.“
    Nein, es war nicht die feine Art, das ist mir klar, aber was sollte ich machen? Ruft Manni mich aus heiterem Himmelan und sagt: „Maria, bevor du es von anderen hörst, will ich es dir lieber selber sagen: Ich bin noch mal Vater geworden.“ Ich dachte, mich trifft der Schlag. Das muss man sich mal vorstellen, da ruft dich der eigene Ehemann an und sagt, er ist Vater geworden. Dass wir schon ein Jahr getrennt waren, spielte überhaupt keine Rolle, denn geschieden waren wir noch nicht. Wenn Manni nicht diesen unkontrollierbaren Hormonkoller bekommen hätte, anders kann ich mir sein Verhältnis mit dieser Bettina wirklich nicht erklären, denn sie ist ja keine Schönheit, wenn Manni also nicht hormonell total ausgeflippt wäre und sich von diesem Frettchen hätte verführen lassen, dann wäre ich heute der Mittelpunkt eines rauschenden Festes. Silberhochzeit.
    Ganz hübsch wäre seine Bettina, hat Conny damals gesagt, als sie die beiden in der Stadt gesehen hat, aber ganz hübsch bin ich auch. Mit dreißig ganz hübsch zu sein, das ist keine Kunst, das konnten wir alle, aber lass die Tussi erst mal in mein Alter kommen. Dann hat sich das mit Lächeln, Grübchen und Dekolleté. Dann sind das Kronen, Falten und Push-ups.
    Ich brauch noch ein Likörchen. Das nimmt mich doch alles viel mehr mit, als ich zugeben möchte.

Wilde Kirschen
    Ich war ein hässliches Kind.
    Wahrscheinlich nicht von Anfang an, denn auf den wenigen Fotos, die es von mir als

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