Jesuslatschen - Größe 42
sammelt, sondern viele Statuen und
Bilder selbst gestaltet. Die Stücke identifizieren sich direkt mit der
religiösen Kultur und Liebe zu Galicien. Man findet hier neben keltischen
Symbolen moderne Kunst. Die ausgestellten Stücke lassen eine Symbiose zwischen
Mensch und Natur erkennen.
Zu Essen kann mir die junge Frau nichts reichen, da sie
mehr oder weniger zufällig hier ist. So bleiben ein Kaffee und ein kühles
Getränk das einzige Labsal an diesem Ort. Die Augen haben alle Wimpern voll zu
tun, um all das hier Gezeigte zu erfassen, es steckt viel Fantasie und Liebe in
den ausgestellten Stücken und bestimmt auch im Personal. Die Ausstellung im
Garten, mit zahlreichen Granitskulpturen, einer Kapelle in einem Kastanienbaum
und einem internationalen Taubenschlag, bleibt mir versagt. Daher kann ich
diese größeren Werke des Künstlers nur im Katalog der Ausstellung betrachten.
Was
mir nun begegnet, ist ein böser Zufall, im eben angeschalteten Fernseher läuft
der Film über „Hitlers letzte Tage“. Ich will und kann diese Fratze einfach
nicht ertragen, schon gar nicht hier. Sofort erinnere ich mich in dieser
Umgebung an die baskische Stadt Guernica . Am 26.
April 1937 bombardiert die deutsche „Legion Condor“ Guernica .
2.500 Brandbomben und 50 Tonnen Sprengbomben zerstören diese Stadt zu siebzig
Prozent. Pablo Picasso hat dieses Verbrechen in seinem Gemälde „ Guernica “ verewigt und damit gleichzeitig einen Spiegel
aufgestellt, für all jene, die beständig leugnen. Eins bewirkt diese Begebenheit,
ich sehe mich in diesem Spiegel und setze das Tarngefleckte Piratentuch ab
sofort nicht mehr auf!
In Baamonde bin ich dann doch noch zweimal drei von Vilalba bekannten Pilgern begegnet. Zuerst kommt die
Geräuschkulisse von heute Morgen, sie laufen wie aufgefädelt im Eiltempo strack hintereinander. Ein seltsames Bild, wie die drei
durch die Natur stampfen. Sieht sehr sportlich aus. Eher etwas für ein
Verfolgerrennen auf der Radrennbahn, diesmal allerdings ohne Fahrrad.
Anschließend überholen mich grüßend die drei spanischen Radsportfreunde. Weiter
geht es über sandige Pisten und staubige Feldwege, durch kahle Eukalyptuswälder
immer den steinigen Klang der Schritte im Ohr.
Plötzlich
vernehme ich hinter einer Mauer laute Musik. Ein spanischer Tenor gibt sein
Bestes zu den Klängen typisch spanischer Orchester-Musik einfach so in diesen
Tag hinein. Das begeistert mich spontan. Ich komme an eine halboffene Pforte,
welche von zwei Schwertern in den Innenseiten der schweren, steinernen
Türfaschen geziert wird. Ein Zeichen? Neugierig macht es mich auf alle Fälle.
Erst mal auf den Entstehungsherd dieser Wohlklänge. Und dann auf das Wesen,
welches seine Eingangstür mit zwei in Granit gehauene Schwerter einfasst.
Vorsichtig öffne ich die Tür noch ein Stück und rufe ein „Hola“ in die
Richtung, aus der die Musik dringt. Irgendwie hat das die Wirkung wie pfeifen im dunklen Keller. Wer soll mich denn bei diesem
Lärm hören? Also betrete ich etwas entschlossener das Grundstück durch die
offene Pforte. In einer Werkstatt kommt mir ein etwa gleichaltriger Mann
freundlich entgegen. Er stellt den CD-Player leiser, bevor er mich begrüßt. Ich
stehe mitten in der Werkstatt eines Steinmetzes. Dieser Beruf ist seit vielen
Jahren ein stiller Traum von mir. Ein wahres Panoptikum tut sich mir auf. Die
Blicke kreisen über alles, was in den vier Wänden dieses Ateliers zu sehen ist.
Die
Begeisterung für das, was hier geschaffen wird, steht mir ins Gesicht
geschrieben. Das merkt auch der Hausherr, wir tasten uns über die Sprachbarriere
und dann geht’s los. Erst zeigt er mir kleine Details an seinem Haus, überall
entdeckt man seine Kunstwerke. An den Wänden des Hauses und der Mauer zur
Straße winden sich Schlangen. Er erklärt mir, dass diese das Haus vor dem Bösen
bewahren. Auch der Wohnraum trägt ohne Zweifel seine Handschrift. Den
Mittelpunkt des Raumes bildet eine bis zur Decke reichende Granitsäule. Den
oberen Bereich dieser Säule füllt das Familienwappen aus. Darunter hat der
Künstler die Porträts seiner Familienmitglieder in den harten Stein gemeißelt.
Er zeigt mir die steinernen Bildnisse seiner Eltern, Großeltern, Kinder und
mittendrin sein eigenes Porträt. Wieder in der Werkstatt, sehen wir uns ein
Album mit Abbildungen und Skizzen weiterer Arbeiten an. Sein ganzer Stolz ist
ein schneeweißes Elefantenbaby, welches er in Originalgröße aus einem
Marmorblock gefertigt hat. Auf den
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