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Jetlag

Jetlag

Titel: Jetlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edna Schuchardt
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Lieblingstrick, kurz vor Feierabend in eine Boutique zu stürzen, sich ein teures Kleid auszusuchen und es dann am nächsten Vormittag, eindeutig getragen, wieder zurückzubringen, hatte ihr bereits in mehreren Boutiquen Hausverbot eingebracht. Deshalb war Claire auch nicht sonderlich erpicht darauf, sie als Kundin zu behalten.
    "Wir haben diesen Pulli bestimmt noch einmal in Ihrer Größe da", sagte Sonny gerade mit gleichbleibender Freundlichkeit. "Und auf diesem ist ganz bestimmt kein Fleck."
    "Hoffentlich", murmelte Claudia Stördörfeld und wandte sich einem Regal mit Sweatshirts zu, um es gründlich durchzuwühlen. Als die Ladentür mit wütendem Elan aufgerissen wurde, vergaß sie jedoch ihren Spüreifer und wandte sich neugierig um.
    "Claire!" Melanie kam wie von Furien gehetzt in den Verkaufsraum gestürmt. "Wie konntest du Bruno nur zu mir schicken? Ich habe dich so gebeten, ihm nicht zu verraten, wo ich bin und jetzt? Er hat mit seiner albernen Klopferei und Brüllerei das halbe Haus rebellisch gemacht."
    Claire sandte einen stummen Fluch in Richtung Zimmerdecke, packte Mel am Arm und zerrte sie, ihren Widerstand ignorierend, in den Aufenthaltsraum.
    "Sag mal, spinnst du?" fuhr sie dort die Freundin an. "Ich habe keine Kneipe, sondern eine Boutique und zwar eine ziemlich anspruchsvolle. Also sind auch meine Kunden ziemlich anspruchsvoll. Auf jeden Fall schätzen sie solche Auftritte überhaupt nicht."
    "Na und?" Melanie reckte kämpferisch das Kinn vor. "Ich schätze es auch nicht, wenn mir meine beste Freundin in den Rücken fällt und mir meinen Exmann auf den Hals hetzt. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was für ein Theater Bruno gemacht hat. Er ist erst verschwunden, als ich ihm gesagt hab', daß ich überhaupt nicht mehr nach Hause komme, wenn er mich jetzt nicht in Ruhe läßt."
    Claire stemmte die Fäuste in die Seiten.
    "Na, dann ist doch alles gut!" hielt sie Melanie entgegen. "Bruno ist weg, du hast deine Ruhe. Was soll der Terz, den du hier gerade veranstaltest?"
    Melanies Miene veränderte sich. Plötzlich sah sie wie ein kleines Mädchen aus, daß seiner Mutter gestehen mußte, daß es deren teure Fuchsstola heimlich zum Spielen benutzt und dabei ruiniert hatte.
    "Okay, okay, ich hab' wohl etwas überreagiert", gab sie einsichtig geworden zu. "Aber es war eine so megapeinliche Situation. Bruno hat wie ein Idiot gegen die Tür gebummert und rumgeschrien, daß ich aufmachen soll, und daß er mit mir reden muß und so. Und ich lag mit Johnny im Bett und vor lauter Schrecken wußten wir gar nicht, was wir jetzt machen sollen." Eine erste Träne glitzerte in Melanies Augen. Mit einer beinahe trotzig wirkenden Geste wischte sie sie weg und fuhr fort. "Johnny hat dann auch die Panik gekriegt. Hat getobt, von wegen, daß ich ihm das mit Bruno hätte sagen müssen. Hat behauptet, daß er's nie mit verheirateten Frauen tun würde, weil er das echt mies findet und so. Natürlich hab' ich ihm kein Wort geglaubt, aber..."
    "Moment, Moment!" Claire hob abwehrend die Hände. "Wer ist dieser Johnny, und wieso lagst du mit ihm im Bett?"
    Mel sah sie einen Moment völlig perplex an, dann begann sie zu kichern.
    "Du kannst manchmal Fragen stellen!" Sie konnte nicht aufhören zu glucksen. "Okay, Johnny ist der DJ, von dem ich dir erzählt habe. Es ist gestern nacht spät geworden, weil wir noch auf den Flughafen gefahren sind. Na und da habe ich ihn eben mit zu mir genommen, weil er ja in Offenbach wohnt und weil - ach verdammt, weil ich eben mit ihm schlafen wollte!"
    "In meiner Wohnung?!" Claire kochte vor Zorn. Sie war bestimmt tolerant, aber das ging zu weit!
    "Wo denn sonst?" fragte Mel naiv. "Komm, jetzt sei nicht spießig. John ist in Ordnung, und ich hab' ihn lieb. Deshalb ist mit Bruno auch absolut Schluß. Ich werde mich von ihm scheiden lassen und mit John nach London gehen. Er will mich ganz groß rausbringen."
    Claire öffnete den Mund, um Mel anzuschreien, aber dann preßte sie die Lippen ganz fest zusammen. Nein, sie würde nicht auf diesen haarsträubenden Unsinn eingehen. Das, was Mel da gerade erzählt hatte, war einfach zu schwachsinnig. Zu blöde, um auch nur ein Sterbenswörtchen darüber zu verlieren.
    "Hör zu", meinte Claire statt dessen, nachdem sie sich ein wenig gefaßt hatte. "Bruno hat deine Eltern informiert. Ich schätze, sie werden demnächst hier einlaufen, um dich nach Hause zu holen. Ich finde, das wäre die beste Lösung. Du wärst wieder im Schoß deiner Familie..."
    "Oh

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