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Jesus von Texas

Jesus von Texas

Titel: Jesus von Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DBC Pierre
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hab.«
    »Laß uns nicht wieder damit anfangen. Ich will nur nicht, daß der Tag kommt, ohne daß du, du weißt schon, vorbereitet bist. Na ja, morgen ist der 28. März, damit hätten wir eine weitere Abstimmung abgehakt ...«
    Der Todestrakt wird jedesmal ganz still, wenn meine alte Dame anruft. Ich schätze mal, im weiten Fernsehland wird's ähnlich sein, ihr wißt ja selbst, wie unterhaltsam sie manchmal ist.
    »Hast du die Sache für Pam bekommen?« frage ich.
    »Ja, hab ich, und vielen Dank, von uns beiden. Weißt du, wir haben sogar gesagt ...«
    »Mom, ich denke, ihr solltet ihn am, du weißt schon - ihr solltet ihn benutzen, wenn's soweit ist.«
    »Das ist es doch, was wir auch gesagt haben ...« Ich warte und höre sie am anderen Ende ganz leise schluchzen, und dann vernebeln sich auch meine Augen. Sie schnaubt sich die Nase, geht kurz vom Hörer weg, um sich zu fangen, und kommt mit einem Seufzen zurück. »Dann können wir uns an dich erinnern, wie wir dich kannten, und uns vorstellen, du bist mit deinem Rad unterwegs ...«
    »Klar«, sage ich. »Dafür hab ich den Gutschein ja geschickt - ihr könnt ihn in jeder Filiale verwenden, hast du gesehen?«
    »Ja, und wir sind dir sehr dankbar, besonders bei den neuen Preisen für Chick 'n' Mix. Pam und ich werden uns den Gutschein teilen, Vaine kann selber bezahlen ...«
    »Und Ma - sag Granny, sie muß auch nicht herkommen.«
    Es entsteht eine Pause. »Die Sache ist, Vernon, ich hab deiner Granny nichts gesagt von deinem, du weißt schon - deinem Ärger. Sie ist alt, und sie schaut sowieso nur Shopping-Kanal, sie wird die Nachrichten gar nicht sehen - ich finde, das sollte unser kleines Geheimnis bleiben, okay?«
    »Und was ist, wenn ich dieses Frühjahr nicht zum Rasenmähen komme?«
    »O verdammt - Vernon, die Mädchen sind gerade gekommen, und ich bin noch nicht fertig mit Vaines Rock.«
    »Vaine trägt einen Rock?«
    »Hör zu, Schatz, wir trommeln Stimmen für dich zusammen, also mach dir keine Sorgen - manche Leute warten jahrelang in der Trrdszrrlle ...«
    Nach dem Telefonat lege ich mich auf die Pritsche und wälze ein paar Gedanken. Bedürfnisse, Mann - menschliche Bedürfnisse. Mom hat mal gesagt, daß Pam deshalb so gerne ißt, weil Essen das einzige in ihrem Leben ist, das sie kontrollieren kann - es verschwindet nicht vom Teller oder lehnt sich gegen sie auf. Als ich darüber nachdenke, geht mir Leona durch den Kopf, wie sie sich in den Strahlen der Aufmerksamkeit sonnt, und der gute alte Mr. Deutschman fällt mir ein, wie er sich seinen beißenden Lüftchen hingibt. Mitgefühl, das blindlings in den wunden Schwamm von Moms Leben tropft. Geschmolzener Käse und Vaine Gurie. Gib ihnen allen, wonach sie verlangen, das ist meine Meinung.
    Ich weiß, daß der Barn Gutschein ein echtes Verlangen von Pam befriedigt, aber ich sollte mir noch was speziell für Mom einfallen lassen, obwohl ein weiterer Tod in der Familie wahrscheinhch sogar ihr wahres Bedürfnis befriedigen würde, das nach Mitgefühl. Bloß blöd, daß ich es sein muß. Und wißt ihr, wem ich noch gern einen Wunsch erfüllen will? Der ollen Mrs. Lechuga. Sie hat 'ne harte Zeit hinter sich, und ich bereue die Sachen, die ich über Max gesagt hab. Kann schon sein, daß ich nur auf die Buttercremedrüse drücke mit dieser ganzen Wunscherfüllung, aber was soll's - man stirbt nur einmal. Was wirklich komisch ist: Ich hab sogar das Gefühl, ich sollte dabei an die blöden Karnickel-Medien mit ihren Schwenks und überraschenden Wendungen denken. Man kann nur mutmaßen, was sie wirklich wollen.
    Und dann ist da noch Taylor. O Tay. Sie ist jetzt per du mit den ganzen Medienleuten, Reportern und so, mit Helikoptern und dem ganzen Zeug, es wird also nicht einfach werden, ihr einen Wunsch zu erfüllen. Was sie wirklich will, ist 'ne große neue Story, die ihre Karriere in Gang bringt. Vielleicht läßt sich da ja sogar was machen, mit einem wirklich netten Anruf zum Beispiel. Vielleicht ist das ja was, womit sich alle schwierigeren Wünsche erfüllen lassen - ein nettes Telefonat.
    Ich arbeite mich durch die Liste der Begehrenden, bis ich auf Vaine Gurie stoße. Sie hat sich ja jetzt scheinbar Pam angeschlossen - muß man echt nicht vertiefen, das Thema. Das einzige, was ich mir vorstellen kann, was Vaine haben will, ist ein mordlustiger Irrer, an dem sie mit ihrem SWAT-Team üben kann. Vaine ist 'ne harte Nuß. Obwohl, wenn ich ehrlich bin, dann halte ich mich deshalb so lange mit ihrem Wunsch auf,

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