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Jesus liebt mich

Jesus liebt mich

Titel: Jesus liebt mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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ich endlich aufgehört hatte zu schreien, realisierte ich: Mein Unterbewusstsein wollte Joshua heiraten?!?!
    Warum konnte sich mein blödes Unterbewusstsein nicht einfach aus meinem Leben raushalten?
     
    Ich blickte auf die Uhr: 8.56   Uhr. Es war schon so spät? In vier Minuten würde Joshua vor der Tür stehen – er kam immer um neun, um auf dem Dachboden zu arbeiten. Ich wollte ihn nicht sehen! Ich hatte viel zu viel Angst vor ihm! Teils war es die Angst, die wohl die Frauen in Horrorfilmen verspüren,wenn sie wissen, dass der Kerl mit dem unsäglichen Kettensägen-Fetisch sich nähert. Und teils war es die Angst vor meinen eigenen Gefühlen.
    Ich schnappte mir meine Anziehsachen, verzichtete auf so unnötige Dinge wie Waschen, Kämmen, Zähneputzen und Schuhebinden, hastete aus dem Haus und fiel auf die Schnauze. Scheißschnürsenkel!
    Swetlanas Tochter malte auf der Straße mit Kreide, sah meinen Sturz und lachte sich schlapp. Ich rappelte mich auf, band die Schnürsenkel zu und musste mir von der Kleinen anhören: «Deine Haare sehen aber doof aus.»
    Ihre Mutter hatte ihr Deutsch beigebracht. Ich war kein Freund dieser Art von Völkerverständigung.
    «Meine Mama hat tollere Haare als du», lästerte das Mädchen mit ihrem weißrussischen Akzent in einem «Näh-näh-näh»-Tonfall.
    «Wie alt bist du?», fragte ich die Kleine.
    «Acht.»
    «Wenn du so weitermachst, wirst du keine neun.»
    Sie ließ geschockt die Kreide fallen. Da sah ich, dass Joshua in die Straße einbog. Ich rannte davon, wie Forrest Gump nach einer Epo-Injektion. Dabei betete ich inständig, dass Joshua meine Flucht nicht gesehen hatte. Bis mir auffiel, dass ich im Zusammenhang mit Joshua vielleicht lieber nicht zu Gott beten sollte.
    Schließlich kam ich völlig außer Atem am See an und setzte mich schnaufend auf einen Steg. Als ich wieder etwas Luft bekam, sah ich auf das in der Sonne funkelnde Wasser. Einige Touristen fuhren darauf sogar schon wieder Tretboot. Die leichte Brise wehte um meine Haut. Alles, was gestern passiert war, kam mir so unwirklich vor. Wie ein Traum. Sicherlich hatte ich mir die Rettung durch Jesusnur eingebildet. Das war die logische Erklärung. Und eine beruhigende, auch wenn die zur Konsequenz hatte, dass ich demnächst öfter Sätze hören würde wie: «Marie, die beiden kräftigen jungen Herren nehmen dich nun mit zur Elektroschocktherapie.»
    Jedenfalls wären in diesem Fall Joshua und ich dann beide Spinner. Er einer, der sich für Jesus hält, ich einer, der Jesus sieht. Wir passten also toll zusammen. Wir beide könnten später ganz viele süße, kleine Spinner-Babys bekommen   …
    Moment mal, ich wollte ihn nicht nur heiraten, ich wollte auch Kinder mit ihm?
    Wie damals bei Marc. Fehlte nur noch, dass ich den Kindern auch noch Namen gab. Ich war noch viel verliebter, als ich dachte.
    Als ich jemals in meinem Leben war.
    Shit!
     
    Kaum hatte ich das realisiert, hörte ich hinter mir eine wunderbare Stimme sagen: «Marie?»
    Joshua stand auf dem Steg. Er war mir doch gefolgt.
    «Ich freue mich, dich zu sehen.» Er lächelte nett.
    «Grdlll», antwortete ich.
    «Du hast Angst vor mir», stellte er ruhig fest.
    «Brdll.»
    «Deswegen bist du auch vor mir davongelaufen.»
    «Frzzl.»
    «Fürchte dich nicht.»
    Er sagte diese Worte so unglaublich sanft, dass die Angst meinem Körper augenblicklich entwich.
    «Ich habe eine Frage an dich», sagte Joshua.
    «Frag mich ruhig», bat ich ihn. Ohne diese blöde Angst war ich wieder in der Lage, Vokale zu formen.
    «Würdest du heute Abend mit mir noch einmal speisen?»
    Ich konnte es kaum fassen. Er wollte mit mir ausgehen!
    «Das würde mir sehr viel bedeuten», ergänzte er.
    Er meinte es aufrichtig, das spürte ich. Es bedeutete ihm wirklich was.
    Das bedeutete: Ich bedeutete ihm was!
    Und das wiederum bedeutete: Jippieyeiyeah!!!!
     
    Ich grinste vor mich hin wie ein Haschisch rauchendes Honigkuchenpferd, und Joshua setzte sich zu mir auf den Steg. Ganz nah. Meine Knie wurden bei seinem Anblick weich, mein Magen auf wundervolle Art und Weise flau. Unsere Füße baumelten nun nebeneinander über dem Wasser. Es hätte ein wunderbarer Moment zwischen zwei Verrückten werden können. Doch leider sagte Joshua etwas, das alle meine Hoffnung, dass wir einfach nur reif für die Klapse waren, zerstörte: «Der See ist viel ruhiger als gestern.»
    «Du warst gestern auch am See?», fragte ich entsetzt.
    «Ich habe dich darübergetragen. Erinnerst du dich nicht mehr

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