Jesus von Nazareth - Band II
seiner welt-erneuernden Gegenwart. Wir bitten ihn in Augenblicken persönlicher Bedrängnis: Komm, Herr Jesus, und nimm mein Leben hinein in die Gegenwart deiner gütigen Macht. Wir bitten ihn, dass er Menschen, die wir lieben oder um die wir Sorge tragen, nahe werde. Wir bitten ihn, dass er in seiner Kirche wirksam gegenwärtig werde.
Warum sollten wir ihn nicht bitten, dass er uns auch heute wieder neue Zeugen seiner Gegenwart schenke, in denen er selber kommt? Und diese Bitte, die nicht unmittelbar auf das Weltende zielt, aber doch wahre Bitte um sein Kommen ist, trägt in sich die ganze Weite der Bitte, die er selbst uns gelehrt hat: „Dein Reich komme!“ Komm, Herr Jesus!
Kehren wir noch einmal zum Schluss des Lukas-Evangeliums zurück. Jesus führte die Seinen in die Nähe vonBethanien, so wird uns gesagt. „Dort erhob er seine Hände und segnete sie. Und während er sie segnete, verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben“ (24,50f). Jesus scheidet segnend. Segnend geht er, und im Segnen bleibt er. Seine Hände bleiben ausgebreitet über diese Welt. Die segnenden Hände Christi sind wie ein Dach, das uns schützt. Aber sie sind zugleich eine Gebärde der Öffnung, die die Welt aufreißt, damit der Himmel in sie hereindringe, in ihr Gegenwart werden kann.
In der Gebärde der segnenden Hände ist das bleibende Verhältnis Jesu zu seinen Jüngern, zur Welt ausgedrückt. Im Weggehen kommt er, um uns über uns selbst hinaufzuheben und die Welt für Gott zu öffnen. Deswegen konnten sich die Jünger freuen, als sie von Bethanien nach Hause gingen.
Im Glauben wissen wir, dass Jesus seine Hände segnend über uns ausgebreitet hält. Dies ist der bleibende Grund christlicher Freude.
LITERATURHINWEISE
Allgemeine Literaturhinweise zu Teil I
(dort S. 409f)
Wie im Vorwort ausgeführt, setzt dieses Buch die historisch-kritische Exegese voraus und bedient sich ihrer Erkenntnisse, will aber selbst diese Methode überschreiten auf eine eigentlich theologische Auslegung hin. Es beabsichtigt nicht, in die Dispute der historisch-kritischen Forschung einzutreten. Ich habe daher auch auf jeden Versuch irgendeiner Art von Vollständigkeit in der Literaturbenutzung verzichtet, die ohnedies unerreichbar ist. Die benutzten Werke sind jeweils im Text in Klammern kurz genannt; die vollständigen Titel findet man in diesen Literaturhinweisen.
Zunächst aber seien noch einige der wichtigeren neueren Jesus-Bücher genannt.
– Joachim Gnilka,
Jesus von Nazareth. Botschaft und Geschichte,
Herders theologischer Kommentar zum Neuen Testament, Supplementband 3, Herder, Freiburg – Basel – Wien 1990.
– Klaus Berger,
Jesus,
Pattloch, München 2004. – Auf der Basis gründlicher exegetischer Kenntnis stellt der Verfasser wesentlich Gestalt und Botschaft Jesu im Dialog mit den Fragen der Gegenwart dar.
– Heinz Schürmann,
Jesus. Gestalt und Geheimnis,
Gesammelte Beiträge, hg. von K. Scholtissek, Bonifatius, Paderborn 1994.
– John P. Meier,
A Marginal Jew. Rethinking the Historical Jesus.
Doubleday, New York 1991ff – Dieses mehrbändige Werk eines amerikanischen Exegeten ist in vieler Hinsicht ein Muster historischkritischer Exegese, deren Bedeutung wie deren Grenzen darin sichtbar werden. Lesenswert die Rezension des 1. Bandes durch J. Neusner,
Who Needs the Historical Jesus?,
in: Chronicles, Juli 1993, S. 32 – 34.
– Thomas Söding,
Der Gottessohn aus Nazareth. Das Menschsein Jesu im Neuen Testament,
Herder, Freiburg – Basel – Wien 2006.
– Das Buch versucht nicht, den historischen Jesus nachzuzeichnen, sondern stellt das Glaubenszeugnis der verschiedenen neutestamentlichen Schriften dar.
– Rudolf Schnackenburg,
Die Person Jesu Christi im Spiegel der vier Evangelien,
Herders theologischer Kommentar zum Neuen Testament, Supplementband 4, Herder, Freiburg – Basel – Wien 1993.
– Diesem im Vorwort [zu Teil I] angesprochenen Buch hat Schnackenburgnoch ein letztes, kleines und sehr persönliches Werk folgen lassen:
Freundschaft mit Jesus,
Herder 1995, in dem er allerdings „den Akzent weniger auf das Erkennbare … als auf die Wirkungen“ legt, „die Jesus in den Seelen und den Herzen der Menschen erzeugt“, und so – wie er sich ausdrückt – einen „Balanceakt zwischen Vernunft und Erleben“ (S. 7f) versucht.
In der Auslegung der Evangelien stütze ich mich überwiegend auf die einzelnen Bände von
Herders theologischem
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