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Jesus liebt mich

Jesus liebt mich

Titel: Jesus liebt mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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der «Joshua geht über den See»-Geschichte so durcheinander und aufgewühlt gewesen, hätte ich vielleicht bemerkt, dass es recht merkwürdig war, dass Kata im Spätsommer bereits Comics für die Weihnachtszeit zeichnete. Und ich hätte bemerkt, dass Kata einen Strip gezeichnet hatte, in dem die Existenz von freundlichen alten Männern mit weißem Bart verneint wurde. Das war zumindest die eine Interpretationsmöglichkeit für den Weihnachtsmann-Comic. Die andere war, dass Kata tief in ihrem Inneren sehr gerne von einem freundlichen alten Mann mit Bart von all ihren Sünden freigesprochen werden möchte.

21
    Unterdessen
    Gabriel wachte in der Küche des Pfarrhauses und wartete auf Jesu Rückkehr. Seine Angebetete hatte einen Termin in Hamburg, deswegen konnte sie die Nacht nicht bei ihm verbringen. Gott, wie sehr er Silvia vermisste, obwohl er sie doch nur wenige Stunden nicht gesehen hatte. In wehmütigen Augenblicken wie diesen war Gabriel der Überzeugung, dass diese Sache mit der Liebe mehr Nachteile hatte als Vorteile. Und dass Gott bei der Erfindung der Liebe, so unvollkommen sie war, vielleicht eine schlechte Phase gehabt hatte.
    Klar, der Allmächtige hatte nie schlechte Phasen, das wusste er als ehemaliger Engel, aber anders war seine liebesbedingte Sehnsucht nicht zu erklären. Worin lag der Sinn?
    Das war ähnlich wie Sodbrennen. Das göttliche Geheimnis dahinter begriff er auch nicht.
     
    Jesus betrat nun endlich wieder das Pfarrhaus. Er wirkte sehr in Gedanken versunken.
    «Was beschäftigt dich, mein Herr?» , fragte Gabriel.
    «Was weißt du von Marie?» , fragte Jesus.
    O nein, dachte Gabriel, beschäftigt den Messias diese Frau immer noch?
    «Verzeih, Herr» , antwortete er, «aber Marie ist das, was wir hier auf Erden etwas profan als ‹durchschnittlich› bezeichnen.»
    «Mir erscheint sie ganz und gar nicht als durchschnittlich. Im Gegenteil, ich sehe in ihr etwas Besonderes.»
    «Was Besonderes?» Gabriels Stimme kiekste leicht. «Reden wir von der gleichen Marie?»
    «Sie hat mich zum Lachen gebracht» , unterbrach Jesus.
    «Wieso, ist sie gegen eine Wand gelaufen?» , fragte Gabriel und war gleich im nächsten Moment über sich selbst erschrocken. Er spürte eine leichte Wut gegenüber Marie in sich aufsteigen. Konnte sie den Messias nicht einfach in Ruhe lassen?
    «Nein, sie ist nicht gegen eine Wand gelaufen. Wie kommst du darauf?» , fragte Jesus, und Gabriel war in diesem Moment froh, dass Jesus Ironie fremd war.
    «Fehlt ihr etwas der Glaube?» , wollte Jesus wissen.
    «Etwas?» Gabriel seufzte leicht. Und fügte in Gedanken hinzu: Ihr fehlt genauso «etwas» der Glaube, wie das Gemächt von Goliath «etwas» groß war.
    Jesus blickte nachdenklich drein.
    «Du willst sie doch nicht etwa bekehren?» , fragte Gabriel zögerlich. «Dafür hast du keine Zeit, denk an deine Aufgabe.»
    «Ich will einfach nur mehr über sie erfahren» , erwiderte Jesus und verschwand dann in seinem Zimmer.
    Gabriel starrte auf die geschlossene Tür und fragte sich: Empfand Jesus am Ende etwas für Marie? Da musste nun Gabriel über sich selber lachen. Das war ein komplett abwegiger Gedanke. Jesus war zwar zu solchen Gefühlen fähig. Aber Marie hatte bei weitem nicht das Format einer Maria Magdalena. Sie hatte ja nicht mal das Format einer Salome, höchstens das von Lots Ehefrau. Sicher wollte Jesus nur ein verirrtes Schäfchen bekehren.

22
    Nach all dem, was ich erlebt hatte, dachte ich, ich würde die Nacht kein Auge zubekommen. Andererseits war ich fast ertrunken und vor Sven barfuß durch Malente geflohen. Mein Geist war also aufgewühlt, doch mein Körper wollte einfach nur ins Koma fallen. Im Rekordtempo schlief ich ein und hatte einen wilden Traum: Ich stand vor dem Altar, Gabriel stellte mir die «Willst du»-Frage, doch neben mir stand nicht Psycho-Sven, sondern Joshua. Das Kreuz hinter ihm an der Wand war leer, anscheinend war er da runtergesprungen und hatte sich einen sehr geschmackvollen Hochzeitsanzug angezogen.
    Ich antwortete Gabriel aus tiefstem Herzen: «Ja, ich will.»
    Joshua näherte sich mir zum Kuss. Seine Hände berührten sanft mein Gesicht. Es war einfach wundervoll, von ihm so berührt zu werden. Mein Herz klopfte. Seine Lippen kamen immer näher. Ich zitterte vor Aufregung. Sein Bart berührte schon mein Gesicht und elektrisierte mich. Er wollte mich küssen   … Ich sehnte mich so sehr danach   … Seine Lippen berührten die meinen   … Da wachte ich schreiend auf.
    Als

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