Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jesus liebt mich

Jesus liebt mich

Titel: Jesus liebt mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
Vom Netzwerk:
nehmen.»
    Ich konnte mein Glück kaum fassen. Freudig rannte ich auf ihn zu und fiel ihm um den Hals.
    Er ließ sich das gefallen. Er genoss es sogar. Ich drückte ihn daraufhin fest an mich. Auch das genoss er. Denn in diesem Augenblick war er wieder Joshua.
     
    Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass ich das Talent habe, jeden noch so schönen Moment zerstören zu können?

35
    Überschwänglich gab ich Joshua einen Kuss auf die Wange. Für einen kurzen Moment genoss er auch den. Das spürte ich genau! Doch dann erschrak Joshua über sich selber, löste die Umarmung und erklärte: «Wir müssen zu deiner Schwester eilen.»
    Ich fragte mich, ob ich mich schämen sollte. Aber ich fühlte gar keine Scham. Schließlich war der Kuss aus tiefer Dankbarkeit entstanden. Und aus Liebe. Es konnte doch nicht falsch sein, wenn man Jesus liebte.
    Jesus liebte?
    Oh, oh! Ich wusste, dass er Jesus war, und ich liebte ihn trotzdem?
    Jetzt schämte ich mich doch.
     
    Im Auto, auf der Fahrt nach Malente, schwieg ich. Jesus saß auf der Rückbank und betete auf Hebräisch. Ob er Gott für seine Reaktion auf meinen Kuss um Verzeihung bat? Wie auch immer, er schaffte es damit, Distanz zu mir aufzubauen. Während ich peinlich berührt aus dem Fenster starrte, konnte sich Michi kaum auf das Lenken konzentrieren. Die Anwesenheit Jesu machte ihn nervös. Er glaubte zwar noch immer nicht ganz, dass da der Sohn Gottes auf der Rückbank seines schmuddeligen VW Käfers saß, aber die charismatische Ausstrahlung Jesu, der er jetzt das erste Mal ausgesetzt war, zerstreute langsam seine Zweifel.
    «Wie soll ich dir glauben, dass du der Messias bist und nicht irgendein Spinner?», fragte Michi.
    «Indem du es einfach glaubst», erwiderte Jesus gelassen.
    «Das kann ich nicht!»
    «Das ging vielen Leuten in Judäa auch so, besonders in den Tempeln», erwiderte Jesus.
    Diese Aussage nagte an Michi. Als Gläubiger hatte er sich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie mit den überheblichen Rabbinern im Tempel identifiziert.
    Während Michi mit seinem Glauben haderte, merkte ich, dass ich das letzte Mal im Salsa-Club auf der Toilette gewesen war. Wir fuhren auf einen Parkplatz, und ich ging todesmutig auf eine jener typischen Autobahntoiletten, die jeden Hygienebeauftragten in den Freitod treiben konnten. Als ich etwas später erleichtert wieder raustrat, trat der verunsicherte Michi auf mich zu und fragte: «Du bist dir sicher, dass der Mann da Jesus ist?»
    «Ja.»
    «Schwörst du es?»
    «Beim Leben meiner Schwester.»
    Michi überlegte und überlegte und sagte schließlich: «Dann werde ich ihn jetzt bitten, dass er mir meine Sünden vergibt.»
    Ich staunte nicht schlecht und folgte meinem Freund zu dem Käfer. Dort fing Michi an, Jesus von seinen Sünden zu berichten, und ging dabei chronologisch vor: Er begann mit einer Geschichte, in der ein Bunsenbrenner, ein Deospray und der entflammte Bart eines Erdkundelehrers wesentliche Rollen spielten. Dann kam er zu den Sünden der Jetztzeit und erzählte von seinem Käfer, den er sehr liebte, obwohl der mehr CO 2 -Gase produziert als die meisten afrikanischen Staaten. Er beichtete, dass er wusste, wie Nutztiere in der Viehzucht brutal gequält werden, und dennoch Fleischesser war, er hatte sogar ein T-Shirt mit der Aufschrift «Vegetarier essen meinem Essen das Essen weg». Er beichtete auch, dass er gerne Kaffee trank, obwohl er wusste, dass die Bauern inden Entwicklungsländern ausgebeutet werden, genauso wie die Mädchen, die in den Erwachsenen-Videos aus seiner Videothek mitspielten, die Titel hatten wie «Ich sah es kommen».
    Dann bat Michi mich, außer Hörweite zu gehen.
    «Warum?», wollte ich wissen.
    «Ich komme jetzt zu den Sünden, die in die Kategorie ‹Begehr nicht deines Nächsten Weib› fallen.» Er blickte verschämt zu Boden, und mir wurde mulmig, befürchtete ich doch, dass es sich bei des Nächsten Weib um mich handeln könnte. Daher ging ich lieber weg.
    Aus der Ferne betrachtete ich, wie mein Freund mit hochrotem Gesicht Jesus all seine gedanklichen Sünden beichtete. Dabei fragte ich mich, ob es nicht eine gute Idee wäre, Jesus auch all meine Lebenssünden zu beichten. Ihm das mit Sven zu erzählen hatte mir ja schon geholfen. Die Prostituierte schien ebenfalls sehr erleichtert gewesen zu sein, ihr Herz bei ihm ausschütten zu können, und auch Michi tat es sichtlich gut. Selbst wenn der Messias das ein oder andere Mal bei Michis Schilderungen befremdet die Stirn runzelte.
    Er

Weitere Kostenlose Bücher