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Jesus liebt mich

Jesus liebt mich

Titel: Jesus liebt mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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selbst es tat. Aber nicht häufiger als in allen anderen Orten der Welt auch. Eigentlich lag Malente damit sogar im unteren Mittelfeld.
    Aber das war egal, fast jeder Mensch hatte das Potenzial, ein apokalyptischer Reiter zu werden, das wurde Satan endgültig klar. Von daher konnten seine Krieger auch genauso gut aus diesem Kaff kommen. Und da er von der Zeichnerin so sehr fasziniert war, sollte sie die Reiterin namens «Krankheit» werden.
     
    Während Kata am Zeichenbrett gegen ihre Schmerzen ankämpfte und versuchte, etwas zu Papier zu bringen, klingelte er an der Tür. Satan hatte den Zeitpunkt abgepasst, an dem sie allein zu Hause sein würde. Allein waren die Menschen immer am anfälligsten für ihn. Oder in der Masse.
    Kata ging die Treppe hinunter. Sie hoffte nur, dass es nicht ihre Schwester war, die schon wieder an der Tür stand. Klar, irgendwann müsste sie Marie von der Krankheit erzählen, aber noch war sie nicht so weit. Kata wusste nur eins: Diesmal würde sie einfach in Würde aufgeben. Einen weiteren Kampf gegen den Tumor würde sie nicht ertragen können. Nicht die Chemos und schon gar nicht die hilflosen Gesichter der Ärzte, von denen die meisten Milchbubis waren, die sich fragten, warum sie nicht etwas Lukrativeres wie zum Beispiel Investmentbanker geworden waren.
    Kata öffnete die Haustür, und dort stand, zu ihrer Überraschung, der George-Clooney-Verschnitt.
    «Was willst du denn hier?» , fragte sie genervt.
    «Dir ein Angebot machen.»
    «Sind Avon-Berater nicht schon längst ausgestorben?» , gab sie zurück.
    «Ich kann deinen Tumor heilen» , lächelte Clooney-Satan charmant.
    Kata war für eine Sekunde sprachlos. Woher wusste der Typ von ihrer Krankheit?
    «Du musst mir nur eine Kleinigkeit dafür geben» , erklärte Satan.
    Ihm bereiteten diese «Wir machen einen Deal»-Gespräche eine solche Freude. Menschen waren ja so schnell bereit, ihre Seele zu verkaufen, um das zu bekommen, was sie wollten: Sei es Erfolg oder den Aufstieg der Lieblingsfußballmannschaft, oder auch nur einen Coffee to go, wenn sie beim Einkaufsbummel in
der Stadt müde wurden. Und nicht zu vergessen der ewige Topseller in seinem Angebot: Sex.
    «Ich   … hab keinen Tumor» , erwiderte Kata.
    «Natürlich nicht» , grinste Satan. «Aber falls ich ihn doch heile, würdest du mir dafür eine Kleinigkeit geben?»
    Für einen kurzen Moment bekam Kata Hoffnung, so absurd es auch war. Und nichts beunruhigt eine Todgeweihte so sehr wie die Angst vor enttäuschter Hoffnung. Deswegen wollte sie diesen unangenehmen Kerl sofort loswerden und antwortete: «Ja, ja   … klar   … Hauptsache, du verschwindest.»
    «Willst du gar nicht wissen, was für eine Kleinigkeit ich haben will?» , fragte Satan.
    «Nein» , erklärte Kata und knallte die Tür zu.
    Hach, lächelte Satan, die Menschen hatten zwar einen freien Willen. Aber mit ihren Seelen gingen sie wirklich recht fahrlässig um.

37
    Ich verstand nun rein gar nichts mehr: Was war passiert? Hatte ich mich geirrt? War Kata gar nicht krank? Sie selbst schien auch ganz verunsichert zu sein von Jesu Auftritt und sagte in einem etwas zu bemüht coolen Tonfall: «Die von der geschlossenen Psychiatrie sollten mal dringend ihre Schlösser auswechseln.»
    Erschwerend kam zu meiner Verwirrung hinzu, dass ich Jesus beleidigt hatte. Den Kuss auf die Wange hatte er mir noch verziehen, aber nun glaubte er, ich hätte ihn reingelegt.Höchstwahrscheinlich dachte er, es wäre alles nur ein Trick gewesen, damit er bei mir blieb.
    Deprimiert blickte ich auf Katas Zeichenblock, und was ich darauf sah, lenkte mich sowohl von ihrem Tumor als auch von Jesu Verdorrungsblick ab:
    [Bild vergrößern]
    Kata sagte nur lakonisch zu mir: «Die Lebenszeit, die du mit Angsthaben verbracht hast, kriegst du nie wieder.»
    Ich konnte Kata noch nie ausstehen, wenn sie mir etwas von «Nutze den Tag» erzählte. Aber diesmal tat sie gut daran, denn sie brachte mich auf einen Gedanken, den ich durch ihre vermeintliche Krankheit bisher erfolgreich verdrängt hatte. Denn die Frage war doch: Wie viele Tage hatte ich denn überhaupt noch zum Nutzen? Oder besser gefragt: Wann kommt eigentlich das Jüngste Gericht?
     
    Nachdem Kata uns aus ihrem Zimmer geworfen hatte, stellte ich in Michis Videothek das erste Mal laut diese Frage und erklärte: «Es ist doch ein Unterschied, ob man nur ein paar Monate oder ein paar Jahre zu leben hat.»
    «Besonders, wenn man noch Jungfrau ist», rutschte es Michi heraus.
    Ich

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