JesusLuxus - Die Kunst wahrhaft verschwenderischen Lebens
dass der Mensch unheimlich viel mehr empfängt, als er gibt, und dass Dankbarkeit das Leben erst reich macht.«
Dankbarkeit heißt, verwurzelt zu sein im Leben. Auf der Gebetswand in einer Kirche habe ich mal den schönen Satz gelesen: »Ich danke, also bin ich.« Das Schönste im Leben ist, sich einem anderen zu verdanken. Dankbar zu sein heißt, das Woher zu wissen. »Sieh nicht auf die Gabe, sondern auf die Hand«, so lautet ein kluges deutsches Sprichwort.
Politisch danken
Damit wären wir bei der Politik. Dankbar zu sein ist ins Gerede gekommen. Eine wachsende Zahl von Menschen lebt von staatlicher Unterstützung. Aber »der Staat« ist nicht etwas »da oben«, sondern wir alle bilden ihn. Wir sind eine Gemeinschaft, die füreinander sorgt. Wir haben ein Sozialsystem, um das uns viele andere Länder beneiden. Zugegeben, es wird von einem komplizierten, fehlerintensiven bürokratischen System verwaltet, aber die Grundidee ist doch: Hier soll niemand hungern. Niemand soll vergessen werden. Niemand soll in Slums wohnen. In unserem Land soll es keine Gegenden geben, deren Bewohner vom Staat aufgegeben werden.
JesusLuxus-Anregung: Gehen Sie wählen
Ohne einen Funken Dankbarkeit für das, was wir in diesem Land erreicht haben, ist Politik unerträglich. Dann schleppt man sich zur Wahlurne und malt mit Unbehagen sein Kreuz. Wenn Sie aber »Danke« sagen können für irgendetwas, das Sie in Ihrem Leben, Ihrer Familie, Ihrer Umgebung oder Heimat erleben, gehen Sie anders wählen. Dankbarkeit und Liebe sind Geschwister. Ich habe Politiker erlebt, die ihre Stadt, ihr Bundesland oder ihre
Republik wirklich lieben und das nicht nur sagen, sondern wirklich meinen. Dazu müssen sie immer wieder Kompromisse machen, verhandeln und viele Interessen unter einen Hut bringen. Gehen Sie, auch als Training der Dankbarkeit, grundsätzlich wählen. Wenn Sie in der Wahlkabine stehen, sagen Sie zu sich: Danke, dass ich frei wählen und mit meiner Stimme mitgestalten kann. Dass ich mehr für dieses Land tun will, als nur mein Kreuz auf den Wahlzettel zu machen. Dass es auf mich ankommt. Dass es ein großer Wert ist, um den es hier geht. Dass mein Land und die Menschen in diesem Land eine ganz große Kostbarkeit sind.
Rückwirkend glücklich werden
Mithilfe der Dankbarkeit kann ein Leben gelingen - sogar rückwirkend! Das ist eins der wunderbarsten Geheimnisse des Dankens. Ich habe erlebt, dass Menschen mit fortschreitendem Alter ihr Leben endlich besser sehen konnten. Sie konnten die endlosen Vorwürfe gegen ihre Eltern endlich fallen lassen. Die Vorwürfe gegen sich selbst, gegen den Staat, die Vorwürfe gegen Gott. All die Last fiel von ihnen ab, und es blieb nur ein leises, manchmal sogar stummes: »Danke«. So wie es ist, ist es gut. Sie stellen fest: Solange wir das »Danke« verweigern, ändert sich nichts. Wer sich aber dazu durchringen konnte, für den taten sich neue Dimensionen auf: auf eine tiefe Art allezeit fröhlich zu sein. Auf eine wortlose Weise ohne Unterlass zu beten. Dankbar zu sein in allen Dingen. Aus dem mühsamen Kampf wurde ein anmutiges Geben-und-Nehmen im Tanz des Lebens.
Gottes Gerechtigkeit
Danken macht das Leben leichter. Aber das kann man nicht immer so singen oder sagen: Ich danke dem Leben. Die Dankbarkeit hat Gegner in uns selbst, und einer der schlimmsten ist jener Bedürftigkeitsmodus mit seinem juristischen Gerechtigkeitsdenken: »Das steht mir doch zu!« Ein anderer Feind des Dankens ist das Geld. »Wieso danken? Dafür wird der doch bezahlt!«
Dankbarkeit ist das Erinnerungsvermögen des Herzens. Sie hat ein Gespür für das, was wir empfangen. Der Dankbarkeitsmodus ist eigentlich unkomplizierter als der Bedürftigkeitsmodus: Er sieht nicht auf das, was fehlt, sondern auf das, was da ist. Dankbar sein heißt dann, einen Ausgleich zu schaffen und im gleichen Maß zu geben, wie man empfangen hat. Dankbarkeit ist die Grundidee von Gerechtigkeit, aber eine ganz andere als die juristische. Das ist die zentrale Idee des Apostels und klugen Theologen Paulus: Für Gott gilt eine andere Gerechtigkeit als für uns Menschen.
Jesus hat ein Gleichnis erzählt, in dem dieser große Gedanke in erstaunlich einfacher Form zum Ausdruck kommt. Es ist die Geschichte von den Arbeitern im Weinberg.
Das Himmelreich gleicht einem Hausherrn, der früh
am Morgen loszog, um Tagelöhner für seinen Weinberg
einzustellen. Als er mit ihnen über den Lohn einig
war - einen Silbergroschen pro Tag -, schickte er sie
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