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Jesuslatschen - Größe 42

Jesuslatschen - Größe 42

Titel: Jesuslatschen - Größe 42 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Paul
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Informationsquelle dieser „IM Lilie“. So
gebraucht, ist dieses Wort sogar mit einem frischen Gefühl verbunden. Diese
zwei Buchstaben wurden, durch den uns verordneten staatlichen Irrsinn, sinnlos
und buchstäblich zum Unwort. Der Begriff selbst kann nichts dafür, er ist
irgendwann einmal aus Bequemlichkeit geschöpft wurden. Ganz im Sinne der Konspirativität . Ich habe ihn heute hier neben dem
Waschhaus gefunden, freigelegt und ihm einen neuen Sinn gegeben.
    Bei El Franco mache ich eine Rast, im Schatten der Bäume
auf einer kleinen Brücke sitzend. Brücken haben es mir angetan. Von denen eher
die kleinen, welche Bäche überspannen. Hier hört man das Wasser meist, diese
sind nicht weit entfernt vom Anfang dem Quell. Das Wasser ist ursprünglich,
klar und rein. Und diese Klarheit überträgt sich, wenn man sie benötigt.
Gedanken strömen wie der Bach. Man soll es zulassen, sich darauf einlassen. Das
ist keine Frage der Zeit, es ist eine Frage des Ursprungs. Und genau darum geht
es, als plötzlich vor mir ein Señor steht. Es dauert einen Moment der Überraschtheit .
    Der
Herr bemerkt meine ratlose Mimik als er zu reden anfängt. Sinngemäß macht er
mir klar, dass ich ihn auch verstehe, wenn ich ihn nicht verstehe. Nicht, dass
er auf mich einredete wie der „Rüsselsheimer“ oder „José der Schnellsprecher“.
Nein, er erzählte ruhig, mit bestimmten Gesten in Richtung seines Dorfes und
der Umgebung hier. Lässt mich dann einfach ausdrücken, was ich möchte.
Anschließend verabschieden wir uns. Er läuft weiter den Bach entlang über eine
blühende Streuobstwiese. Verwundert schaue ich ihm nach, er dreht sich nicht
um.
     
     
    „Ich halte den Gang für das
Ehrenvollste und Selbständigste in dem Manne und bin der Meinung, daß alles
besser gehen würde, wenn man mehr ginge.
    ... Fahren zeigt Ohnmacht,
Gehen Kraft.“
    Johann Gottfried Seume
     
     
    Am
Nachmittag stehe ich am Ortseingang von Taipa de Casariego vor der Herberge. Auch so ein Meilenstein für
mich. Die Aussicht über der Steilküste zu schlafen, hat mich gerade auf diese
Herberge neugierig gemacht. Sie erfüllt vollkommen meine Erwartungen. Den
Schlüssel bringt mir, nach mehreren Anrufen, Donna Marta Jesus persönlich
vorbei. Muchas Gracias. Wieder bin ich der Einzige in dem modernen Gemäuer. Das
Haus sieht einer Kapelle ähnlich, ist aber neu und extra für Pilger erbaut. Es
steht genau über dem Steilufer, am Rande ist eine kleine Wiese mit einem
Trockenplatz. Hier weht der Wind heftig vom Meer her. Ich hänge gerade meine
fünf Teile SOS-Wäsche auf. In dem Moment kommt ein Großvater mit einem Mofa
angebraust wie der Wind persönlich, bremst und lehnt das Gefährt an die
Herbergswand. Er packt seine Angelruten aus und schaut mich offen an. Ich frage
ihn, ob er ein Pescador ist? Pescador ist so ziemlich die einzige, mir bekannte spanische Vokabel welche mit dem
Angeln in Verbindung zu bringen wäre. Das Wort bedeutet übersetzt Fischer. Der
ältere Herr bejaht meine Frage und seine Augen strahlen. Er lädt mich ein, mit
ihm zu kommen. Ich brauchte erst noch etwas Ruhe und Essen. Eingeprägt hat sich
das Wort Pescador , weil Salvador Dalí den Fischern
von Cadaques besonders zugetan war. Sein eigenwillig
verschachtelter Atelier- und Wohnkomplex ist aus einer Fischerhütte entstanden.
Einmal im Jahr lud der Meister die Fischer des Ortes zu sich ein und feierte
mit ihnen ein Fest. Warum erwähne ich stets diesen spanischen Künstler? Seine
Kunstwerke und sein Wirken haben seit Jahren meine Sichtweise auf die Dinge
verändert. Ich nehme sie mit in den Alltag und erfahre dadurch so manches
Geheimnis, welches hinter den Dingen verborgen ist. Der alte Herr verabredet
sich mit mir in ca. einer Stunde an den Klippen. Ich nehme die Vorräte und gehe
die steile Treppe zum steinigen Strand hinunter. Dort finde ich ein geschütztes
Plätzchen und breite meine Köstlichkeiten auf den flachen Steinen aus.
Sardinen, Oliven, Tomaten, Baguette und einen Rest „Señor Rudi“, etwas ganz
Kostbares. Bequem setze ich mich auf einen alten Gummistiefel, welcher hier als
Strandgut herumliegt. Wieder habe ich ein freies Gefühl, frei, frei, frei.
    Von
weitem sehe ich den „ Pescador “ frei auf einer Klippe
stehen. Nach einigen Kletteraktionen stehe ich neben ihm, ganz ruhig, ohne
Kommentar. Nach dem Einholen der Angel zeigt er mir den blanken Haken und
meint: „ Comar .“ Ein Merseburger Petrijünger würde
sagen: „abgefressen“. Auf den

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