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Jesus liebt mich

Jesus liebt mich

Titel: Jesus liebt mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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Magdalena einst ihr Haus verließ, um mit ihm auf Wanderschaft zu gehen. Wie sie es aber schaffte, dabei die ganze Zeit die Hände von ihm zu lassen, war mir komplett schleierhaft.
    «Warum bist du hierhergekommen?», fragte Jesus mich, und ich konzentrierte mich wieder auf mein Anliegen, hier ging es ja um Kata! Wasserfallartig berichtete ich von ihrer Krankheit und ihren fürchterlichen Schmerzen.
    «Es tut mir sehr leid für deine Schwester», bekundete er mitfühlend.
    «Aber du kannst sie doch heilen», lächelte ich hoffnungsfroh. «Wie die Tochter von Swetlana.»
    Jesus schwieg.
    «Ähem   … hast du gehört, was ich gesagt habe?», fragte ich.
    «Ja, ich habe deine Worte vernommen.»
    «Und   … wieso habe ich dann das Gefühl, dass jetzt ein blödes ‹aber› kommt?»
    «Weil ich nichts für deine Schwester tun kann.»
    «Was?
    «Ich kann es nicht tun.»
    «Ähem   … tut mir leid», stammelte ich verwirrt. «Aber   … ich verstehe immer nur: Das kann ich nicht tun.»
    «Das liegt daran, dass ich es auch gesagt habe», erklärte Jesus in sanftem Tonfall.
    «Das   … könnte ein Grund sein», antwortete ich, völlig durcheinander.
    Warum konnte er das nicht tun? Er war der verdammte Jesus, der dem Wind Befehle gab, die Kranken heilte und übers Wasser latschte. Wenn er wollte, konnte er alles tun!
    «Willst du nicht?», fragte ich.
    «Ich bin im Auftrag Gottes unterwegs.»
    «Gott», fragte ich, ich konnte es nicht fassen, «Gott hält dich davon ab, meine Schwester zu retten?»
    «So kann man es nicht ausdrücken   …», setzte Jesus an.
    «Ich habe zu Gott gebetet, dass meine Schwester wieder gesund wird», unterbrach ich ihn. «Aber er hat sich nicht dafür interessiert!»
    «Hast du denn oft gebetet?»
    Die Frage warf mich doch etwas aus der Bahn. Oft, was war oft? Immer wenn ich Angst um sie hatte!
    Jesus hob an: «Wenn du zu einem Freund um Mitternacht gehst und ihn um drei Brote bittest   …»
    «Was   …?», fragte ich. «Was redest du denn jetzt von Broten?»
    «Wenn der Freund schon nicht aufsteht», so fuhr Jesus ungerührt fort, «weil er dein Freund ist, dann wird er wegendeiner Zudringlichkeit aufstehen und dir die Brote geben.»
    Jesus sah mich an, als ob ich jetzt etwas hätte begreifen müssen, aber ehrlich gesagt, ich verstand nur Brot.
    «Das war ein Gleichnis», erklärte er.
    Ach nee, dachte ich mir. Dann fragte ich mich, ob die Leute in Palästina es auch so schwer hatten, ihn auf Anhieb zu verstehen.
    «Du musst bei Gott ausdauernd sein, um dir Gehör zu verschaffen», erläuterte Jesus.
    Ich hätte also mehr beten müssen?
    «Was ist Gott? Eine Diva?», fragte ich sauer.
    Jesus war überrascht von meinem Ausbruch, ich hatte sein Gleichnis wohl nicht so aufgenommen, wie er sich das vorgestellt hatte. Bevor er aber etwas erwidern konnte, hörten wir das Horn der
Bethlehem vier
. Das Schiff würde jeden Augenblick ablegen.
    «Verzeih, ich muss jetzt an Bord des Schiffes gehen», sagte Jesus.
    Ich war umsonst hergekommen. Kata würde nicht geheilt werden. Völlig verzweifelt starrte ich Jesus an und suchte nach Worten, doch da stürmte Michi aus dem Bordell. Er starrte mich mit großen Augen an und erklärte entsetzt: «Ich habe da drin Dinge gesehen, die kein Mann je sehen sollte.»
    Verstört verschwand er in Richtung seines Käfers. Das Horn des Schiffes ertönte erneut, und Jesus verabschiedete sich: «Lebe wohl, Marie.»
    Er machte sich auf den Weg.
    Meine Verzweiflung verwandelte sich in Wut. Wenn man also häufiger anklopfen musste, um sein Brot zu bekommen, dann würde ich das jetzt tun!
    «Jesus, warte!»
    Er drehte sich nicht um.
    «Jesus!!!»
    Er drehte sich immer noch nicht um.
    «Eloi, eloi, lama, sabati», rief ich ihm schließlich voller Schmerz hinterher.
    Jetzt blieb er stehen und drehte sich um: «Das bedeutet auf Hebräisch: Mein Gott, mein Gott, mein Lama ist unfruchtbar.»
    «Eloi, Eloi, lladara sabati», versuchte ich es erneut.
    «Und das bedeutet: Mein Gott, mein Gott, mein Hut ist unfruchtbar.»
    «Du weißt doch, was ich meine!», schrie ich ihn an.
    Am liebsten hätte ich vor lauter Verzweiflung gegen seine Brust getrommelt.
    «Ja, ich weiß es», erwiderte er.
    Und dann sagte er leise, mit eigenem Schmerz unterlegt: «Eloi, Eloi, lema sabachtani.»
    «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?», übersetzte ich. Anklagend. Wütend. Todunglücklich.
    Jesus dachte nach. Lange. Dann verkündete er: «Ich werde ein anderes Schiff

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