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Jesuslatschen - Größe 42

Jesuslatschen - Größe 42

Titel: Jesuslatschen - Größe 42 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Paul
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Menschen. Sehr interessante Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Es
setzt schon etwas Professionalität voraus, derartige Aufnahmen zu
fotografieren. Die Besonderheiten des Menschen vor der Linse herauszuarbeiten.
Sowohl äußere Merkmale, als auch die inneren Werte. Weiterhin gefällt mir das
Selbstbewusstsein der dargestellten jungen Menschen. Das oft unkonventionelle
Outfit bildet einen inneren Gleichklang mit dem Menschen. Man sieht den jungen
Gesichtern an, dass es bewusst weitergeht in deren Leben.
     
    Wir
machen uns gemeinsam auf den Weg zum vergessenen Wanderstab und haben einfach
nur Glück. Das Geschäft hat geöffnet. Die Verkäuferin erkennt mich schon beim
Eintreten in ihren Laden. Ohne dass ich fragen muss, zeigt sie in die Ecke
neben den Gemüsestiegen. Dort steht er unverkennbar, mein mir sehr wichtig
gewordener Holzkamerad.
    Für
seine Bemühung mir helfen zu wollen, lade ich Marcus in eine kleine Kaffeebar
zu einem Kaffee ein. Sicher wäre er ohne mein Anliegen nicht so zeitig
aufgestanden. Weiter geht unser Fotoexkurs über Studienthemen, Sichtweisen
seines geehrten Professors und eigene Pläne. Arbeiten mit einer Lochkamera,
Röntgenfilmen, Infrarotmaterial oder das Lichtzeichnen mit einem Laserpointer sind Erfahrungen meinerseits, welche Marcus
als Anregungen dienen können.
    Er
begleitet mich noch bis zur Promenade oberhalb der Steilküste. Unterwegs bringt
Marcus mir so ganz nebenbei die Vorteile dieses diffusen Morgenlichtes nahe. Es
entstehen ganz neue Sichtweisen. So können dieses trübe Tageslicht und die
Wolken überm Meer bewusst Motive in ein Highlight umwandeln. Alles eine Frage
der eigenen Einstellung und der Perspektive. Nicht nur die der automatisch
knipsenden Fotoapparate.
     
    „Der Tourist fordert, der
Pilger gibt.“
     
    Das
nicht nur im materiellen Sinne, ich bin auch dankbar für Anregungen, welche
mich beim Fotografieren ein Stück weiterbringen. Nach fotografischem Geben und
Nehmen verabschieden wir uns mit „Gut Licht“ und werfen wieder einzelne
Schatten auf den Weg. Jeder den Seinen.
    Vor
mir entfaltet sich ein ausgesprochener Sonntagsweg, wäre denn nur der schwere
Rucksack nicht. Oberhalb der Steilküste entlang, entdecke ich wirklich
„blühende Landschaften“, einsame sandige Strände, felsige Buchten und Weiten.
Hier mache ich stellvertretend ein einziges Foto, es hätten gewiss ein paar
mehr sein können. Allesamt Potkartenmotive .
    Das
Meer an der Steilküste zeigt mir die Endlichkeit der Wege und die Unendlichkeit
des Seins. Etwas wehmütig liege ich hier, ein paar Kilometer vor Ribadeo , im Gras. Es hat sich eine Abschiedsstimmung
breitgemacht. Der Grund dafür ist, dass ich genau hier die Küste verlasse. Am
liebsten würde ich, der Küste folgend, meinen eigenen Weg weitergehen. Dazu
fehlen mir die Zeit und Informationen. Nun heißt es Abschied nehmen von dieser,
mich lange begleiteten, Weite des Meeres. Über fünfhundert Kilometer hat das
Meer seine Wolken auf mich abgeregnet, musste ich die schroffen Täler und
Buchten durchwandern, Flussmündungen queren, Umwege in Kauf nehmen. In der
gleichen Zeit sah ich aber auch fantastische Naturschauspiele, Sonnenaufgänge,
wilde Brandung, Ebbe und Flut, Regenbogen, fantasievolle Wolkengebilde und das
Sternenmeer als Wegweiser nach Compostela. Eine ganze Palette von Farben hat
sich mir eingeprägt, Farben, welche man im Alltag niemals so wahrnehmen kann.
    Ganz
besonders erlebe ich stets das Gefühl wirklicher innerer Freiheit und Einheit.
Sich das Leben nehmen, bedeutet nicht gleich sich das Leben zu nehmen. Sich das
Leben nehmen, wie es ist, kann so etwas Wundervolles sein. So, dass einem fast
der Kopf platzt, wenn der Tag um ist.
    In
einer kleinen Kirche möchte ich etwas Ausruhen, jedoch ist das Portal
verschlossen. An der schweren Holztür wurde in Blickhöhe ein Türchen
herausgearbeitet. Neugierig öffne ich diese kleine Tür und kann somit in das
Innere der Kirche schauen. Was ich nun erblicke, strahlt förmlich in mich
hinein. Die Luke engt den Blickwinkel in den Innenraum geschickt ein. Der
Mittelpunkt des Einblickes ist auf einen aufwändig verglasten Rahmen gerichtet,
welcher direkt vor dem Altar steht. In dessen Zentrum strahlt ein gläserner
Gralskelch. Das seitlich einfallende Sonnenlicht erhellt genau diesen Punkt so,
dass er in einem tiefblauen Ton leuchtet. In diesem Kelch leuchtet ein
geheimnisvolles Rätsel.
    Beim
Überqueren der bestimmt achthundert Meter langen Brücke über die Mündung des
„Rio Eo

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